"Das war überfällig" Werbung mit nackten Brüsten – Lob und Kritik für Adidas
In einer Werbeanzeige für Sport-BHs zeigt Adidas die nackten Oberkörper von 25 Frauen. Im Internet gibt es viel Lob für die Kampagne, aber auch kritische Stimmen.
Längst überfällige Normalisierung der weiblichen Brust oder Ausbeutung von Frauenkörpern? Diese Debatte hat der Sportartikelhersteller Adidas mit einer provokanten Werbekampagne losgetreten. Eine auf Twitter und Instagram veröffentlichte Fotokollage zeigt die nackten Oberkörper von insgesamt 25 Frauen – verschiedenen Alters, verschiedener Statur und Hautfarbe.
Allein auf Twitter erhielt der Beitrag in zwei Tagen mehr als 28.300 Likes, mehr als 4.300-mal wurde er weiterverbreitet. Bei Instagram gefiel der Post bislang etwa 60.000 Personen. (Stand: Freitag, 11. Februar 2022). Erstellt hat die Collage die Fotografin Sophie Ebrard. Adidas schreibt zu der Kampagne: "Wir finden, dass weibliche Brüste in allen Formen und Größen Halt und Komfort verdienen." Deshalb umfasse die neue Sport-BH-Linie 43 verschiedene Modelle, "damit jede die richtige Passform für sich finden kann".
So reagiert Adidas auf Kritik von Twitter-Nutzern
Die Kommentare unter dem Twitter-Eintrag zeigen, wie kontrovers die Kampagne beim Publikum ankommt. Eine Nutzerin etwa, die sich selbst als Adidas-Kundin bezeichnet, bittet die Firma darum, die Werbung nicht auf einer Plattform zu zeigen, auf der Menschen unter 18 unterwegs sind. Eine andere Nutzerin fragt, warum Adidas nicht die BHs zeigt, die die Brüste stützen sollen: "Weil wir die Schönheit der Körper feiern und zeigen wollen, wie unterschiedlich wir alle sind", antwortet die Firma selbst auf die Frage.
Ein anderer Nutzer schreibt: "Als Vater von zwei Töchtern, die Sport treiben, kann ich nur sagen: Das war überfällig, danke. Viele Mädchen geben den Sport auf, weil sie keine passenden Sport-BHs finden." Ganz anderer Meinung ist wiederum die Nutzerin, die schreibt: "Werdet ihr uns auch Penisse in verschiedenen Größen und Formen zeigen, wenn ihr Werbung für Boxershorts macht?"
"Das ist wahrlich nicht besonders revolutionär"
Die Kampagne löst aber nicht nur unter Twitter-Nutzern eine Kontroverse aus. Die Marketingexpertin Jenna Drenten beispielsweise äußerte sich positiv. So seien Brüste in der Werbung traditionell zum Fetisch erhoben worden, um die Aufmerksamkeit von Männern zu erregen. Doch das sei in den vergangenen Jahren immer weniger geworden: "Die Adidas-Werbung geht auf diesem Weg jetzt einen Schritt weiter", sagte Drenten der "Washington Post".
Die Soziologin Sabrina Strings äußerte sich in derselben Zeitung dagegen ganz anders: "Jetzt verkaufen sie uns die Objektifizierung von Frauenkörpern schon als Befreiung." Auch die Medienpsychologin Renee Engeln äußert sich wenig beeindruckt: "Adidas hat eine Kollage mit weiblichen Brüsten erstellt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist wahrlich nicht besonders revolutionär."