Keine Winterzeit Diese Länder haben die Zeitumstellung abgeschafft
Eine Stunde zurück: Die Winterzeit kommt. Aber längst nicht mehr überall. Immer mehr Länder schaffen die Zeitumstellung ab. Welche das sind, erfahren Sie hier.
Deutschland dreht an der Uhr, wieder einmal: In der Nacht zum Sonntag beginnt die Winterzeit, um 3 Uhr morgens werden die Uhren deshalb um eine Stunde zurückgestellt – obwohl die Mehrheit der Deutschen diesen Schritt inzwischen ablehnt.
Laut einer Umfrage der Krankenkasse DAK vom Februar halten 76 Prozent der Befragten den Wechsel von Sommer- auf Winterzeit und wieder zurück für überflüssig. Geht es nach ihnen, sollte die Europäische Union dem Beispiel anderer Länder folgen und die Zeitumstellung abschaffen.
Und Vorbilder gibt es genug. So schafft dieses Wochenende etwa Grönland die Winterzeit ab. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Das Land, das zum Königreich Dänemark gehört, bleibt künftig dauerhaft in der Sommerzeit, um so die Zeitzone zu wechseln und näher an der europäischen Zeit zu sein.
Wo es inzwischen keine Zeitumstellung mehr gibt
Doch auch zahlreiche andere Staaten haben die Zeitumstellung aufgegeben, einige wie China (1991) bereits vor Jahrzehnten – andere wie Mexiko (2022) oder Russland (2015) erst vor wenigen Jahren. t-online listet eine Auswahl der Länder auf, die nicht mehr die Uhr umstellen:
- Russland,
- China,
- Japan,
- Mongolei,
- Indien,
- Iran,
- Syrien,
- Türkei,
- Brasilien,
- Argentinien,
- Mexiko.
Grund für das Abrücken: Der tatsächliche Effekt auf den Energieverbrauch ist unter Experten umstritten. Wissenschaftlich belegen lässt er sich nicht. Zudem ist die Umstellung nicht nur bei vielen Menschen unbeliebt, sondern auch bei Tieren: Immer wieder klagen Landwirte darüber, dass etwa Kühe unter der Umstellung leiden.
Aus diesen oder anderen Gründen sind auch in Afrika einige Länder wie zum Beispiel Marokko, Libyen, Algerien und Südafrika wieder von der Zeitumstellung abgerückt. Auffällig auf dem Kontinent ist dabei: Zahlreiche Länder haben Sommer- und Winterzeit nie eingeführt. Im Kongo etwa, in Niger oder in Äthiopien haben die Menschen noch gar nicht an der Uhr gedreht. Auch in anderen Ländern, die sich in Äquatornähe befinden, gibt es keine Zeitumstellung, so etwa in Thailand oder in Indonesien.
Die wechselhafte Geschichte der Zeitumstellungen
Die ursprüngliche Idee zur Zeitumstellung zielt vor allem auf Strom- und Energieeinsparungen ab und reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Schon damals warf diesen Punkt einer der Gründerväter der USA, Benjamin Franklin, auf. Gehe die Sonne im Winter eine Stunde später unter, ließe sich in der Nacht Energie sparen, so Franklin.
Als staatlich verordnete Zeitumstellung trat die Sommerzeit als Ergänzung zur "normalen" Winterzeit am 30. April 1916 in Deutschland und Österreich-Ungarn in Kraft. Die verbündeten Staaten im Ersten Weltkrieg versprachen sich davon, dass man durch die eingesparte Beleuchtung an helleren Sommerabenden mehr Strom für die Rüstungsindustrie zur Verfügung hätte. Zahlreiche andere Länder in Europa, darunter Frankreich und Großbritannien, folgten dem Beispiel noch im selben Jahr.
In der Weimarer Republik schaffte Deutschland die Kriegsmaßnahme wieder ab. Erst mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrte die Sommerzeit in Nazi-Deutschland 1940 unter derselben Begründung wie zuvor zurück. 1949 einigten sich die Bundesrepublik sowie die just gegründete DDR darauf, dass das gesamte Jahr wieder nur die angestammte Winterzeit gelten solle.
Kuriose Regeln in Australien und Kanada
So blieb es bis Ender der 1970er-Jahre, als aufgrund der Folgen der Ölkrise zahlreiche Länder abermals die Sommerzeit einführten. In Deutschland trat sie in ihrer heutigen Form 1980 in Kraft. 1996 vereinheitlichte die Europäische Union die teils sehr unterschiedlichen Regeln, seitdem gilt die Zeitumstellung in der kompletten EU sowie in einigen Anrainerstaaten wie etwa Albanien oder der Ukraine.
Das EU-Parlament hat 2019 beschlossen, die Zeitumstellung abzuschaffen. Bislang scheiterte die Umsetzung jedoch daran, dass man sich nicht auf eine der beiden Zeiten einigen konnte.
Bis auf Weiteres bleiben Deutschland und die EU-Staaten damit in Gesellschaft der sinkenden Zahl an Staaten, die zwischen Sommer- und Winterzeit unterscheiden, darunter etwa die USA, Neuseeland und Ägypten.
Besonders eigenwillige Regelungen gelten bis heute in Kanada und in Australien. Dort ist die Bestimmung der Zeitzone eine Sache der Bundesstaaten, Provinzen und Territorien.
Die Folge: Während in den allermeisten kanadischen Provinzen die Uhr verstellt wird, bleibt die Uhrzeit im Territorium Yukon im äußersten Nordwesten sowie in der Provinz Saskatchewan unverändert. In Australien verhält es sich umgekehrt: Dort haben die meisten Bundesstaaten keine Sommer- und Winterzeit mehr, lediglich im Süden des Kontinents drehen die Australier noch an der Uhr.
- Statista: Zeitumstellung: Wer hat an der Uhr gedreht?