Jetzt pocht er auf seine Redefreiheit Uni-Kanzler dreht Pornos mit seiner Frau – Kündigung
Joe Gow findet, dass man offen über Sexualität sprechen und sie auch zeigen können soll. Seine Universität ist da anderer Ansicht.
Darf ein Universitätsprofessor im Internet auf passwortgeschützten Seiten pornografisches Material von sich hochladen? Oder handelt es sich dabei um derart "abscheuliche Taten", dass diese geeignet sind, seiner Universität "erheblichen Reputationsschaden" zuzufügen?
Die erste Ansicht vertritt der Kommunikationswissenschaftler Joe Gow, die zweite die Uni, an der er bis vor kurzem noch Kanzler war. Diese Woche teilte die University of Wisconsin in der 50.000-Einwohner-Stadt La Crosse mit, den freizügigen 63-Jährigen von diesem Posten entlassen zu haben.
Koch-Show mit Sex- und Talk-Elementen
Gow sei als Kanzler suspendiert worden, werde derzeit aber noch als fest angestelltes Fakultätsmitglied weiter bezahlt, hieß es. Jetzt solle überprüft werden, ob die Universität ihn komplett loswerden könne, schrieb Uni-Präsident Jay Rothman.
Joe Gow kann das nicht fassen: Er sieht es als sein gutes Recht an, seine Sexualität offen auszuleben. Konkret geht es um Videos, die er gemeinsam mit seiner Frau Carmen Wilson unter dem Pseudonym "SexyHappyCouple" gedreht und seit einigen Wochen unter anderem auf dem OnlyFans-Account "Sexy Healthy Cooking" veröffentlicht hat.
In der Reihe kommt das Paar beim Kochen ins Gespräch mit männlichen wie weiblichen Darstellern aus der Erwachsenenfilmindustrie und geht darüber hinaus auch auf intime Tuchfühlung mit ihnen. Auf ihrem X-Account (vormals Twitter) beschreiben sich Gow und seine Frau mit den Worten: "Leidenschaftliches Paar, das mit Top-Videostars für Erwachsene kocht, sich unterhält und dreht. Besuchen Sie unsere LoyalFans- und OnlyFans-Seiten für explizite Szenen."
Zensurvorwürfe gegen Universität
Dem US-Sender WTMJ sagte Gow über die Clips: "Es handelt sich um ernsthafte Arbeiten, in denen wir einvernehmliche Sexualität von Erwachsenen untersuchen." Daher gehe er davon aus, dass die Videos durch den ersten Verfassungszusatz der USA geschützt seien, der unter anderem die Redefreiheit garantiert.
Die Darsteller würden auf eine Art und Weise interviewt, die sie – anders als in deren anderen Arbeiten – von ihrer menschlichen Seite zeigen würde, erklärte Gow der "New York Times". "Das ist ein interessanter Prozess." Seine Frau, die früher ebenfalls als Professorin in La Crosse an der Universität arbeitete, sagte, würden solche Videos geahndet, handele es sich um Zensur. Dies sei einer Institution der höheren Bildung nicht würdig. Die von dem Paar publizierten Sexszenen könnten nur von Personen gesehen werden, die sich aktiv darum bemühen, betonte die 56-Jährige.
Jetzt überlegt das Paar, rechtlich gegen die Universitätsentscheidung vorzugehen. Unterdessen wurde im Internet eine Petition veröffentlicht, die die Wiedereinstellung Gows als Kanzler fordert. Bis zum Freitagmittag unterschrieben allerdings gerade einmal 300 Personen.
- wisconsin.edu: Statement der Universität zur Entlassung von Joe Gow (Englisch)
- apnews.com: "Uni-Kanzler sagt, er sei entlassen worden, weil er Pornovideos produzierte und in ihnen auftrat" (Englisch)
- nytimes.com: "Universitätskanzler entlassen, nachdem er mit seiner Frau pornografische Videos gedreht hat" (Englisch)
- wtmj.com: "Joe Gow erwägt einen Rechtsstreit nach der Entlassung" (Englisch)
- change.org: Petition für Joe Gow (Englisch)