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Zum journalistischen Leitbild von t-online.An der Ostsee droht der Kollaps Dieses Wochenende wird "richtig heftig"
Stehen, schwitzen, fluchen: Nächstes Wochenende haben alle 16 Bundesländer gleichzeitig Schulferien. Nicht nur an der Ostsee droht der Voll-Kollaps.
Kilometerweit nichts als Blech und Asphalt, auf den Autobahnen stehen die Fahrzeuge dicht an dicht, während die Sonne erbarmungslos vom Himmel brennt. Und das bloß, weil alle gleichzeitig denselben Traum hatten: ein bisschen Frische in den Ferien.
So war die Situation am vergangenen Wochenende, und so wird es wohl auch an diesem wieder aussehen. Nur noch schlimmer: Es dürfte "richtig heftig" werden, prognostiziert ADAC-Sprecherin Claudia Löffler.
Das staureichste Wochenende des Sommers wird erwartet
Mittwoch ist in Baden-Württemberg der letzte Schultag, Freitag in Bayern. In Thüringen, das als erstes Bundesland in die Ferien startete, steht das letzte Urlaubswochenende an. Damit haben alle 16 Bundesländer zeitgleich Schulferien, Urlaubsanfänger treffen auf Rückreiseverkehr.
Was das bedeutet, offenbart ein Blick in die Vergangenheit: Das letzte Juliwochenende war 2023 laut ADAC das staureichste Wochenende des Sommers. Es dürfte also chaotisch werden auf den Straßen. Der Automobilklub wünscht angesichts des massiv zunehmenden Verkehrs allen Autofahrern jetzt schon einmal "eine hohe Stress-Resilienz".
"Bloß nicht ohne Reservierung nach Rügen kommen"
Die werden die Menschen aller Voraussicht nach auch an den Urlaubsorten brauchen. Besonders an der Ostsee war es bereits am vergangenen Wochenende brechend voll, die Handtücher lagen dicht an dicht, und wer noch ein schönes Plätzchen bekommen wollte, musste früh aufstehen. Ein Urlauber berichtete t-online von nervenaufreibenden Momenten auf einem Campingplatz zwischen Rostock-Warnemünde und der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst: Vor der Schranke harrte eine lange Schlange von Urlaubern aus, immer wenn ein Abreisender den Platz verließ, stürzten die Wartenden voller Hoffnung zur Rezeption – nur um erneut enttäuscht zu werden. Einzig, wer im Vorfeld reserviert hatte, durfte seine Zelte aufschlagen.
"Bloß nicht ohne Reservierung auf die Insel kommen", rät auch ein Mitarbeiter des Info- und Buchungscenters des Tourismusverbandes Rügen. Seit in der vergangenen Woche Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern in die Ferien gingen, befinde sich die 1.000 Kilometer lange Küstenlinie mitten in der Hochsaison.
Was Corona mit vollen Stränden zu tun hat
Während Corona boomten Campingferien: Viele kauften sich Vans, um im Freien Urlaub machen zu können. "Diese Mobile haben die Leute jetzt natürlich immer noch", sagt Doris Wilmer-Huperz von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht. Die Menschen nutzen ihre teuren Anschaffungen dort, wo man besonders gut campen kann – und das ist nun einmal unter anderem an der Ostsee.
Die aktuell hohe Auslastung gehe "unserer Einschätzung nach auf die Zeit vor Corona zurück", schreibt entsprechend auch Jacqueline Heide, Betreiberin des Fünf-Sterne-Ostsee-Campingplatzes Familie Heide an der Eckernförder Bucht, auf Anfrage von t-online. Ihr Tipp für Spontanurlauber: "In der Woche sind durchaus auch noch einmal Stellplätze für die kurzfristige Urlaubsplanung vakant."
Auch im Westen voll: "Muss halt sehen, welche Ansprüche man hat"
Und das heißt: Ausnahmezustand. Mehrere Campingplätze seien voll und müssten spontan Anreisende abweisen. Wer nicht stundenlang auf der Suche nach einem Zimmer oder einer Ferienwohnung herumirren will, solle sich vorher kümmern: "Die freien Kapazitäten sind schwer zu finden, und wir haben auch nicht immer alle auf dem Zettel", sagt der Buchungscenter-Mitarbeiter.
Die schlimmsten Stau-Hotspots
Der ADAC listet die Autobahnen mit der größten Staugefahr am kommenden Wochenende auf. Besonders betroffen seien die Autobahnnetze in den Großräumen Hamburg, Köln und München sowie alle Fernstraßen zur Nord- und Ostsee. Im Einzelnen gehe es um folgende Autobahnen (in beide Richtungen):
• A1 Köln – Dortmund – Bremen – Lübeck
• A3 Oberhausen – Köln – Frankfurt – Nürnberg – Passau
• A4 Kirchheimer Dreieck – Bad Hersfeld – Erfurt – Dresden
• A5 Frankfurt – Karlsruhe – Basel
• A6 Mannheim – Heilbronn – Nürnberg
• A7 Hamburg – Flensburg
• A7 Hamburg – Hannover und Würzburg – Ulm – Füssen/Reutte
• A8 Karlsruhe – Stuttgart – München – Salzburg
• A9 Berlin – Nürnberg – München
• A10 Berliner Ring
• A11 Berlin – Dreieck Uckermark
• A19 Dreieck Wittstock – Rostock
• A24 Berlin – Hamburg
• A81 Stuttgart – Singen
• A93 Inntaldreieck – Kufstein
• A95/B 2 München – Garmisch-Partenkirchen
• A96 München – Lindau
• A99 Umfahrung München
An der Ostseeküste im Westen sieht es ähnlich aus, seit Schleswig-Holstein und Hamburg in den Ferien sind. Doris Wilmer-Huperz von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht versucht, der Situation das Beste abzugewinnen. Die Auslastung betrage derzeit zwischen 80 und 90 Prozent, es sei trotzdem nicht völlig hoffnungslos, noch etwas Passendes zu finden: "Man muss halt sehen, welche Ansprüche man hat."
Tipp: Die kleinen Orte ansteuern – oder ein paar Wochen warten
Die begehrtesten Strände seien derzeit "sehr lebendig", vor allem, wenn am Wochenende "Supidupi-Strandwetter ist und Tagesgäste dazukommen", sagt Wilmer-Huperz. Aber wer sich einen schönen Körper antrainiert habe, genieße es ja vielleicht auch, diesen jetzt möglichst vielen Menschen in eingeöltem Zustand zu präsentieren.
Wem zu viel Publikum dagegen eher unangenehm sei, der könne es einfach ein Stück weiter nördlich probieren: "Schon direkt nach Scharbeutz wird es entspannter", sagt sie. "Unsere Empfehlung sind die kleineren Orte, also Haffkrug, Sierksdorf, Pelzerhaken und Rettin." Und: Wer noch ein bisschen Zeit hat, der könne auch einfach noch ein wenig warten. "Die Hochzeit dauert noch bis Mitte August, dann wird es ruhiger."
- Mailwechsel mit einer ADAC-Sprecherin
- Telefonat mit einem Mitarbeiter des Info- und Buchungscenters des Tourismusverbandes Rügen
- Telefonat mit der Sprecherin der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht
- Mailwechsel mit einer Campingplatz-Betreiberin
- Eigene Recherche