Jahrhundertunwetter in Spanien Rechtsextreme nach Tumulten bei Königsbesuch unter Verdacht
Beim Besuch der Royals und des Regierungschefs im Katastrophengebiet entlädt sich der Ärger der Betroffenen, die sich über schleppende Hilfe beklagen. Spielte sich da aber hinter den Kulissen mehr ab?
Die gewalttätigen Proteste beim Besuch des spanischen Königspaars und von Ministerpräsident Pedro Sánchez im Gebiet der Flutkatastrophe im Osten des Landes sind möglicherweise von rechtsradikalen Gruppen organisiert worden. Einiges deute darauf hin, erklärte Innenminister Fernando Grande-Marlaska im staatlichen Fernsehsender RTVE. Ermittlungen seien eingeleitet worden.
Zu den Ausschreitungen in ihrer Gemeinde Paiporta unweit der Provinzhauptstadt Valencia sagte Bürgermeisterin Maribel Albalat, sie habe viele der gewalttätigen Demonstranten nicht gekannt. Sie seien wohl extra angereist.
König Felipe und Königin Letizia waren am Sonntag in Paiporta mit Schlamm beworfen worden. Ein Leibwächter Letizias blutete am Gesicht, die mit Schlamm beschmutzte Königin weinte und fasste sich an den Kopf. Ministerpräsident Pedro Sánchez wurde nach Mitteilung der linken Regierung mit einem Stock attackiert und verließ die Gemeinde schnell wieder, während sich die Royals dem Unmut der Bürger stellten. Protestler traten und schlugen auf den Wagen des Regierungschefs ein. Die Menschen schrien unter anderem "Mörder, Mörder" oder "Haut ab!" Einige dieser Menschen trugen T-Shirts mit ultrarechten Symbolen.
Der König warnt vor Fake News und Chaos
Dass die Unruhen politisch motiviert und auch durch Fake News beflügelt worden sein könnten, deutete auch der Monarch bereits am Sonntag unmissverständlich an. "Hört nicht auf alles, was veröffentlicht wird. Es gibt viel Informationsrausch. Es gibt Menschen, die daran interessiert sind. Warum? Damit Chaos ausbricht", sagte Felipe Anwohnern, die sich ihm nähern und mit ihm sprechen durften, wie im spanischen TV zu hören war.
Auch die renommiertesten spanischen Medien stimmten unter Berufung auf eigene Quellen überein: Die aufgrund ihrer Lage und einiger Fehler der Behörden aufgebrachten Bewohner seien von rechtsradikalen Aktivisten unterwandert und aufgestachelt worden. Die verständliche Empörung der Unwetteropfer sei von diesen Gruppen ausgenutzt worden, schrieb etwa die Zeitung "La Vanguardia" in einem Leitartikel. In Chats der rechtsextremen Szene habe es Aufrufe gegeben, nach Paiporta zu fahren, um vor allem dem sozialistischen Regierungschef Sánchez "einen Empfang" zu bereiten, hieß es in RTVE.
Beim sogenannten Jahrhundert-Unwetter im Osten Spaniens starben nach der jüngsten amtlichen Bilanz mindestens 217 Menschen - die meisten davon in der bei Urlaubern beliebten Region Valencia. Es wird allerdings noch fieberhaft nach Vermissten gesucht. Eine offizielle Vermisstenzahl gibt es nicht. In Valencia hatte es am Dienstag in einigen Ortschaften innerhalb weniger Stunden so viel Regen gegeben wie sonst in einem Jahr.
- Nachrichtenagentur dpa