Millionen-Raubzug Angeklagter gesteht Coup mit falschem Geldtransporter
Essen (dpa) – Die Täter waren als Geldboten verkleidet, ihr Fahrzeug war die perfekte Nachbildung eines Geldtransporters: Zwei Jahre nach einem spektakulären Millionen-Coup hat in Essen der Prozess um einen trickreichen Raubzug in Gronau begonnen.
Damals wurden in einem Supermarkt 1,8 Millionen Euro erbeutet. Zum Prozessauftakt legte einer der Angeklagten schon ein kurzes Geständnis abgelegt. Der 45-Jährige war zur Tatzeit Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes und soll seine Komplizen mit Insiderwissen versorgt haben. "Die Vorwürfe treffen zu", sagte sein Verteidiger Hans Reinhardt.
Laut Anklage hatten die Täter einen weißen VW-Transporter umlackiert und mit Magnetfolien in einen vermeintlichen Geldtransporter verwandelt. Die Nummernschilder waren Dubletten eines tatsächlich existierenden Kennzeichens. Der Mitarbeiter des beraubten Supermarktes witterte keinen Verdacht.
"Das war schon fast hollywoodreif", sagte Reinhardt am Rande des Prozesses. "Fast so wie im Film 'Die Gentlemen bitten zur Kasse' über den Postzugraub in England." Ziel sei es gewesen, mit "Cleverness hohe Beute" zu machen. "Alles war minuziös geplant und durchdacht."
Die sechs weiteren Angeklagten aus Recklinghausen, Marl, Köln und Wachtberg bei Bonn haben sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Sie sollen in wechselnder Beteiligung auch für weitere Taten verantwortlich sein.
In Dortmund wurde Ende 2016 aus einem geparkten Geldtransporter rund eine halbe Million Euro entwendet. Laut Anklage hatten die Täter einen Originalschlüssel. In Werne im Kreis Unna wurde im Juni 2017 ein Geldautomat der Postbank geleert – kurz nachdem er befüllt worden war. Auch hier sollen die Täter einen Schlüssel gehabt haben.
Doch es geht auch um Gewalt. In Mönchengladbach wurde im Frühjahr 2016 eine Schmuckhändlerin vor ihrer Haustür überfallen und ausgeraubt. Der Wert der Beute soll sich auf rund 300 000 Euro belaufen. Außerdem sollen die Angeklagten weitere Überfälle auf Banken und Geldtransporter geplant haben.
Die Beute wurde angeblich für Luxusgüter ausgegeben – für Schmuck, Autos, Urlaube und Bordellbesuche. "Vielleicht wurde da ein bisschen übertrieben", sagte Verteidiger Andreas Kabut, der den mutmaßlichen Kopf der Bande vertritt, vor Prozessbeginn. Sein Mandant war übrigens der einzige, der den Gerichtssaal trotz Handschellen mit einem breiten Lächeln betrat.
Das Essener Landgericht hat für den Prozess noch 19 Verhandlungstage bis zum 19. Dezember 2019 vorgesehen.