Unwetter über Deutschland Sturmtief "Olivia" richtet große Schäden an
Tief "Olivia" ist mit heftigen Sturmböen über Deutschland gezogen und hat dabei mindestens drei Menschen das Leben gekostet. Bäume wurden entwurzelt und behinderten den Verkehr, Hausdächer abgedeckt, Gegenstände wurden durch die Luft gewirbelt, Straßen und Keller überschwemmt.
Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main musste der Flugverkehr zeitweise unterbrochen werden - ebenso wie etwa am Düsseldorfer Airport. Aufgrund dieser Verzögerungen komme es auch am Donnerstag weiter zu Einschränkungen in Frankfurt am Main, so eine Flughafen-Sprecherin. Demnach wurden bislang 27 Flüge annulliert, für weitere Starts und Landungen müssen die Reisenden mit Verspätungen rechnen. In Deutschland traf Sturmtief "Olivia" vor allem Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland, teilte die Polizei mit.
Sturmtief "Olivia" fegt über Deutschland
Jäger von Baum erschlagen
Im Werra-Meißner-Kreis in Nordhessen wurde ein Jäger von einem Kollegen als vermisst gemeldet. Bei der anschließenden Suche im Wald sei der 72-Jährige tot unter einem umgestürzten Baum gefunden worden, so die Polizei.
In Südhessen fiel vorübergehend in einigen Orten der Strom aus. In Mainz-Mombach stand die Halle eines Abfallverwertungsunternehmens in Flammen; 250 Tonnen Altholz und 100 Tonnen Gewerbeabfälle verbrannten. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand. Eine Oberleitung in der Nähe musste abgeschaltet werden.
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Komplettes Hausdach hebt ab
In Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz wurden Zelte in einem Kinderferiendorf vom Sturm verwüstet. "Glücklicherweise waren die Kinder bereits alle zu Hause, als die kleine Zeltstadt vom Sturm heimgesucht wurde", berichtete die Polizei. Mitsamt drei Insassen flog bei Neuwied in Rheinland-Pfalz ein Zelt weg. Eine 20-Jährige erlitt dabei Verletzungen an Wirbelsäule und Schädelbasis. Das Zelt war fünf Meter weiter gegen einen Zaun und Holzstapel geprallt. In Saulheim bei Mainz deckte der Sturm das Flachdach eines Supermarkts ab. In Eckelsheim - ebenfalls bei Mainz - hob ein Hausdach komplett ab. Es flog über ein Nachbarhaus und krachte in den Dachstuhl eines weiteren Gebäudes.
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In Losheim im Saarland hinterließ eine Windhose auf 500 Metern Breite eine Schneise der Verwüstung. Etwa 30 Häuser seien abgedeckt worden, hieß es in der Nacht zum Donnerstag bei der Polizei in Saarbrücken. Herumfliegende Teile beschädigten ein Dutzend Autos. In Fulda hatten die Rettungskräfte allerdings nicht nur mit Sturmschäden zu kämpfen, sondern zeitgleich auch noch mit einem Großbrand in einer Lackfabrik.
In Nordrhein-Westfalen kippte am Mittwochabend ein umgestürzter Baum auf die Schutzplanke der Autobahn BAB 43 in Richtung Wuppertal und ragte mit der Krone auf die Fahrbahn, wie die Feuerwehr Sprockhövel mitteilte. In Köln stürzten auf einer Rheinbrücke Teile eines Baugerüsts auf ein Auto. Es entstand geringer Sachschaden, sagte ein Polizeisprecher.
Bahnstrecken teilweise blockiert
Betroffen war auch wieder die Bahn. Die wichtige Strecke zwischen Frankfurt am Main und Fulda war einem Polizeisprecher zufolge zwischenzeitlich blockiert. Und auch die Strecke Emmerich-Wesel am Niederrhein sei am Abend gesperrt worden, hieß es bei der für NRW zuständigen Bundespolizei in Sankt Augustin. Dieselbe Bahnstrecke war erst am Montag blockiert worden, als Sturmtief "Norina" über NRW hinwegfegte und Millionenschäden anrichtete.
Tote und Verletzte auch in Nachbarländern
Das Sturmtief sorgte auch in den Nachbarländern für Chaos, Tote und Verletzte: Auf einem Campingplatz bei Lyon in Frankreich starb ein 38-Jähriger, als der Sturm einen Baum entwurzelte. In den Niederlanden starb ein Mann durch eine Windhose, die einen Campingplatz bei Arnheim verwüstete. Mindestens acht Menschen wurden dabei verletzt, vier von ihnen schwer.
Flugzeug muss umkehren
Mindestens neun Menschen wurden auch in Belgien verletzt. Am schwersten traf es in Erquelinnes an der belgisch-französischen Grenze einen Lastwagenfahrer, der schwer verletzt wurde, als ein Baum auf sein Fahrzeug fiel.
Glimpflich verlief ein Flug der luxemburgischen Gesellschaft Luxair. Nach Unternehmensangaben musste die Maschine am Abend ihren Landeanflug auf Luxemburg wegen Windböen abbrechen und nach Frankfurt zurückfliegen. Einige der 31 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder hätten Prellungen erlitten.
Regengüsse im Osten
Hinter dem Unwetter beruhigt sich die Wetterlage in der Westhälfte, und am Donnerstag kommt die Front unter Abschwächung weiter nach Osten voran. "Möglicherweise gewinnt die labile Luft örtlich eine neue Eigendynamik", sagte Lisa Brunnbauer vom Wetterdienst Meteomedia gegenüber wetter.info. Daher solle man in der Osthälfte stellenweise noch mit kräftigen Gewittern rechnen.
Sommerlich warm bleibt es am Donnerstag überall: Vor allem im Osten klettert das Quecksilber zunächst noch auf schwül-heiße 30 bis 33 Grad. Nach Durchzug der Kaltfront gibt es aber auch hier eine leichte Abkühlung. Auch entlang des Rheins wird es mit 30 bis 32 Grad ein heißer Tag. Sonst pendeln die Höchstwerte zwischen 24 und 29 Grad.
Weiter hochsommerlich
Ein Ende des verbreitet sonnigen Hochsommerwetters ist auch am Ende der Woche nicht in Sicht: Am Freitag ächzen die Ost- und Südosthälfte bei 33 bis 37 Grad. Hier steigt am Nachmittag auch die Gefahr von Hitzegewittern. Im großen Rest des Landes werden Höchstwerte von um die 30 Grad erreicht.
Kaum Änderung ist am Samstag zu erwarten: Im Osten und am Oberrhein gehen die Temperaturen wieder auf über 30 Grad hoch, im Westen ist es mit 24 bis 28 Grad etwas kühler. Die Gewitterneigung ist zu Beginn des Tages im Westen und Nordwesten erhöht, am Abend steigt dann auch im Osten und Südosten die Gefahr von Blitz und Donner.
Quelle: wetter.info, rf, dpa, apn, AFP