Kritik von Mütter-Vereinigung Wie Putin beim Besuch von Soldatenmüttern trickst
Kurz vor dem russischen Muttertag traf sich Kremlchef Wladimir Putin mit vermeintlichen Soldatenmüttern. Viele von ihnen sind für ihre Kremltreue bekannt.
Kurz vor dem russischen Muttertag am Sonntag wollte Präsident Putin offenbar ein Zeichen setzen. Er traf sich mit einer Reihe von vermeintlichen Soldatenmüttern. Staatliche russische Medien veröffentlichten am Freitag ein kurzes Video, das zeigt, wie der Präsident mehr als ein Dutzend ausgewählter Frauen in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo bei Moskau empfängt und ihnen Kaffeetässchen reicht.
Wie das oppositionelle Medium "Mozhem Obyasnit" berichtet, waren unter den Frauen einige bekannte Gesichter. Funktionärinnen regierungsfreundlicher Bewegungen, Abgeordnete der Regierungspartei "Einiges Russland" und Beamtinnen. Das belarussische Medium Nexta berichtet zudem, dass einige der Frauen bereits mehrmals im Umkreis Putins gesehen worden sind.
Wie etwa Nadezhda Uzunowa, die in der Regierung der russischen Republik Chakassien tätig war. Sie war bereits zuvor auf einer Bühne mit Putin zu sehen. Auf der russischen Nachrichtenseite "19rusinfo" findet sich zudem ein Beitrag über sie vom 14. Oktober, in dem sie über die Mobilisierung in Chakassien berichtet. Demnach gehört Uzunowa der Veteranenvereinigung "Combat Brotherhood" (auf Deutsch etwa: "Bruderschaft des Kampfes") an und organisiert in Chakassien Ausrüstung für mobilisierte Soldaten.
"Mozhem Obyasnit" identifizierte auf den Bildern zudem die Filmemacherin Olesya Shigina, die für regierungstreue und konservativ-religiöse Filme bekannt ist. Auf ihrer YouTube-Seite findet sich ein Kurzfilm mit Zeugnissen russischer Soldaten. "Russische Stimmen. Mutig" schreibt sie dazu.
Das Medium konnte zudem eine Abgeordnete aus der Region Orechowo-Sujewo identifizieren, die ebenfalls Ausrüstung für Mobilisierte organisiert, die Leiterin einer Abteilung in einer Bezirksverwaltung in der Region Tuwa sowie eine Beamtin aus Moskau.
Über die Teilnahme einer Vertreterin der tschetschenischen Elite, Zharadat Aguewa, wurde hingegen offen berichtet. Der tschetschenische Sender Grozny TV berichtete, einer ihrer Söhne ist verantwortlich für die innere Sicherheit in der Stadt Kurtschaloi, ein anderer Kommandeur eines Bataillons. Beide kämpfen demnach in der Ukraine. Einer von ihnen wird laut "Mozhem Obyasnit" regelmäßig auf dem Telegramkanal des Tschetschenen-Führers Ramzan Kadyrow für seine "Heldentaten" gelobt. Aguewa sagte dem Sender zufolge bei dem Treffen, dass bereits zwei ihrer Söhne an vorderster Front stehen, sie bei Bedarf bereit ist, einen dritten Sohn zu schicken.
Offiziellen Angaben zufolge waren die 17 Frauen aus verschiedenen russischen Regionen sowie aus völkerrechtswidrig von Moskau annektierten Gebieten der Ostukraine angereist. Ob die Angaben stimmen, ist unklar.
Die Auswahl stieß nicht nur in oppositionellen Medien, sondern auch bei der Organisation "Rat für Mütter und Ehefrauen", die sich für die Rechte von Wehrpflichtigen einsetzt, auf Kritik. Mitglied und Aktivistin Olga Tsukanowa griff Putin in einem Telegram-Video direkt an. "Haben Sie den Mut, uns in die Augen zu schauen – offen, in einer Sitzung mit Frauen, die nicht für Sie ausgewählt wurden ...?" und fügte hinzu: "Frauen, die Sie nicht in der Tasche haben, sondern echte Mütter, die auf eigene Kosten aus verschiedenen Städten angereist sind, um sich mit Ihnen zu treffen?" Sie forderte Putin auf, sich bei der Organisation zu melden.
- 19rusinfo.ru: Надежда Узунова: Хакасия стала флагманом помощи мобилизованным для других регионов (russisch)
- youtube.com: Kanal von Olesja Schigina (russisch)
- grozny.tv: Zharadat Aguyeva nahm an dem Treffen mit Wladimir Putin teil (russisch)
- themoscowtimes: Putin Meets With Carefully Selected Group of Soldiers' Mothers (englisch)