Brandkatastrophe in Spanien Feuerinferno zerstört Wohnanlage – Zahl der Toten steigt drastisch
In Valencia ist ein 14-stöckiges Wohnhaus durch einen Großbrand zerstört worden. Die Suche nach Vermissten dauert an. Die Zahl der Toten stieg zuletzt drastisch.
Einen Tag nach dem Großbrand in einer Hochhausanlage in der spanischen Küstenmetropole Valencia wurden am Freitagmorgen noch bis zu 15 Bewohner vermisst. Am Abend wurde von einer vermissten Person berichtet. "Die Feuerwehrleute können das Gebäude noch nicht betreten. Deshalb ändern wir die gestern genannte Zahl von vier Todesopfern zunächst nicht", sagte Bürgermeisterin María José Catalá. Später wurde die Zahl anfänglich auf zehn nach oben korrigiert, wie der Sender BBC berichtete. Später wurde diese wieder auf neun abgesenkt.
Die Zahl der Verletzten wurde mit 15 angegeben, darunter sieben Feuerwehrleute. Experten prüften zurzeit, ob die aus zwei Teilen bestehende Wohnanlage mit 143 Wohnungen einsturzgefährdet sei, sagte die Bürgermeisterin. In der Nacht war zunächst von 138 Wohnungen berichtet worden.
Leichen mithilfe von Drohnen entdeckt
Der stellvertretende Notfalldirektor der Regionalregierung, Jorge Suárez, sagte, Feuerwehrleute könnten das Gebäude aus Sicherheitsgründen noch nicht betreten. Vorher müsse die weitgehend ausgebrannte Struktur von außen weiter gekühlt werden. Die ersten vier Todesopfer wurden laut Medienberichten mithilfe von Drohnen entdeckt.
Die Brandkatastrophe löste im ganzen Land Bestürzung aus. TV-Sender berichteten live in Sondersendungen und die Regierung sagte den Opfern rasche Hilfe zu. Die Ursache des Feuers, das am späten Donnerstagnachmittag begonnen hatte, war auch am Freitagmorgen weiter unklar.
Die Hochhausanlage mit mehreren Blöcken und 143 Wohnungen auf bis zu 14 Stockwerken stand in kürzester Zeit komplett in Flammen. Zeitweise glich sie einer riesigen Fackel, darüber eine riesige schwarze Qualmwolke.
Das Feuer sei am Donnerstag gegen 17.30 Uhr in einer Wohnung in einem der unteren Stockwerke ausgebrochen und habe sich über die Fassade aus brennbaren Materialien auch wegen starker Winde rasant ausgebreitet, erklärten Experten in spanischen Medien. Anwohner berichteten, in dem Stadtteil habe es intensiv nach verbranntem Gummi gerochen.
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Fassade mit hochbrennbarem Material verkleidet?
Im Fernsehen war zu sehen, wie die Fassade des Gebäudes vom Erdgeschoss bis zum Flachdach lichterloh brannte. Ein Experte sagte im Fernsehen, die Fassade habe aus Aluminiumpaneelen bestanden, unter denen eine Schicht aus Dämmstoff angebracht war. Brennende Fassadenteile lösten sich vom Gebäude und stürzten in die Tiefe, wo sie auch am Boden weiter brannten. Der Anwohner Luis Ibanez sagte TVE, das Gebäude habe "innerhalb von Minuten" lichterloh gebrannt, "als ob es aus Stroh wäre". Heftiger Wind habe das Feuer angefacht.
Bis zum frühen Morgen konnte das Feuer weitgehend gelöscht werden. Mit dem ersten Tageslicht wurde dann das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Von der erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Wohnanlage, von der ein Flügel 14 Stockwerke und der andere zwölf Stockwerke hoch ist, blieb nur ein schwarzes Gerippe aus Stahlbeton zurück. "So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt", sagte die Bürgermeisterin und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.
Videos und Bilder von dem Brand in den sozialen Netzwerken zeigten dramatische Szenen: Zwei Personen, die bei dem Brand in Valencia von einem Balkon aus um Hilfe riefen, konnten von der Feuerwehr mit einer Drehleiter samt Rettungskorb gerade noch in Sicherheit gebracht werden.
Um sie herum brannten die Wohnungen schon lichterloh und die Feuerwehr musste den Gebäudeteil mit Löschwasser kühlen. Aus dem Haus geflüchtete Bewohner bedachten die Rettungsaktion mit Applaus.
Militär soll zur Hilfe geeilt sein
Die Behörden ließen vorsorglich ein Feldlazarett in der Nähe des Unglücksorts aufbauen. Zudem wurden Soldaten der militärischen Nothilfe-Einheit UME zum Kampf gegen die Flammen angefordert, wie der staatliche TV-Sender RTVE berichtete. Die UME wird sonst bei großen Waldbränden eingesetzt.
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez reagierte erschüttert auf den "schrecklichen Brand". Er habe den örtlichen Behörden "jede notwendige Unterstützung" zugesagt, erklärte er im Onlinedienst X.
Das Unglück in Valencia weckt düstere Erinnerungen an die Grenfell-Brandkatastrophe in London im Juni 2017. Bei dem Hochhausbrand im Stadtteil Kensington kamen damals 72 Menschen ums Leben. Das Feuer war in einem der unteren Stockwerke ausgebrochen und breitete sich ebenfalls rasend schnell über die Fassadendämmung des Sozialbaus aus. Die Feuerwehr riet den Menschen damals zunächst, in dem brennenden Gebäude zu bleiben und auf Hilfe zu warten. Für viele wurden ihre Wohnungen zur Todesfalle.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa
- twitter.com
- bbc.com: "Death toll rises after huge fire in Valencia apartment blocks" (englisch)