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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Explosion in Teutschenthal Anwohner beschwerten sich über stinkenden Müll in der Unglücksgrube
Nach dem Unglück in der Grube in Teutschenthal bei Halle beginnt die Suche nach der Ursache. Welche Rolle spielten die Abfälle, die in den Schächten verfüllt wurden? Ein Überblick.
In der Grube Teutschenthal, westlich von Halle in Sachsen-Anhalt, hat es am Freitag eine Explosion gegeben. Zwei Bergleute wurden verletzt, mehr als 30 waren unter Tage eingeschlossen. Sie konnten die Grube mittlerweile wieder verlassen. In der Grube werden Abfälle aus der Industrie gelagert. Was könnten sie mit dem Unglück zu tun haben?
Wozu wird die Grube genutzt?
In der Grube werden bestimmte Industrieabfälle eingelagert. Laut der Internetseite der Betreiberfirma GTS handelt es sich dabei unter anderem um Schlacken und Aschen von Verbrennungsanlagen, um kontaminierte, zum Teil arsenhaltige Bauabfälle, sowie Abfälle aus der Industrieproduktion. Im Unternehmen arbeiten etwa 100 Menschen.
Wurde in der Grube schon immer Müll gelagert?
Vor der Nutzung als sogenanntes Versatzbergwerk, wurde die Grube bis zu ihrer Stilllegung 1982 zur Kalisalzgewinnung genutzt. In rund 80 Jahren Betrieb wurden an die 40 Millionen Tonnen Kali- und Steinsalze aus der Erde geholt. Zurück blieben etwa 14 Millionen Kubikmeter an Hohlräumen.
Was könnte zu der Explosion geführt haben?
Was zu der Explosion vom Freitag in rund 700 Metern Tiefe geführt hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Allerdings wird vermutet, das Wasserstoff eine Rolle spielte. Das Landesbergamt hatte in einer ersten Stellungnahme darauf hingewiesen, dass die verfüllten Industrieabfälle Wasserstoff enthielten, was möglicherweise ursächlich für die Verpuffung war.
Gab es Probleme mit der Grube?
Die Grube gilt als einsturzgefährdet, weshalb sie seit 1992 mit Abfällen verfüllt wird. 1996 kam es zu einem Gebirgsschlag, der im Umkreis von 100 Kilometern zu spüren war. Zuletzt sorgte aber vor allem der von der Grube ausgehende beißende Gestank für Diskussionen. Anwohner beklagten gesundheitliche Probleme wie Atemnot und Übelkeit. Ende vergangenen Jahres nahm der Betreiber eine Geruchseliminierungsanlage in Betrieb. Nach Auskunft der Anwohner änderte sich dadurch zunächst aber nichts.
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Im Sommer schließlich entschied das Oberverwaltungsgericht in Magdeburg, dass der Betreiber ein Freilager auf dem Gelände der Grube zu schließen habe. Die Beschwerden von Nachbarn über den erheblichen Gestank seien ein legitimer Grund, um die Stilllegung anzuordnen, hieß es in der Begründung des OVG. Die GTS hatte angekündigt, dem Urteil zu folgen.
- Berichte des MDR
- Internetseite des Grubenbetreibers
- Eigene Recherchen