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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Blinde Flecken im Luftraum In diese Zonen wagt sich kaum ein Pilot
Weltweit gibt es zwei Lufträume, um die Piloten lieber einen Umweg fliegen. Es gilt als gefährlich, diese Gebiete zu durchqueren – aber warum?
Es klingt wie ein Albtraum: abgeschnitten vom Rest der Welt. Nein, nicht auf, sondern über hoher See. In zwei Lufträumen dieser Welt kann dies tatsächlich passieren – denn niemand fühlt sich für sie verantwortlich.
Der internationale Luftraum ist in sogenannte FIR-Zonen aufgeteilt ("Flight Information Regions", zu Deutsch: "Fluginformationsgebiete"). In der Regel entsprechen diese Zonen ungefähr den Staatsgebieten der Länder. Teilweise zählen allerdings auch internationale Gewässer zu den FIR-Zonen. Jedes Land ist in seiner FIR-Zone für den Fluginformations- und Flugalarmdienst zuständig. Doch es gibt zwei Gebiete rund um den Globus, für die sich niemand zuständig fühlt.
Eine Zone über Europa
Die erste ist eine kleinere Zone zwischen den FIR-Zonen von Norwegen und Russland. "Sie reicht von Spitzbergen bis zum Nordpol", erklärt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt dem Portal "Travelbook". Rund um dieses Gebiet gibt es allerdings kaum Flugverkehr. Darüber hinaus ist die Zone klein genug, um sie zu meiden.
Ein bisschen anders sieht das bei der zweiten "No-FIR"-Zone aus. Diese befindet sich über dem Ostpazifik vor der Küste Perus. Angrenzende FIR-Zonen umfassen die FIR-Lima (Peru), die FIR-Mazatlán (Mexico) oder auch die FIR-Tahiti. Doch wie konnte es überhaupt zu dieser "No-FIR"-Zone kommen?
Flugzeuge sind komplett auf sich allein gestellt
"Man hat bei der Festlegung der Gebiete noch gedacht, die Region hätte keine Relevanz", erklärt Großbongardt. Das Gebiet umfasst zwar nur Wasser, allerdings liegt die Zone direkt vor der Küste Zentral- und Südamerikas. Darüber hinaus ist die Zone auch deutlich größer als die im Norden Europas. Will man das Gebiet meiden, kann dies einen Umweg von mehreren tausend Kilometern bedeuten. In der Regel nehmen Piloten diesen allerdings in Kauf. Denn durch die "No-FIR"-Zone zu fliegen, birgt viele Risiken.
In diesen Gebieten gebe es keinen geordneten Luftverkehr. Und auch Rettungsaktionen für verunglückte Flugzeuge oder Wettervorhersagen gebe es nicht, warnt die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (Icao) auf eine Anfrage der Luftraum-Vereinigung "OPS Group". "Niemand ist dafür verantwortlich. Es ist wichtig, die Auswirkungen zu verstehen", heißt es seitens der Icao. Dabei folgt der Flug durch die "No-FIR"-Zone keiner offiziellen Routine. Flugzeuge sind komplett auf sich allein gestellt.
"Hören und gehört werden"
Die "OPS Group" schreibt in ihrem Artikel zu der Zone im Pazifik: "Möglicherweise haben Sie noch nie von der 'No-FIR'-Zone im Pazifik gehört, da sie Fluggesellschaften in der Regel meiden. Es gibt keine Vorgehensweise. Und sucht man nach einer, treten mehr Fragen als Antworten auf." Denn im Luftfahrthandbuch (AIP) gibt es der Luftraum-Vereinigung zufolge keine Empfehlung zum Umgang mit der Zone.
Bevor ein Flugzeug in die "No-FIR"-Zone eintritt, sollten sich die Piloten daher erkundigen, ob sich aktuell andere Flugzeuge im Luftraum befinden. Da niemand dieses Gebiet von einem festen Punkt aus überwacht, müssen Flugzeuge, die durch die Zone fliegen, untereinander Kontakt aufnehmen. Per Funk teilen sie ihre Position, Flughöhe und Route miteinander, um nicht zu kollidieren. Das Fachblatt "Aerotelegraph" beschreibt das Prinzip, nach dem in diesem Luftraum geflogen wird, als: "Hören und gehört werden".
Seit 2019 arbeitet die Icao an einer Lösung. Das Gebiet soll unter den umliegenden FIR-Zonen aufgeteilt werden. Durch die Corona-Pandemie wurde dieses Projekt allerdings ausgebremst. Momentan besteht die "No-FIR"-Zone also weiterhin.
- trevelbook.de: ""No FIR" – die gefährlichen Flugräume, die niemand überwacht"
- ops.group: "Eastern Pacific: Navigating NO FIR Airspace" (englisch)
- aerotelegraph.com "Der Luftraum, in dem Crews auf sich alleine gestellt sind"
- 20min.ch: "In diesem Luftraum sind Crews auf sich allein gestellt"
- Eigene Recherche