Zentrale in Schweden evakuiert Giftalarm bei Geheimdienst: Polizei äußert Vermutung
In Schweden wurde ein Büro des Inlandsgeheimdienstes geräumt. Erst vor Kurzem hatte dieser vor möglichen Angriffen gewarnt. Doch weiterhin sind die Hintergründe des Vorfalls unklar.
Nach der Evakuierung des Büros des schwedischen Inlandsgeheimdienstes Säpo am Freitag geht die Suche nach der Ursache des mutmaßlichen Gasaustritts weiter. Die schwedische Onlinezeitung "Aftonbladet" berichtete, die Polizei verfolge mehrere Ermittlungsansätze. Demnach könnten Schweißarbeiten in der Nähe des Gebäudes für den Gasalarm verantwortlich gewesen sein. Unter anderem liefen Bauarbeiten in einer nahegelegenen U-Bahn-Station, sagte ein Polizeisprecher der Zeitung.
Laut Säpo war der Alarm nicht wegen Gas ausgelöst worden. Auch die Rettungskräfte seien zu diesem Schluss gekommen. "Als sie den Einsatz beendeten, wurde festgestellt, dass kein Gas vorhanden war", sagte ein Sprecher des Inlandsgeheimdienstes dem Bericht zufolge.
Zuvor hatte "Aftonbladet" jedoch berichtet, dass Sensoren im Bürogebäude das Kampfgas Phosgen nachgewiesen haben sollen. Der Stoff wurde im Ersten Weltkrieg als Kampfstoff von verschiedenen Seiten eingesetzt. Das Gift greift die Lunge an. Die Behörden bestätigten den Verdacht zunächst nicht, wie "Aftonbladet" schreibt. Aber ein Polizeisprecher sagte: "Giftgas ist nicht völlig ausgeschlossen. Wir schließen in einem so frühen Stadium nie etwas aus. Aber es sieht nicht danach aus."
Acht Menschen in Klinik
Das Säpo-Büro war am Freitagnachmittag evakuiert worden. Acht Menschen kamen zur Behandlung in ein Krankenhaus. Auf Fotos waren Polizeibeamte mit Gasmasken sowie mehrere Krankenwagen und Rettungsfahrzeuge zu sehen, ein Bereich um das Büro der Sicherheitsbehörde war abgesperrt.
Der Chefarzt der Gesundheitsbehörde der Region Stockholm, Patrik Söderberg, hatte der Nachrichtenagentur AFP während des Einsatzes gesagt, es habe Hinweise gegeben, dass in den Büros der Säpo "eine gefährliche Substanz" entdeckt worden sei. Sechs Menschen seien mit Atembeschwerden ins Krankenhaus gebracht worden, zwei weitere hätten sich – ebenfalls wegen Atembeschwerden – selbst in Behandlung begeben.
Inlandsgeheimdienst warnte vor ausländischen Attacken
Die Polizei hatte das Gebiet nach eigenen Angaben in "einigen hundert Metern" Umkreis nach einem "möglichen Gasaustritt" gesperrt. Gegen 16.30 Uhr wurde der Einsatz für beendet erklärt. Laut der Zeitung "Aftonbladet" hatten Zeugen einen Geruch wahrgenommen, der an den Geruch von Farbe erinnerte. Anwohner wurden aufgefordert, die Fenster geschlossen zu halten.
Der schwedische Inlandsgeheimdienst hatte in der gleichen Woche einen Bericht veröffentlicht, in dem er vor einer Bedrohung durch ausländische staatliche Akteure, insbesondere Russland, China und den Iran, gewarnt hatte.
Das nordische Land hofft, dass am heutigen Montag mit der Ratifizierung durch Ungarn die letzte Hürde für seinen Nato-Beitritt genommen wird. Die Behörden stehen angesichts des Schritts, der Schwedens jahrzehntelange Bündnisneutralität beendet, in Alarmbereitschaft.
- Nachrichtenagentur AFP
- aftonbladet.se: "Misstänkt gasläcka vid Säpos högkvarter" (schwedisch)
- aftonbladet.se: "Polisen om gaslarmet: Följer flera hypoteser" (schwedisch)