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Pisa-Studie: Deutsche Schüler schneiden so schlecht ab wie noch nie


Pisa-Studie
So schlecht waren die deutschen Schüler noch nie

Von reuters
Aktualisiert am 05.12.2023Lesedauer: 3 Min.
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Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben bei der neuen Pisa-Studie so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. (Quelle: picture alliance / Jens Büttner/dpa/dpa)

Die aktuelle Pisa-Studie stellt den deutschen Schülern ein schlechtes Zeugnis aus. Offenbar war die Corona-Pandemie dafür ein großer Faktor – jedoch nicht der einzige.

Die Leistungen deutscher Schüler sind während der Corona-Zeit deutlich schlechter geworden und im internationalen Vergleich nur Durchschnitt. 2022 fielen die Ergebnisse der 15-Jährigen sowohl in Mathematik als auch in Lesekompetenz und Naturwissenschaften schlechter aus als 2018, wie die am Dienstag veröffentlichte Pisa-Studie der Industriestaatengruppe OECD zeigt.

Mehr noch: "Insgesamt handelt es sich bei den Ergebnissen von 2022 in allen drei Kompetenzbereichen um die niedrigsten Werte, die jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden", hieß es in der Studie, an der Deutschland seit dem Jahr 2000 teilnimmt. Die Differenz zu 2018 in Mathe und Lesekompetenz entspreche etwa dem typischen Lernfortschritt, den 15-Jährige während eines ganzen Schuljahres erzielen.

"Die Corona-Pandemie scheint ein offensichtlicher Faktor zu sein", sagte OECD-Experte Francesco Avvisati der Nachrichtenagentur Reuters zu dem Negativtrend. Dadurch kam es zu Unterrichtsausfällen und Distanzunterricht. In Deutschland gaben 71 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass in ihrem Schulgebäude wegen der Corona-Krise mehr als drei Monate lang kein Unterricht stattfand. Im OECD-Durchschnitt der 81 untersuchten Länder erlebten dagegen nur 51 Prozent ähnlich lange Schulschließungen.

Negativer Trend bereits vor Corona-Pandemie

"Corona alleine kann aber nicht alles erklären", sagte Avvisati. "Denn der steile Abfall der Leistungen zwischen 2018 und 2022 hat lediglich den negativen Trend, der schon vor 2018 zu sehen war, verstärkt." Die Schulleiter, die für die Pisa-Studie befragt wurden, sehen die Ursache für viele Schwierigkeiten im Mangel an gut qualifizierten Lehrkräften.

Zugenommen hat der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund, bei denen kein Elternteil in Deutschland geboren ist. Er hat sich von 2012 bis 2022 auf 26 Prozent verdoppelt. "Die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund haben im Durchschnitt deutlich schlechtere Leistungen, auch nach Berücksichtigung sozioökonomischer Unterschiede", sagte Avvisati. Knapp zwei Drittel der zugewanderten Schüler gaben an, dass sie zu Hause meist eine andere Sprache sprechen als die, in der sie die Pisa-Tests absolviert haben.

In Mathe und Deutsch nur knapp über OECD-Schnitt

In Mathematik lag der für Deutschland ermittelte Mittelwert bei 475 Punkten. Das sind 25 weniger als 2018 und liegt nur noch knapp über dem OECD-Durchschnitt, der um 15 auf 472 Zähler sank. Die Spitzenreiter Singapur (575), Japan (536) und Südkorea (527) liegen hier weit vorn, aber auch Nachbarländer wie die Schweiz (508) und die Niederlande (493) liegen klar vor der Bundesrepublik.

In Sachen Lesekompetenz rutschte Deutschland um 18 auf 480 Punkte ab, was ebenfalls knapp über dem OECD-Schnitt liegt, der um 10 auf 476 Zähler nachgab. Hier führen Singapur (543), Japan und Irland (jeweils 516). In den Naturwissenschaften fielen die deutschen Schüler um elf auf 492 Punkte zurück. Hier liegt der OECD-Schnitt bei 485, ein Minus von zwei Zählern im Vergleich zu 2018. Singapur (561), Japan (547) und Südkorea (528) landen auch hier weit vorn.

Kultusminister-Präsidentin: Brauchen gezielte Sprachförderung

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Katharina Günther-Wünsch (CDU), sprach von besorgniserregenden Ergebnissen. "Wir brauchen insbesondere eine gezielte Sprachförderung, die in der Frühen Bildung ansetzt und die Lernenden länger begleitet", sagte die Berliner Bildungssenatorin. Die Ergebnisse verdeutlichten zudem, dass vor allem Jugendliche, die selbst zugewandert sind, besondere Unterstützung benötigten. "Nicht zuletzt um ihnen einen Übergang in die berufliche Ausbildung, die soziale Teilhabe und gesellschaftliche Integration zu ermöglichen", sagte Günther-Wünsch.

OECD-Bildungsexperte Avvisati hält ein erfolgreiches Gegensteuern für machbar. "Eigentlich ist Deutschland ein großartiges Beispiel, dass positiver Wandel möglich ist", sagte er. Als vor rund zwei Jahrzehnten die ersten Pisa-Ergebnisse vorlagen, habe es viele Reformen im Bildungssystem gegeben, die schließlich zu einer Verbesserung führten.

Insgesamt absolvierten 690.000 Schüler der 81 teilnehmenden Länder und Volkswirtschaften die Testrunde 2022. In Deutschland nahmen 6.116 Jugendliche in 257 Schulen an den Tests in Mathematik, Lesekompetenz oder Naturwissenschaften teil.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Reuters
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