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Viersen-Tornado: "Die Gefahr wird oft noch stark unterschätzt"


Experten zum Viersen-Tornado
"Die Gefahr wird oft noch stark unterschätzt"

Von t-online, ds

Aktualisiert am 17.05.2018Lesedauer: 2 Min.
Das zerstörte Dach eines Hauses: Ein Tornado ist am Mittwoch durch Viersen gezogen. Wetterexperten warnen vor der Naturgewalt.Vergrößern des Bildes
Das zerstörte Dach eines Hauses: Ein Tornado ist am Mittwoch durch Viersen gezogen. Wetterexperten warnen vor der Naturgewalt. (Quelle: Marius Becker/dpa)

Nach dem Tornado im Rheinland warnt ein Wetterexperte vor den Risiken der Windhosen. Die Unerfahrenheit der Deutschen mit dem Wetterphänomen sei gefährlich.

Kaputte Häuser, mehrere Verletzte: In Viersen am Niederrhein ist ein Tornado durch einen Stadtteil gemäht. Die Naturgewalt ist unberechenbar. Und in Deutschland noch eine ziemliche Seltenheit. Das macht sie so gefährlich, erklärt ein Wetterexperte. Frank Böttcher von der Internetplattform wetter.net: "Nach Sichtung des ersten Bildmaterials könnte es sich um einen Tornado mit Windgeschwindigkeiten von etwa 200 Kilometern pro Stunde gehandelt haben. Bei diesen Stürmen besteht in der Nähe des Wirbelwindes akute Lebensgefahr."

Tornados seien bei gleicher Stärke in Deutschland genauso gefährlich, wie in den USA. Doch da die Stürme hierzulande seltener Vorkommen, fehle den Menschen die Erfahrung. Böttcher: "Die Gefahr wird auch in unmittelbarer Nähe oft noch stark unterschätzt."

Auch Wetterexperte Jörg Kachelmann ist entsetzt über das Verhalten, das viele Menschen an den Tag legen, wenn sich ihnen eine solche Naturgewalt nähert: "In Deutschland gibt es eine komplette Sorglosigkeit, was Unwetter angeht", sagte der Meteorologe zu t-online.de. Ein Tornado komme nicht plötzlich, sondern zeige sich auf dem Wetterradar und mit dem bloßen Auge. Trotzdem zeigen Menschen oft keine Anstalten, sich vor der Gefahr in Sicherheit zu bringen.

Kachelmann befürchtet das Schlimmste, sollte so ein Unwetter einmal in einem dichtbesiedelten Gebiet auftreten. "Zum Glück war das in Viersen nicht der Fall. Doch ich habe große Sorge davor, wenn ein Tornado durch eine Großstadt zieht."

Trümmerteile können tödlich sein

So könnten mitgerissene Trümmerteile zu tödlichen Geschossen werden, sagt der Wetterexperte. Böttcher hat daher nur einen Rat: "Wer einen solchen Sturm auf sich zukommen sieht, sollte auf keinen Fall weitere Aufnahmen machen, sondern sich unverzüglich in Sicherheit bringen."

Dabei reiche die Flucht in ein Auto nicht, erklärt Böttcher. "Der Platz im vertrauten Auto gaukelt trügerische Sicherheit vor. Äste und Steine können leicht Fensterscheiben zerschlagen und zu schweren Verletzungen führen. Ein solcher Sturm kann mühelos in der Lage sein, das gesamte Fahrzeug anheben und es im schlimmsten Fall zerstören."

Laut der Experten von wetter.net ist die Zahl der Tornadossichtungen in Deutschland in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Von 40 pro Jahr zwischen 2002 und 2005 auf nunmehr rund 240 jährlich. Das liege aber auch an der rasant angestiegenen Verbreitung von Mobiltelefonen mit Fotofunktion.

Wetter-Experte Jörg Kachelmann: "Eine höhere Temperatur und eine höhere Feuchtigkeit in der Luft begünstigen Gewitter und damit auch Tornados." Man müsse sich daher häufiger auf Windhosen einstellen, die mitunter auch stärker sein können, als der Tornado in Viersen.

Die genauen Ursachen eines Tornados gelten immer noch als ungeklärt. Als Voraussetzung ist jedoch eine seltene Gewitterwolke gegeben, die um eine vertikale Achse rotiert. Dadurch entsteht der für Wirbelstürme so berühmte Trichter, der aus Wassertropfen und Staub besteht. Tornados drehen sich mit Windgeschwindigkeiten von bis 500 Stundenkilometern. Tornados entstehen häufig in den USA. Aber auch in Deutschland können sie vorkommen. Sie sind jedoch in der Regel deutlich kürzer aktiv und schwächer als die Stürme in Amerika.

Verwendete Quellen
  • Wetter.net
  • Eigene Recherche
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