Drei Unglücke am Wochenende Ist das Risiko für Flugunfälle gestiegen?
Drei Flugunfälle in Deutschland an einem Wochenende – das hört sich nach viel an. Auch Statistiken zum Jahr 2018 weisen auf mehr Unglücke in der Luft hin. Aber wie sieht der langfristige Trend aus?
Zwei Segelflugzeuge stoßen in Lüneburg zusammen, die Piloten können sich retten. Der Pilot eines Ultraleichtflugzeugs stürzt in ein Waldstück in Brandenburg und wird schwer verletzt. In Bruchsal bei Karlsruhe sterben die drei Insassen eines Kleinflugzeugs, als nach ersten Erkenntnissen ein Landemanöver missglückt. Drei Unfälle an einem Wochenende – was ist da passiert? Fragen und Antworten rund um den Flugverkehr.
Wer beschäftigt sich eigentlich mit den Ursachen von Flugunfällen?
Zuständig für Unfälle und schwere Störungen im Luftverkehr ist in der Regel die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). "Da zählt alles rein, was fliegt", sagt ein BFU-Sprecher. Nicht nur schwere Unfälle mit Toten oder Schwerverletzten werden analysiert. "Wir untersuchen Flugunfälle, wenn wir uns davon Erkenntnisse für die Sicherheit im Luftverkehr versprechen". Das gelte auch für den eher glimpflich verlaufenen Zusammenstoß der Segelflieger in Lüneburg am Wochenende. "Wenn sich zwei Luftfahrzeuge in der Luft berühren, dann ist das für uns ein Grund, nachzuhaken", sagt der BFU-Sprecher.
Wieviele Unfälle in der Luft gibt es pro Jahr?
Nach jüngsten Zahlen aus dem Jahr 2018 registrierte die BFU in Deutschland 180 Unfälle (2017: 132) und 19 schwere Störungen (13) mit zivilen Luftfahrzeugen. Der Hauptanteil dabei entfiel mit 65 Fällen auf Segelflugzeuge (2017: 46), kleinere Flugzeuge bis zwei Tonnen verunglückten 61 Mal (57). Insgesamt starben zuletzt 35 Menschen, im Jahr davor waren es 20.
Häufen sich also die Flugunfälle?
Langfristig betrachtet ist das laut BFU keinesfalls ein Trend. Das zeigten die Statistiken, erklärt ein Sprecher. So hätten sich die Unfallzahlen 2017 im Vergleich zu den 90er Jahren mehr als halbiert, berichtete die Behörde seinerzeit. Das Verkehrsministerium von Baden-Württemberg erklärt: "Die Unfallrate für Klein-, Segel- oder Ultraleichtflugzeuge unterliegt jährlichen Schwankungen. Im langjährigen Mittel ist die Unfallrate jedoch leicht rückläufig."
Auch der Baden-Württembergische Luftfahrtverband (BWLV) betont, dass das Unfallrisiko in der Luft definitiv nicht gestiegen sei. Eine gefühlte Häufung während der Sommermonate sei nicht ungewöhnlich, weil dann mehr geflogen wird, erläutert eine Sprecherin. "Sehr häufig ist die Ursache für Unfälle ein Pilotenfehler. Und der Mensch als Riskofaktor lässt sich nun mal nicht kalkulieren."
Welche Anforderungen gibt es für die Piloten?
Das richtet sich nach Art der Lizenz, sagt ein Sprecher des Luftfahrt-Bundesamtes. So gibt es für Piloten großer Passagierflugzeugen andere Anforderungen als für die, die ein Segelflugzeug beziehungsweise einmotoriges Flugzeug oder ein Ultraleichtflugzeug fliegen wollen.
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Für den Erwerb eines Pilotenscheins, der zum Führen von Luftfahrzeugen wie dem in Bruchsal verunglückten berechtigt, sind mindestens 45 Flugstunden erforderlich, sagt ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Stuttgart. Damit man die Lizenz zum Fliegen behalten darf, müssen innerhalb von 24 Monaten mindestens zwölf Flugstunden, zwölf Starts und Landungen sowie ein mindestens einstündiger Flug mit einem Fluglehrer absolviert werden.
Gibt es eine Altersgrenze nach oben?
Nein, ebenso wenig wie für Autofahrer, so die BWVL-Sprecherin. So sei es nicht ungewöhnlich, wenn – wie vermutlich im Bruchsaler Unglücksfall – ein 80-Jähriger noch fliegt. Allerdings müssen Ärzte regelmäßig alle Piloten untersuchen, um sicherzustellen, ob sie flugtauglich sind. Für Motorflug- und Segelfluglizenzen etwa gilt dabei eine Staffelung nach Alter. Ab 50 Jahren muss sich ein Pilot in der Regel einmal jährlich dafür beim Arzt vorstellen.
- Nachrichtenagentur dpa