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GDL-Lokführer starten 24 Stunden Warnstreik in Deutschland


Lokführer streiken
Bahnverkehr lahmgelegt – Bundesland mit doppeltem Chaos

Von dpa, mam

Aktualisiert am 08.12.2023Lesedauer: 3 Min.
ICE am Hauptbahnhof in München (Symbolbild): Die GDL hatte die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt.Vergrößern des Bildes
ICE am Hauptbahnhof in München (Symbolbild): Die GDL hatte die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt. (Quelle: Wolfgang Maria Weber/imago-images-bilder)

24 Stunden lang geht beinahe nichts mehr auf den Schienen in Deutschland. Die Lokführer der GDL streiken. Besonders hart trifft es ein Bundesland.

Seit dem späten Donnerstagabend ist der bundesweite Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn und anderen Eisenbahnunternehmen in vollem Gange. Insbesondere seit Betriebsbeginn am frühen Freitagmorgen sind seine Auswirkungen deutlich zu spüren. "Im gesamten Fern- und Regionalverkehr kommt es zu massiven Beeinträchtigungen durch den GDL-Streik", teilte die Bahn am Morgen mit. "Der Notfahrplan für den DB-Personenverkehr ist angelaufen."

Das Unternehmen rief Reisende dazu auf, für Freitag geplante Reisen, wenn möglich zu verschieben. Für betroffene Tickets wurde die Zugbindung aufgehoben, um Verschiebungen zu erlauben.

Im Fernverkehr sei wie angekündigt rund jeder fünfte Zug unterwegs, sagte eine Bahnsprecherin. Im Regionalverkehr seien die Auswirkungen sehr unterschiedlich. "Viele Fahrgäste haben ihre Reise vorgezogen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben können", hieß es. Die Bahnhöfe seien am frühen Morgen weitgehend leer.

Besonders großes Chaos in Bayern

Insbesondere in Bayern, wo die Bahn weiter mit den Auswirkungen des Schneechaos zu tun hat, dürfte kaum ein Zug unterwegs sein. In anderen Regionen werde das Angebot größer sein, teilte die Bahn mit. Schon in den Tagen vor dem Warnstreik stauten sich aufgrund des heftigen Schneefalls in Bayern Hunderte Güterzüge. Der Arbeitskampf dürfte das Chaos jetzt noch vergrößern.

Während der Personenverkehr aller Voraussicht nach am Samstag wieder weitestgehend normal ablaufen wird, dürften die Auswirkungen im Güterverkehr noch über das Wochenende hinaus zu spüren sein. Dort hatte der Arbeitskampf bereits am Donnerstagabend um 18 Uhr begonnen.

Städtebund kritisiert Streik

Wegen des neuen Warnstreiks hat der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) der Gewerkschaft Deutscher Lokführer Egoismus zulasten des gesamten Landes vorgeworfen. "Die Interessen dieser kleinen Gewerkschaft sind offenbar wichtiger als Funktionsfähigkeit des ganzen Landes", sagte Verbandshauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Bild" zufolge.

Der Warnstreik sei viel zu kurzfristig angesetzt worden und Bürger und Kommunen hätten praktisch keine Zeit gehabt, sich darauf einzustellen. GDL-Chef Claus Weselsky verteidigte dagegen den neuen Streik und sagte gegenüber der "Rheinischen Post": "So leid mir das für die Kunden tut, aber wir haben derzeit keine andere Wahl." Das Management und der Personalvorstand Martin Seiler seien nicht bereit, über die Absenkung der Wochenarbeitszeit und über die Tarifverträge für Fahrdienstleiter zu verhandeln. "Wer nicht zuhören will, muss die Konsequenzen tragen", ergänzte der GDL-Vorsitzende.

Deutsche Bahn kritisiert Warnstreik scharf

Die Deutsche Bahn kritisierte den Warnstreik bereits am Mittwoch scharf. "Die Lokführergewerkschaft vermiest Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel ist verantwortungslos und egoistisch", sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler laut einer Mitteilung.

Die DB forderte die GDL auf, den Adventsstreik abzusagen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir sind zu jeder Zeit und an jedem Ort verhandlungsbereit", sagte Seiler.

Verkehrsminister Wissing fordert schnelle Einigung

Bundesverkehrsminister Volker Wissing appellierte an die beiden Streitparteien, eine schnelle Lösung zu finden. Der FDP-Politiker verwies am Donnerstag im TV-Sender Welt, auf die Tarifautonomie. "Es ist nicht Aufgabe der Bundesregierung hier zu schlichten, aber klar ist auch: Die Menschen sind auf Mobilität angewiesen. Und gerade während der Feiertage trifft es die Familien hart oder Menschen, die zu ihren Freunden wollen, zu ihren Liebsten wollen. Und deswegen kann man nur appellieren an alle, sich schnell zu einigen."

Die Bahn sei ein wichtiges Verkehrsmittel. Die Bürgerinnen und Bürger seien darauf angewiesen, dass sie zuverlässig fahre, so Wissing. Streiks belasteten die gesamte Gesellschaft. "Das ist eine Verantwortung, die jeder wahrnehmen muss, der an den Tarifverhandlungen beteiligt ist."

Gewerkschaft will keinen weiteren Streik bis Jahresende

Die Tarifrunde zwischen Bahn und GDL hatte offiziell Anfang November begonnen. Knackpunkt ist die GDL-Forderung nach einer 35-Stunden-Woche im Schichtdienst, derzeit sind es 38 Stunden. Die Bahn lehnt Verhandlungen darüber ab und hält die Forderung angesichts des Fachkräftemangels für nicht umsetzbar. Die Gewerkschaft begründete ihren erneuten Warnstreik mit der Weigerung der Arbeitgeberseite, über die Kernforderung einer Arbeitszeitabsenkung zu verhandeln. Mehr dazu lesen Sie hier.

Nach Angaben der Gewerkschaft ist es aber ihr letzter Arbeitskampf in diesem Jahr. Auch bis zum 7. Januar soll es demnach keinen weiteren Arbeitskampf geben, danach sollen jedoch möglicherweise weitere Streiks folgen. "Wir werden am 19. Dezember die Urabstimmung auszählen und in der ersten Januarwoche auch nicht streiken, aber danach werden die Streiks länger und intensiver", sagte der GDL-Vorsitzende am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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