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Olympia: Streit über "Abendmahl"-Szene bei Eröffnungsfeier – Parodie?


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Streit über Olympia-Eröffnungsfeier
Dragqueen: "Findet euch damit ab"


Aktualisiert am 30.07.2024Lesedauer: 4 Min.
Eine Szene aus der Eröffnungsfeier von Olympia: Die Darstellung soll nicht vom "Abendmahl" inspiriert worden sein.Vergrößern des Bildes
Eine Szene aus der Eröffnungsfeier von Olympia: Die Darstellung soll nicht vom "Das letzte Abendmahl" inspiriert worden sein. (Quelle: Capture TV France 2 via Bestimage/imago-images-bilder)

Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele war bunt. Das hat nicht bei allen Begeisterung ausgelöst. Besonders über eine Szene und ihre Deutung wird gestritten.

Mehr als zehn Millionen Menschen haben die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Deutschland verfolgt. Sie sahen reichlich Athleten, Weltstars wie Lady Gaga und Céline Dion – und viele farbenfrohe Tänzerinnen und Tänzer. Besonders eine bunte Szene entfacht jetzt hitzige Diskussionen – die Nachstellung eines Gemäldes und die Frage: Wird "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci parodiert oder nicht?

Zu sehen waren in der Szene zunächst eine lange Tafel mit einem Dutzend Personen, darunter einige Dragqueens und in der Mitte die französische DJ und lesbische Aktivistin Barbara Butch. Diese trug dabei eine Heiligenschein-ähnliche Kopfbedeckung. Kurz darauf erschien ein nahezu nackter, blauer Mann vor dem Tisch, in einem Blumenbeet sitzend und mit einem Kranz aus Trauben bedeckt.

Für die Kirche, rechte und rechtsextreme Politiker war die Sache klar: Die Szene sei eine Anspielung auf "Das letzte Abendmahl". Die französische Bischofskonferenz kritisierte die Aufführung, "die sich über das Christentum lustig" mache. Für den Kurienerzbischof Vincenzo Paglia aus dem Vatikan sei "eines der heiligsten Momente des Christentums" durch eine "blasphemische Verhöhnung" getrübt worden.

Die rechtsextreme Politikerin und Nichte von Marine Le Pen, Marion Maréchal, sah direkt alle Christen der Welt verunglimpft. Donald Trump sagte: "Ich bin sehr aufgeschlossen – aber ich fand es eine Schande, was sie getan haben." Die Szene sei gar "satanisch". Auch Elon Musk, der zuletzt mit diskriminierenden Aussagen über seine trans Tochter auffiel, fand die Szene "respektlos". Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán bemängelte "einen Mangel an öffentlicher Moral" bei der Eröffnungszeremonie.

Auch die Deutsche Bischofskonferenz übte scharfe Kritik an der kontroversen Szene: "Das queere Abendmahl war [...] ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig", erklärte Sportbischof Stefan Oster. Die Eröffnung sei ansonsten eindrucksvoll gewesen.

Regisseur widerspricht den Kritikern

Doch ist es überhaupt eine Anspielung auf "Das letzte Abendmahl"? Der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, widersprach. "Das war nicht meine Inspiration", sagte er dem Sender BFMTV. Der blaue Mann sei "Dionysos, der Gott des Festes und des Weins" in der griechischen Mythologie. Er verspüre entgegen den Vorwürfen nie den Wunsch, etwas zu verspotten oder zu verunglimpfen, so Jolly weiter. Er wollte eine Zeremonie veranstalten, "die verbindet und versöhnt".

Vorlage für die Szene sei laut Jolly stattdessen das Gemälde "Das Fest der Götter" des niederländischen Künstlers Jan van Bijlert. Dieses zeige eine Feier auf dem Götterberg Olymp, der für die Olympischen Spiele namensgebend ist.

Das bestätigte auch der niederländische Kunsthistoriker Walther Schoonenberg in mehreren Beiträgen auf X. Der Heiligenschein sei keine Anspielung auf Jesus, sondern auf den Sonnengott Apollo, der in der Szene wie auf dem Gemälde am Heiligenschein erkennbar sei, Dionysos an den Weintrauben. Die Verwechslung mit dem "Letzten Abendmahl" sei aber kein Zufall. So habe sich van Bijlert von dem Werk Leonardo da Vincis offenbar inspirieren lassen, erklärte Schoonenberg.

"Von einer Beleidigung der Christen kann [...] also keine Rede sein", so Schoonenberg. Es wurden die olympischen Götter beleidigt, zum Beispiel werde "der oft etwas verweichlichte Apollo als dicke Frau dargestellt", so der Kunsthistoriker weiter. "Erinnert Sie dieses Gemälde an etwas?", schrieb das Magnin Museum in Dijon auf X, wo "Das Fest der Götter" hängt.

 
 
 
 
 
 
 

Der Darsteller von Dionysos, der französische Sänger Philippe Katerine, zeigte sich wenig beeindruckt von der Kritik: "Es wäre doch langweilig, wenn es keine Polemik gegeben hätte." Die ebenfalls beteiligte Dragqueen Nicky Doll schrieb auf Instagram: "Frankreich war schon immer eine Drag (Dragqueen, Anm. d. Red.). Findet euch damit ab." Das Wort Dragqueen kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt Transvestit oder auch Spielverderberin.

Die Organisatoren der Spiele entschuldigten sich dagegen bereits am Sonntag: "Wenn jemand daran Anstoß genommen hat, tut uns das sehr leid", schrieben sie auf X. Enttäuscht darüber zeigte sich Hugo Bardin, der mit seiner Dragqueenfigur Paloma an der Szene teilnahm: "Eine Entschuldigung bedeutet, einen Fehler einzugestehen, zuzugeben, dass man absichtlich etwas getan hat, was nicht der Fall war", so Bardin.

DJ wird im Netz angefeindet

DJ Barbara Butch ließ über ihren Anwalt mitteilen, dass sie seit der Eröffnungsfeier das Ziel einer "extrem gewalttätigen Kampagne von Belästigungen und Verleumdungen im Internet" sei. Sie sei mit Tod, Folter und Vergewaltigungen bedroht worden. Entsprechend habe sie rechtliche Schritte eingeleitet.

Dass es ohnehin nicht die erste Parodie von "Das letzte Abendmahl" wäre, verdeutlicht der amerikanische Politikwissenschaftler Ian Bremmer auf X. Er schrieb ironisch: "Empörend und inakzeptabel, dass Frankreich das letzte Abendmahl satirisch darstellt." Zu sehen ist eine Parodie des Gemäldes von den "Simpsons".

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Bei den kommenden Olympischen Spielen in Los Angeles könnte eine ähnliche Szene verhindert werden. Sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnen, versprach er: "Wir werden kein letztes Abendmahl so darstellen, wie sie es getan haben."

Verwendete Quellen
  • x.com: Beiträge von @WSchoonenberg, @ianbremmer, @Olympics
  • instagram.com: Beitrag von barbarabutch
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