Behörden fürchten Erdrutsche Hochwasser in Brasilien nimmt kein Ende – mehr als 130 Tote
Es ist Herbst auf der Südhalbkugel, der brasilianische Bundesstaat Rio Grande do Sul versinkt in Wassermassen. Menschen und Tiere sind gleichermaßen in Not.
Im Süden Brasiliens ist kein Ende der ungewöhnlich heftigen Hochwasser in Sicht. Auch für Samstag und Sonntag sagte der brasilianische Wetterdienst für den Bundesstaat Rio Grande do Sul heftige Regenfälle voraus. Die Zahl der Unwettertoten erhöhte sich nach Angaben des Zivilschutzes bis Samstag auf 136.
125 weitere Menschen würden noch immer vermisst. Fast 340.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, mehr als 71.000 wurden in Notherbergen untergebracht.
Der Wetterdienst Metsul äußerte seine Sorge vor Hochwasser durch übervolle Flüsse. "Die Regenmengen haben ausgerechnet Gebiete getroffen, in denen die Flüsse bereits gut gefüllt waren", so der meteorologische Dienst in einer Erklärung.
"Wir sind immer noch in einer Notlage"
Behörden zufolge drohten angesichts anhaltender Regenfälle erneute Überflutungen und Erdrutsche. Behörden des Bundesstaats Rio Grande do Sul warnten am Samstag vor besonders starken Niederschlägen an den kommenden beiden Tagen. "Wir sind immer noch in einer Notlage", sagte Gouverneur Eduardo Leite in einer Videobotschaft bei Instagram.
"Wir machen einen schwierigen Moment durch und sind alle sehr betroffen", schrieb Gouverneur Leite auf X. Die Kosten für den Wiederaufbau schätze seine Regierung auf mindestens 19 Milliarden Reais (3,4 Milliarden Euro). Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva kündigte ein Hilfspaket von mehr als 50 Milliarden Reais für die Region an.
Laut Nachrichtenagentur Agência Brasil sind in dem Bundesstaat, der flächenmäßig fast so groß wie Italien ist, beinahe 90 Prozent aller Städte von den Hochwassern betroffen. Viele Gemeinden waren von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Auch die Telefon- und Internetverbindungen wurden vielerorts unterbrochen.
Auf der Südhalbkugel der Erde ist jetzt Herbst, Überschwemmungen kommen im Süden Brasiliens um diese Zeit immer wieder vor. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern erhöht sich durch den Klimawandel allerdings deren Häufigkeit und Intensität.
Auch tausende Tiere in Gefahr
Die Überschwemmungen bringen auch Tausende Tiere in große Gefahr. Die Zeitung "O Globo" meldete unter Berufung auf die Regionalregierung, dass Militär, Polizei und Feuerwehr bisher fast 9.000 Tiere in Sicherheit gebracht hätten. Am Donnerstag war ein Pferd vom Dach eines Hauses geborgen worden.
Laut "O Globo" rettete der 26-jährige Tierarzt Enderson Barreto alleine mindestens 400 Tiere in sieben Tagen, darunter Hunde, Katzen, Schweine, Pferde, Hühner und andere Vögel. "Dies war einer der schlimmsten Augenblicke meines Lebens", sagte der Veterinär der Zeitung.
Rio Grande do Sul ist der südlichste der 26 brasilianischen Bundesstaaten. Er grenzt an Uruguay und Argentinien und ist vergleichsweise wohlhabend. Seine gut elf Millionen Einwohner nennt man in Brasilien Gaúchos, nicht zu verwechseln mit den Gauchos, den südamerikanischen Viehhirten. In diesem Jahr wird in dem Bundesstaat auch der 200. Jahrestag des Beginns der deutschen Einwanderung in Brasilien 1824 begangen.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP