Wirtschaft kämpft mit Problemen Chinesen bezahlen ihre Kinder, damit sie zu Hause bleiben
Die chinesische Wirtschaft hat mit ungewohnten Problemen zu kämpfen. Viele junge Chinesen entscheiden sich deshalb gerade gegen eine große Karriere.
Den eigenen Job kündigen, um dafür weiter bei den Eltern zu wohnen? Was in westlichen Ohren absurd klingen mag, hat sich laut einem Bericht des US-Nachrichtensenders CNN zu einem wachsenden Trend entwickelt. Demnach entscheide sich eine wachsende Zahl an jungen Chinesen dazu, "flach zu liegen".
"Ich will mich nicht mit Gleichaltrigen messen. Also entscheide ich mich dafür, ganz flach zu liegen", sagte Litsky Li, die in der Stadt Luoyang lebt, dem Nachrichtensender. Sie habe ihren Job als Fotografin gekündigt und lebe jetzt bei ihren Eltern. Dort kaufe sie ein und kümmere sich um ihre demente Großmutter. Dafür erhalte sie im Monat umgerechnet 760 Euro.
Hohe Arbeitslosigkeit
In dem sozialen Netzwerk Douban sollen sich bereits Zehntausende "Vollzeitsöhne und -töchter" über den neuen Lebensstil austauschen. Experten haben für den Trend zwei Erklärungen: Zum einen kämpfe die chinesische Volkswirtschaft seit einiger Zeit mit ungewohnten Problemen. Offiziell lag die Arbeitslosenquote im Juni bei 16- bis 24-Jährigen bei dem Rekordwert von 21,3 Prozent.
Der Bericht zitiert Zhang Dandan, der an der Universität Peking lehrt. Zhang schrieb kürzlich in dem Nachrichtenmagazin "Caixin", dass die tatsächliche Arbeitslosenquote im vergangenen März bei 46,5 Prozent gelegen haben könnte, wenn man rund 16 Millionen junge Menschen mit einbeziehen würde, die "flach liegen" oder von ihren Eltern abhängig sind oder nicht nach Arbeit suchen.
Li sagt, sie unterscheide sich gar nicht so sehr von den vorherigen Generationen: Die hätten viel gearbeitet, aber wurden so schlecht bezahlt, dass sie sich nicht selbst versorgen konnten und auch auf ihre Eltern angewiesen waren.
Corona-Zeit noch nicht verarbeitet
Ein weiterer Grund: Die harte Corona-Linie der chinesischen Führung habe dazu geführt, dass viele Chinesen ihren Lebensstil überdenken. "Die Menschen auf dem chinesischen Festland erholen sich mental und psychologisch noch immer von der Covid-19-Pandemie", sagt Fang Xu, die an der University of California in Berkeley lehrt.
Ya-wen Lei, Soziologieprofessorin an der Harvard-Universität, geht davon aus, dass das Phänomen der Berufskinder nicht lange anhalten wird. Dass Eltern ihre Kinder in China unterstützen, etwa bei der Wohnungssuche oder bei ihrer Hochzeit, sei nicht ungewöhnlich. Allerdings können sie nicht dauerhaft von ihren Eltern bezahlt werden, da sie sonst auf dem Arbeitsmarkt kaum mehr zu vermitteln seien.
- edition.cnn.com: "Young Chinese are getting paid to be ‘full-time children’ as jobs become harder to find" (englisch)