"Ingenieure sehr beunruhigt" Drohender Dammbruch in England – banger Blick gen Himmel
Im englischen Whaley Bridge kämpfen die Helfer weiter gegen einen Dammbruch an, doch am Sonntag droht "weiteres Elend": Regen. Der neue Premierminister Boris Johnson versucht zu beruhigen.
In einem dramatischen Wettlauf gegen Zeit und Wetter versuchen Helfer in dem Städtchen Whaley Bridge im Norden Englands, einen drohenden Dammbruch zu verhindern. Schon am Sonntag drohen neue Regenfälle, warnt der britische Wetteerdienst. Die dann zu erwartenden Wassermassen könnten "weiteres Elend" verursachen, hieß es. Einsatzkräfte versuchten unterdessen verzweifelt, die Struktur des beschädigten Bauwerks aus dem 19. Jahrhundert zu stützen und den Wasserstand im Toddbrook Reservoir zu senken.
Premierminister Boris Johnson versuchte, den Einwohnern Mut zu machen. "Notfallhelfer, Ingenieure und Angehörige der Royal Air Force arbeiten rund um die Uhr, um den Damm zu reparieren", sagte er bei seinem Besuch. In der Kleinstadt herrschte dennoch Beunruhigung: "Sollte der Damm brechen, wäre wahrscheinlich der ganze Ort weg", sagte ein Mann der Zeitung "Derbyshire Telegraph". Wie viele der rund 6.500 Einwohner hatten er und seine Frau ihr Haus verlassen müssen – die Behörden hatten unmissverständlich gewarnt, dass Lebensgefahr bestehe.
Helfer müssen Pegel um acht Meter senken
Feuerwehren setzen Hochleistungspumpen ein, um den Pegel im Reservoir zu senken. Nach Johnsons Worten müsse der Pegel um acht Meter reduziert werden. "Da haben sie (die Helfer) noch Einiges vor sich." Der Premier wies die Bevölkerung an, die Warnungen und Anweisungen der Behörden zu befolgen. Denn sollte der Damm brechen, sei immense Zerstörung zu erwarten.
Der Pegelstand des Flusses River Goyt könne schnell steigen, sollte Wasser aus dem Staudamm austreten, teilte die Umweltbehörde mit. Experten befürchteten, dass ein beschädigter Überlauf endgültig einbrechen und massive Überflutungen auslösen könne. Immerhin enthalte das um 1830 gebaute Reservoir rund 1,3 Millionen Tonnen Wasser. Die jährliche Inspektion fand nach Angaben der Binnenwasser-Verwaltung im November statt.
Armee hilft mit "Chinook"-Hubschrauber
Die bangen Blicke in der Kleinstadt südöstlich von Manchester richten sich aber nicht nur auf den beschädigten Damm, sondern auch auf den Himmel: Meteorologen kündigten für Sonntag neuen Regen an – und somit ein mögliches Ansteigen der Wassermassen. "Die Ingenieure sind weiterhin sehr beunruhigt", sagte Feuerwehrchef Terry McDermott.
Zur Hilfe kam den Einsatzkräften die Royal Air Force: Ein "Chinook"-Lasten-Hubschrauber warf große Säcke mit einer Mischung aus Sand, Kies und Schotter ab, um die Mauer des Reservoirs zu stabilisieren und an anderer Stelle Wasserläufe umzuleiten.
Straßen und Bahnstrecken gesperrt
"Ich lebe hier schon seit 45 Jahren, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Dass wir so in Gefahr geraten könnten, habe ich auch nicht gedacht", sagte eine Frau der Nachrichtenagentur PA. Viel mehr als warten und zu hoffen, blieb den Einwohnern nach der angeordneten Evakuierung allerdings nicht. Die meisten von ihnen seien in Notunterkünften oder bei Verwandten und Freunden untergekommen, hieß es. Wegen der Gefahrenlage wurden in der Umgebung auch mehrere Straßen sowie Bahnstrecken gesperrt.
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"Wir können ihnen derzeit nicht sagen, wann sie in ihre Häuser zurück können", räumte die stellvertretende Polizeichefin der Region, Rachel Swann, ein. Teile des Ortes seien "wie eine Geisterstadt", berichtete ein Einheimischer der BBC: "Das ist hier ziemlich verlassen."
- Nachrichtenagentur dpa