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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rekordfund an Captagon So kommt die "Dschihadisten-Droge" nach Deutschland
Deutsche Ermittler haben den bislang größten Captagon-Fund gemacht: insgesamt 460 Kilogramm. Die bisherigen Spuren führen zu einem syrischen Kartell.
Zollfahnder haben in den vergangenen Monaten die bislang größte in Deutschland gefundene Menge der Droge Captagon sichergestellt. Laut Recherchen eines ARD-Netzwerks von BR, MDR, RBB und SWR in Zusammenarbeit mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der "Mediengruppe Bayern" wurden bundesweit 460 Kilogramm der Droge im Wert von rund 60 Millionen Euro beschlagnahmt. Es handelt sich dabei, gemeinsam mit Funden im Jahr 2022 an den Flughäfen Köln/Bonn und Leipzig/Halle, um etwa 3,2 Millionen Drogentabletten.
Die Ermittlungen zu den Funden enthüllten die Methode der Schmuggler: Sie hätten die Captagon-Tabletten unter anderem in Sandsäcken verpackt, um sie zu verbergen.
Die Drogen wurden nach bisherigen Erkenntnissen hauptsächlich in illegalen Fabriken in Syrien und dem Libanon hergestellt. Vier syrische Tatverdächtige im Alter von 33 bis 45 Jahren wurden bislang im Zusammenhang mit einem Fund festgenommen. Dieser wurde Anfang Oktober in einem Garagenkomplex an der Autobahn bei Aachen sichergestellt.
Captagon-Funde in anderen Bundesländern
Neben Nordrhein-Westfalen gab es auch in Berlin, Sachsen und Bayern bereits Captagon-Funde. Vor zwei Jahren wurden allein in Berlin 60 Kilogramm Captagon-Tabletten beschlagnahmt. Der Fund wurde später vernichtet. Es konnten keine Tatverdächtigen identifiziert werden. Auch das Hauptzollamt Leipzig hat bereits bei einer Kontrolle 17 Kilogramm Captagon-Tabletten sichergestellt. In Regensburg wurde im Juli eine Produktionsstätte für Captagon-Tabletten ausgehoben, zwei Syrer wurden festgenommen.
Die Sprecherin der Aachener Staatsanwaltschaft, Katja Schlenkermann-Pitts, sagte im Interview mit dem ARD-Netzwerk mit Blick auf ähnliche Fälle, dass es sich "hier um eine organisierte Tätergruppierung handeln kann, die auch länderübergreifend tätig ist". Die Behörde prüft zurzeit mögliche Verbindungen zu weiteren Captagon-Verfahren unter Beteiligung syrischer Tatverdächtiger. In Essen sind bereits im Jahr 2022 drei Männer als Teil eines internationalen Schmugglerrings verurteilt worden.
Nach Angaben des Bundeskriminalamts macht Captagon hochgradig abhängig und kann Depressionen, Halluzinationen und Angstzustände auslösen.
Die Sicherheitsbehörden sind laut RBB derzeit noch dabei, ihre Ermittlungen zusammenzuführen, wobei oft Tatverdächtige aus Syrien im Mittelpunkt stehen.
"Dschihadisten-Droge": vom Nahen Osten bis Europa
Der Drogenhandel aus Syrien ruft auch im Nahen Osten weitreichende Konflikte hervor. Jordanien ist seit Jahren mit dem Problem konfrontiert. Hier ist Captagon eine der am häufigsten beschlagnahmten Drogen. Die jordanische Armee kämpfte in den vergangenen Tagen gegen bewaffnete Drogenschmuggler an der Landesgrenze zu Syrien. Die Streitkräfte beschlagnahmten dort große Mengen an Drogen und einige Waffen. Die syrische Regierung steht im Verdacht, an diesem Geschäft beteiligt zu sein – was sie bestreitet.
Das arabische Land gilt als Transitroute für den Rauschgiftschmuggel in die Staaten am Persischen Golf. Dabei werden Drogen mit sogenannter Tarnware in Container umverpackt und dann per Schiff oder Flugzeug weitergeschickt. Auch auf dem Landweg wird die Ware nach Europa geschmuggelt.
Captagon wird in manchen Medien als "Dschihadisten-Droge" bezeichnet. Anfang Oktober geriet dies weltweit in die Schlagzeilen: Israelische Medien meldeten, dass einige Hamas-Terroristen bei ihren Angriffen auf den jüdischen Staat am 7. Oktober Captagon-Tabletten bei sich gehabt hätten.
- tagesschau.de: "Captagon im Wert von 60 Millionen Euro gefunden"
- rbb.de: "Schlag gegen syrische Drogendealer: Spur führt auch nach Berlin"
- faz.de: "Captagon im Wert von 60 Millionen Euro sichergestellt"
- tagesschau.de: "BKA stellt 300 Kilogramm Amphetamin sicher"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- presseportal.de: Zollfahndungsamt Essen – Pressemitteilung vom 21. Dezember 2023
- Eigene Recherche