Trauerfeier im Vatikan Dieses Schriftstück nimmt Benedikt XVI. mit ins Grab
Am Donnerstag wird der deutsche Ex-Papst Benedikt XVI. beigesetzt. Zuvor hat ihm der Vatikan ein Schreiben in den Sarg gelegt.
In einem kirchenformalen Akt vor der Beisetzung hat der Vatikan den Einsatz des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Kampf gegen Kindesmissbrauch gewürdigt. Dem gestorbenen Pontifex wurde ein Schreiben in den Sarg gelegt, mit dem sein Leben zusammengefasst ist und in dem unter anderem steht: "Er kämpfte entschieden gegen die Verbrechen, die von Vertretern des Klerus an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden, und rief die Kirche immer wieder zur Bekehrung, zum Gebet, zur Buße und zur Reinigung auf." Das teilte der Heilige Stuhl am Donnerstagmorgen mit.
In das Pontifikat von Benedikt fielen etliche Enthüllungen von Missbrauchsskandalen. Er ergriff dabei Maßnahmen zum Schutz von Kindern und verurteilte die Verbrechen. Allerdings hielten ihm Kritiker vor, nicht genug getan zu haben. Ein privates Gutachten warf ihm zudem Anfang 2022 Fehlverhalten in vier Fällen aus seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising vor. Er soll Priester, die sich an Kindern vergangen haben, nicht sanktioniert haben.
Die Opfervereinigung Eckiger Tisch forderte von der nun zur Beisetzung anreisenden Delegation aus Deutschland, sich in Rom auf die Seite der Missbrauchsopfer zu stellen. Sie solle der "Mythenbildung über die Rolle des Verstorbenen" in Bezug auf die Aufdeckung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker der katholischen Kirche entgegentreten, hieß es in einer Mitteilung.
Langjähriger Vertrauter verabschiedet sich mit Kuss
Vor dem Requiem für den gestorbenen emeritierten Papst hat dessen langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein mit einer besonderen Geste Abschied genommen. Der Erzbischof beugte sich am Donnerstagmorgen über den Sarg auf dem Petersplatz und küsste ihn.
Niemand stand Benedikt XVI. in den vergangenen Jahren näher als Gänswein. Er wurde 2012 von seinem Mentor zum Kurienerzbischof – also einem Bischof mit einer Funktion im Vatikan, aber ohne Diözese – ernannt, nachdem er bereits knapp zehn Jahre Assistent und Sekretär von Benedikt XVI. gewesen war. Die beiden arbeiteten schon zusammen, als Benedikt XVI. noch unter seinem Geburtsnamen Joseph Ratzinger Präfekt der Glaubenskongregation war.
- Nachrichtenagentur dpa