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Wunder von Lengede: 14 Männer überlebten Hölle von "Schacht Mathilde"


60 Meter unter der Erde verschüttet
Die Hölle von "Schacht Mathilde"

Von afp, t-online, dpa
Aktualisiert am 24.10.2013Lesedauer: 2 Min.
Das Wunder von LengedeVergrößern des Bildes
Am 7. November werden noch elf Verschüttete aus der Eisenerzgrube in Lengede gerettet (Quelle: dpa-bilder)

24. Oktober 1963: In einer Eisenerzgrube im niedersächsischen Lengede bricht ein Klärteich. 500.000 Kubikmeter Wasser und Schlamm strömen in den Schacht "Mathilde". Von den 129 dort beschäftigten Bergleuten werden 43 verschüttet. 29 von ihnen kommen bei der Katastrophe ums Leben, doch 14 Männer überleben das Unglück.

Nach acht Tagen retten Helfer drei Bergleute aus einer Luftblase. Nach 14 Tagen, als niemand mehr an Überlebende glaubt, werden weitere elf Männer lebend geborgen. Es grenzt an ein Wunder - das Wunder von Lengede.

"Noch eine Zigarette, und das war's dann wohl"

Adolf Herbst, damals der Jüngste, gehörte zu den elf Überlebenden, die zwei Wochen lang eingeschlossen waren. Schnell hatten die Bergmänner die Hoffnung verloren. "Das Wasser stieg immer weiter. Ich habe gesagt: 'Jetzt rauchen wir noch eine Zigarette, und das war's dann wohl.'", erinnert sich der heute 70-Jährige. Doch Herbst kann sich mit 20 anderen in den stillgelegten Stollen "Alter Mann" flüchten.

Eingeschlossen in einem etwa fünf Meter langen und drei Meter breiten Hohlraum leiden die Männer dort unter Hunger, Dunkelheit und Ungewissheit und haben Todesangst. Denn der "Alte Mann" ist nicht sicher. Die Stützbalken sind bereits entfernt, der Stollen soll einstürzen. Das Gestein ist ständig in Bewegung, zehn Bergleute werden davon erschlagen. Ihre Leichen bleiben unter Tage.

Trinkwasser aus einem See voller Leichen

Um zu überleben, trinken die Bergleute Wasser aus einem unterirdischen See, in dem die Leichen ihrer Kameraden treiben. Herbst macht den Anfang, die anderen haben Angst vor Vergiftungen und warten ab, wie der junge Mann das Wasser verträgt.

Während die Kumpel unter Tage ums Überleben kämpfen, macht sich an der Oberfläche Hoffnungslosigkeit breit. Karl-Hans Schnell erlebt das Unglück als evangelischer Pastor vor Ort. "In den Fabriken standen die Maschinen still, die Leute standen vor den Radios", erzählt der 82-Jährige. "Diese Ohnmacht war furchtbar, wir konnten nichts tun, außer da zu sein."

Klopfzeichen machen neue Hoffnung

Für den 4. November 1963 ist eine Trauerfeier geplant, auf der Totenliste stehen auch die Namen der elf eingeschlossenen Männer. Doch am Tag zuvor, zehn Tage nach dem Teichbruch, deutet sich das Wunder an: Aus 50 Metern Tiefe sind plötzlich Klopfzeichen zu hören. 15 Mal bohren die Helfer dort in die Tiefe, erst mit dem letzten Versuch treffen sie jenen kleinen, einsturzgefährdeten Hohlraum, in dem Herbst und seine Kameraden in rund 60 Metern Tiefe überlebt haben.

Dabei ist viel Glück im Spiel: Entgegen der Planung muss die Bohrung zwei Meter verlegt werden, weil Bahngleise den Weg versperren. Auf seinem Weg weicht der Bohrer dann weitere 2,2 Meter vom Kurs ab und trifft wohl nur deshalb in die Kammer.

Eine absolute Sensation

Es folgt eine Rettungsaktion, die bis heute mit dem Namen Lengede verbunden ist. Das Fernsehen ist live dabei, als die Kumpel nach weiteren vier Tagen durch einen größeren Bergungsschacht zurück an die Oberfläche geholt werden - damals eine absolute Rarität.

Die Fernsehbilder der geschwächten Männer mit ihren Sonnenbrillen, die nach zwei Wochen in völliger Dunkelheit inmitten einer Menschenmenge aus der engen Rettungskapsel steigen, gehen um die Welt und sind bis heute unvergessen.

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