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Wunsiedel | Totes Mädchen gefunden: Polizei hat keine Tatverdächtigen


Gewalttat in Jugendeinrichtung
Getötete Zehnjährige – Täter offenbar noch frei

Von dpa, afp, lw, tos

Aktualisiert am 06.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Ermittlungen am Tatort: Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus. (Quelle: Glomex)
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Ein Mädchen wird leblos in einer Kinderhilfeeinrichtung gefunden. Erste Anzeichen deuten auf ein Tötungsdelikt hin. Die Polizei hat noch keine Verdächtigen.

Im Fall eines toten zehn Jahre alten Mädchens in Wunsiedel geht die Staatsanwaltschaft von einem Tötungsdelikt aus. Das sagte Matthias Goers von der Staatsanwaltschaft Hof. Es gebe derzeit weder Beschuldigte noch Tatverdächtige in dem Fall, betonte er. Zunächst hatte RTL darüber berichtet.

Ein Polizeisprecher bestätigte im Gespräch mit t-online, aktuell sei man "weit davon entfernt", einen Tatverdächtigen zu benennen. Eine Sprecherin der Polizei Oberfranken fügte hinzu, es gebe keine Hinweise darauf, dass sich jemand von außen Zutritt zu der Einrichtung für Kinder und Jugendliche verschafft habe.

Am Mittwoch hieß es, im Fokus der Ermittler stünden drei Minderjährige. Das hatte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Sicherheitskreisen erfahren und vermeldet. Doch unklar war, inwiefern die Minderjährigen für den Tod des Mädchens verantwortlich gewesen sein könnten oder ob es sich um einen Unfall gehandelt haben könnte.

Die Meldung zu den minderjährigen Tatverdächtigen hat der Sprecher der Polizei Oberfranken gegenüber t-online als nicht zutreffend bezeichnet. Inzwischen verkündete auch die dpa unter Bezug auf die Staatsanwaltschaft Hof, dass es derzeit keine Verdächtigen gebe.

Polizei: "Nicht mit schnellen Erfolgen rechnen"

"Die Sonderkommission ermittelt auf Hochtouren", erklärte ein Polizeisprecher. Mit schnellen Ermittlungserfolgen sei in dem Fall der getöteten Zehnjährigen allerdings nicht zu rechnen.

Angestellte der Einrichtung hätten das Kind am Dienstag leblos in einem Zimmer entdeckt, hieß es am Mittwoch vonseiten des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Hof. Ein Notarztteam habe nur noch den Tod des Mädchens feststellen können. Zur Klärung der genauen Todesursache wurde laut Polizei eine rechtsmedizinische Untersuchung angeordnet. Dabei hätten sich nach ersten Erkenntnissen Anzeichen für ein Fremdverschulden am Tod des Kindes ergeben.

Hinweise auf Sexualdelikt "weder bestätigt, noch ausgeschlossen"

Die Kriminalpolizei habe eine Sonderkommission gebildet, sagte eine Polizeisprecherin t-online. Medienberichte, laut denen es Hinweise auf sexualisierte Gewalt gebe, wollte ein Polizeisprecher "weder bestätigen noch ausschließen".

Angestellte hatten die Leiche im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef bereits am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr gefunden. Das zehnjährige Mädchen war laut Polizei in der Einrichtung betreut worden. Aus ermittlungstaktischen Gründen habe man die Öffentlichkeit 24 Stunden lang nicht über das Auffinden der Leiche informiert, sagte eine Polizeisprecherin. Der Vorgang sei mit der Staatsanwaltschaft abgesprochen gewesen.

"Die Arbeit am Tatort ist derzeit noch nicht abgeschlossen", so die Sprecherin. Demnach werden aktuell Spuren ausgewertet und Vernehmungen durchgeführt. Es müsse "in alle Richtungen" gedacht werden.

"Entsetzliche Nachricht"

Der Bürgermeister von Wunsiedel, Nicolas Lahovnik, äußerte sich nach der Todesmeldung auf Facebook. Er schrieb: "Während ich mit meiner Familie über Ostern ein paar freie Tage verbringe, ereilt mich die entsetzliche Nachricht, dass es in Wunsiedel in einer Jugendhilfeeinrichtung zu einem mutmaßlichen Tötungsdelikt gekommen ist." Sein Mitgefühl gelte den Betroffenen, der Familie, den anderen Kindern im Heim sowie den Mitarbeitern in der Einrichtung.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) teilte mit: "Diese schreckliche Tat hat mich zutiefst bestürzt und lässt mich fassungslos zurück." Seine Gedanken seien auch bei den Hinterbliebenen, für die eine Welt zusammengebrochen sei. Wichtig sei, dass nun möglichst schnell geklärt werde, wer an der Tat beteiligt gewesen sei und welche Hintergründe es dafür gegeben habe.

Einrichtung wegen Osterferien nicht voll belegt

Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef ist ein katholisches Heim, in dem Erzieherinnen und Erzieher etwa 90 Kinder und Jugendliche voll- und teilstationär betreuen. Die meisten stammen demnach aus schwierigen Familienverhältnissen aus ganz Deutschland und könnten gar nicht oder nicht dauerhaft in ihrer Familie leben. Die Wohnquartiere sind über ein weitläufiges Gelände verteilt. Derzeit seien rund 80 Fachkräfte beschäftigt.

Aufgrund der Ferienzeit – derzeit sind Osterferien in Bayern – sei die Einrichtung nicht voll belegt, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochnachmittag. Die Kinder und Jugendlichen würden nach den Geschehnissen von entsprechend ausgebildeten Kräften betreut.

Die Stadt Wunsiedel im Fichtelgebirge hat rund 9.200 Einwohner. Sie liegt etwa 90 Kilometer nordöstlich von Nürnberg und nur wenige Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • Anfragen Polizeipräsidium Oberfranken
  • facebook.com: Beitrag von Nicolas Lahovnik
  • stjosef-wunsiedel.de
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