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Atomunfall verschleiert? Russische Behörde misst erhöhte Strahlenwerte


Atomunfall verschleiert?
Russische Behörde misst drastisch erhöhte Strahlenwerte

Von afp, cwe

Aktualisiert am 21.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Ein Warnschild nahe der Atomanlage Majak im Ural.Vergrößern des Bildes
Ein Warnschild nahe der Atomanlage Majak im Ural. (Quelle: Ecodefense, Heinrich Boell Stiftung Russia, Alla Slapovskaya, Alisa Nikulina)

Hat sich in Russland ein Atomunfall ereignet? Strahlenmesswerte könnten darauf hinweisen. Auch Russland selbst bestätigt teils drastisch erhöhte Werte. Die Spuren führen zu einer berüchtigten Atomanlage im Ural.

Der russische Wetterdienst hat bestätigt, dass Ende September in Teilen des Landes eine "äußerst hohe" Konzentration von radioaktivem Ruthenium-106 festgestellt wurde. Die höchste Konzentration wurde demnach in der Messstation Argajasch registriert, einem Dorf in der Region Tscheljabinsk im südlichen Ural an der Grenze zu Kasachstan. Dort sei in der Woche vom 25. September bis 7. Oktober eine Konzentration von Ruthenium-106 gemessen worden, die das 986-fache des erlaubten Werts betragen habe.

Argajasch liegt 30 Kilometer vom Atomkraftwerk Majak entfernt, wo sich 1957 einer der schlimmsten Atomunfälle der Geschichte ereignet hatte. Heute dient die Anlage der Wiederaufbereitung abgebrannter nuklearer Brennstoffe. Ruthenium-106 wurde nach Angaben des Wetterdienstes Rosgidromet später auch in Tatarstan, dann im Süden Russlands und ab dem 29. September in Italien und später auch in nördlicheren europäischen Ländern festgestellt.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte die russische Atombehörde Rosatom auf, eine gründliche Untersuchung vorzunehmen und die Ergebnisse über die Vorfälle in Majak zu veröffentlichen. Greenpeace werde von der Staatsanwaltschaft verlangen, "Ermittlungen über die mögliche Verschleierung eines Atomunfalls einzuleiten", erklärte die Organisation.

Berichte über erhöhte Radioaktivität zunächst zurückgewiesen

Mitte Oktober hatte Rosatom versichert, in Russland seien in der Woche vom 25. September bis 7. Oktober keine Spuren von Ruthenium-106 festgestellt worden - mit Ausnahme von St. Petersburg, dort aber in niedriger Konzentration. Die Behörde reagierte damit auf Berichte europäischer Atomforschungsinstitute, denen zufolge in mehreren europäischen Ländern leicht erhöhte Werte von Ruthenium-106 registriert wurden.

"Im Grunde haben sich die Erkenntnisse nicht wesentlich geändert", sagte Jan Lauer, Pressesprecher des Bundesamts für Strahlenschutz, gegenüber t-online.de. "Neu ist, dass erstmals ein Bericht aus Russland selbst veröffentlicht worden ist, vom russischen Wetterdienst. Dieser stützt unsere Messungen, wonach größere Mengen Ruthenium freigesetzt worden sind. Und damit kann man den Urspungsort des radioaktiven Stoffes weiter eingrenzen."

Weiter erklärte Lauer: "Der russische Wetterdienst hat Daten von vier Messstationen veröffentlicht. Klar ist: Die Freisetzung von Ruthenium kann nicht weiter westlich von diesen Messstationen, also weiter westlich als im Südural erfolgt sein. Alle Werte die bisher in Europa gemessen worden sind, sind so gering, dass keinerlei gesundheitliche Gefährdung davon ausgeht."

Auch das französische Institut für Atomsicherheit (IRSN) erklärte, das radioaktive Material stamme wahrscheinlich aus einem Gebiet zwischen der Wolga und dem Ural.

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