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Fake News bei Ikea – Das passiert, wenn eine Pflanze gemobbt wird


Fake News bei Ikea
Das passiert wirklich, wenn eine Pflanze gemobbt wird

t-online, dpa

14.05.2018Lesedauer: 2 Min.
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Drachenbaum: Mit einer ähnlichen Pflanze hat Ikea ein Experiment gestartet. (Symbolfoto) (Quelle: imago-images-bilder)

Pflanzen fühlen sich gemobbt, wenn Menschen sie beschimpfen. Diese gewagte These hat der Möbelriese Ikea angeblich in einem Experiment bewiesen. Was dran ist, verrät Ihnen t-online.de.

Fühlen sich Pflanzen besser, wenn sie Komplimente hören? Werden sie welk, wenn Beschimpfungen tönen? Das wollte eine Ikea-Niederlassung in den Emiraten testen – für eine Anti-Mobbing-Kampagne.

Dafür lud der Konzern in Dubai Schüler ein, den zwei Testpflanzen täglich etwas zu sagen. Das "Experiment" hat laut Ikea 30 Tage gedauert. In dieser Zeit seien die Pflanzen jeden Tag beschallt worden – von Schülern oder Audioaufnahmen. Beide Pflanzen hätten gleich viel Dünger, Wasser und Licht abbekommen.

Über Mobbing aufklären – leider mit Fake News

Ob die Kinder gut oder schlecht auf die Pflanze einredeten, machte offenbar einen großen Unterschied. Das untermauert der Möbelriese mit einem Video. Das zeigt die gemobbte Pflanze mit hängenden Blättern und die gelobte Pflanze in saftigem Grün.

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Mit diesem Versuch mag es dem Konzern und den Lehrern gelungen sein, die Schüler besser über Mobbing aufzuklären. Doch um welchen Preis? Vielen wird dadurch nämlich suggeriert, dass Pflanzen den Menschen verstehen. Und das ist so nicht korrekt.

Pflanzen kommunizieren – aber nicht mit Schallwellen

Tatsächlich können Pflanzen unsere Worte aber gar nicht verstehen. "Dass Pflanzen auf Sprache und Sprachinhalte reagieren, ist mir nicht bekannt", sagte Christoph Forreiter, Professor für Allgemeine Pflanzenphysiologie an der Universität Marburg.

Im Gespräch mit t-online.de erklärte der Professor am Montag: "Pflanzen sind durchaus in der Lage, zu kommunizieren, also Nachrichten zu senden und zu empfangen. Das tun sie nicht nur untereinander, sondern auch mit Pilzen und Bakterien."

Diese Kommunikation funktioniere über Botenstoffe, die mit Hormonen im Tierreich und beim Menschen vergleichbar seien. "Außerdem sind Pflanzen sind auch in der Lage, Luftströmungen, zu denen auch die Schallwellen gehören, wahrzunehmen", sagte Christoph Forreiter.

Forscher der TU Braunschweig haben vor einigen Jahren sogar das verantwortliche Gen für Berührungsreaktion entdeckt. Ihr Fazit: Berührt man Pflanzen kontinuierlich, verändert sich dadurch das äußere Erscheinungsbild der Pflanzen.

Kein wissenschaftliches Experiment

Nun stellt sich die Frage: Warum sahen die zwei Pflanzen im Ikea-Video trotzdem am Ende so unterschiedlich aus? Das lässt sich nicht so leicht beantworten, zeigt aber auch die Schwächen des Versuchs.

"Teil eines jeden ernsthaften wissenschaftlichen Experiments ist: Der Versuchsaufbau muss bis auf den Faktor, den man überprüfen will, für beide Pflanzen exakt gleich sein", erläutert Forreiter. Das bedeutet: Licht-, Temperatur-, Luft-, Wasserversorgung müssten in beiden Fällen gleich sein.

Außerdem sollten die zu untersuchenden Pflanzen unter den gleichen Bedingungen aufgewachsen sein. Dazu empfahl der Professor, sich einige Fragen zu stellen: War eine Pflanze bereits krank, bevor sie in den Kasten gekommen ist? War die Erde, in der die Pflanzen bisher gewachsen sind, exakt die gleiche? Hatte sie die gleiche Menge an Pilzen und Bodenbakterien?

Diese Kritik ist zum Teil auch in den Kommentaren zum YouTube-Video zu finden. Trotzdem wolle das Unternehmen das Projekt auf andere Schulen im Land ausweiten, sagte der Ikea-Geschäftsführer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Vinod Jayan, in einem Gespräch mit der Marketingzeitschrift "Adweek".

Verwendete Quellen
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