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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Safer Karneval" Diese Kostüme können Strafe kosten – teils bis zu 10.000 Euro
Karneval ist ein großer Spaß, aber auch eine Sicherheitslage. An diesem Donnerstag starten die närrischen Tage.
Karneval ist eine Massenveranstaltung. In Köln waren letztes Jahr 1,5 Millionen Menschen auf den Straßen unterwegs, dazu kamen eine Million Menschen in Düsseldorf, 500.000 in Mainz und 300.000 in Aachen – und das sind nur die vier größten Karnevalshochburgen in Deutschland.
So viele Menschen stehen nicht nur für närrische Freude, sondern auch für Sicherheitsrisiken. Deshalb werfen wir einen Blick auf die Vorkehrungen für 2024.
Neue Sicherheitskonzepte
In Köln liegen in Bezug auf den Karneval "keine sicherheitsrelevanten Hinweise vor", konnte Innenminister Herbert Reul verkünden – eine gute Nachricht für die Jecken, nachdem es in der Weihnachtszeit islamistische Terrordrohungen gegen den Kölner Dom gegeben hatte. Trotzdem bereitet sich die Stadt vor.
Der Dom und die Synagoge werden besonders geschützt. In Düsseldorf wird Videoüberwachung eingesetzt. In NRW werden an den Karnevalstagen 62.000 Polizisten im Einsatz sein – normalerweise wären es in einer entsprechenden Zeitspanne rund 38.000. Diese sind nicht nur hinsichtlich eventueller Terrorangriffe und Tumultlagen im Einsatz, sondern wollen auch Gewalt- und Sexualstraftaten verhindern. Vom Feiern solle sich aber kein Jeck abhalten lassen, sagte Reul dem Kölner Stadtanzeiger: "Es ist wichtig, dass man auch in schweren Zeiten vor die Tür geht und mal unbeschwert Karneval feiert." Glas- und Waffenverbote sollen dazu beitragen.
In Halle/Saale kam es beim Rosenmontagsumzug 2023 zu einem tragischen Unfall, als eine junge Frau von einem der Mottowagen überrollt wurde und zwei Tage später an ihren Verletzungen verstarb. Dabei hatte sie den Zug selbst als sogenannter "Radengel" begleitet, die für die Sicherheit an den Rädern der Lkw mitlaufen. Sie hatte aber Kamelle in die Menge geworfen und war dabei vom Wagen erfasst worden. In diesem Jahr soll ein größerer Fußbodenabstand der Umzugswagen und ein Alkoholverbot für die Posten größere Sicherheit gewährleisten. Die Radengel wird es aber weiter geben.
Düsseldorf macht sich Gedanken um sicheren Sex
5.000 Kondome werden Düsseldorfer Taxifahrer während der Karnevalstage an ihre Kundschaft verteilen. Die Aktion ist eine Kooperation zwischen dem Gesundheitsamt der Stadt Düsseldorf und Taxi Düsseldorf und soll für sicheren Sex werben sowie vor HIV-Infektionen schützen, auch wenn Alkohol und gute Stimmung leichtsinnig machen. Damit sind Taxis im Düsseldorfer Karneval eine doppelt sichere Option.
Kostüme, die sicherheitshalber zu Hause bleiben
Es gibt Karnevalskostüme, die sogar die Polizei auf den Plan rufen. Dies ist etwa der Fall bei sogenannten "Anscheinwaffen", also unechten Waffen, die aber zu echt aussehen. Hierfür werden Bußgelder von bis zu 10.000 Euro fällig. In Köln wurden 2024 sogar die Garden entwaffnet, die bisher unechte Säbel getragen haben.
Wer sich uniformiert verkleiden möchte, sollte darauf achten, dass auch das Polizistenkostüm nicht zu lebensecht aussieht – es ist verboten, sich via Kostüm ein Amt anzumaßen. Verbotene rechtsextreme Symbole bleiben auch im Karneval strafbar, wenn sie öffentlich zur Schau gestellt werden. Und wer an Karneval eine Maske zum Kostüm tragen möchte: Die ist im Straßenverkehr verboten und fällt unter das Vermummungsverbot. Sie darf also nicht im Auto getragen werden.
Nicht verboten, aber unsensibel ist es, sich im Kostüm einer anderen Kultur zu zeigen. Traditionelle Bekleidung anderer Kulturen als Kostüme sind oft klischeehaft, verbreiten schlimmstenfalls Rassismus und können Angehörige der betreffenden Kultur verletzen – selbst wenn der Träger oder die Trägerin das gar nicht beabsichtigt.
Für die eigene Sicherheit im Karneval
Um den Karneval unbeschwert genießen zu können, gibt es vor allem Empfehlungen für Frauen – denn Karneval ist auch eine Hochphase für versuchte und durchgeführte Sexualstraftaten. Es gibt allerdings viele gute Tipps für Menschen jeglichen Geschlechts. Dazu gehört, lieber in der Gruppe zu feiern als allein, Selbstbewusstsein auszustrahlen und auch gemeinsam nach Hause zu gehen.
Wichtig ist auch, auf seine Getränke aufzupassen und ausgegebene Getränke auf K.-o.-Tropfen zu prüfen oder abzulehnen. Und falls eine Person in der Nähe angegangen wird, helfen ihr Aufmerksamkeit und Zivilcourage, sei es, um die Situation zu entschärfen oder Schlimmeres zu verhindern. In vielen Städten gibt es Frauennotrufe und Sicherheits-Anlaufstellen für Frauen. Und wo es Kneipen und Bars gibt, da gibt es für belästigte Frauen auch Luisa. Die Frage "Ist Luisa hier?" fungiert als Signal an das Personal, dass die Frau Hilfe und einen Rückzugsort braucht.