Rettungswunder in Kolumbien Davon ernährten sich die vier Kinder im Dschungel
Nach der erfolgreichen 40-tägigen Suche nach vier Kindern im Dschungel herrscht Erleichterung – auch bei den Großeltern. Die Großmutter erklärt, wie die Kinder überleben konnten.
Nach dem Fund der vier nach einem Flugzeugabsturz vermissten Kinder im kolumbianischen Regenwald ist nun bekannt, welche Entfernung die Kinder zurückgelegt haben – und wovon sie sich ernährten. Auch äußerten sich erstmals die Großeltern der Kinder.
Die Kinder wurden rund fünf Kilometer Luftlinie entfernt von der Stelle gefunden, an der sich der Flugzeugabsturz ereignete, berichtet die Zeitung "El Tiempo" am Samstag unter Berufung auf die Streitkräfte des südamerikanischen Landes. Anhand der gefundenen Gegenstände und Spuren konnten die Soldaten den Weg der Kinder rekonstruieren. Demnach entfernten sie sich zunächst von der Absturzstelle vier Kilometer Richtung Westen. Dann stießen sie offenbar auf ein Hindernis und wendeten sich gen Norden.
Die Kinder waren am 1. Mai mit einer Propellermaschine vom Typ Cessna 206 im Department Caquetá abgestürzt. Bei dem Unglück kamen die Mutter der Kinder, der Pilot und ein indigener Anführer ums Leben. Die Kinder galten mehr als einen Monat als vermisst.
Großeltern erleichtert
Soldaten und Indigene legten auf der Suche nach den Kindern über 2.600 Kilometer zurück, wie der Kommandeur der Streitkräfte, General Helder Fernan Giraldo Bonilla, am Samstag sagte. Genauere Angaben zur Zählweise machte er nicht. So blieb offen, ob die gelaufenen Kilometer sich auf einzelne Soldaten oder auf gesamte Suchtrupps bezogen. An der Suche waren demnach elf Flugzeuge und Hubschrauber beteiligt, die rund 240 Stunden im Einsatz waren.
Die Großmutter der vier Kinder sagte der Nachrichtenagentur AFP, das älteste Mädchen, habe mit ihrer "Krieger"-Natur für ihre Geschwister gesorgt: "Sie hat sich immer um sie gekümmert, wenn ihre Mutter arbeitete", sagte Fátima Valencia, die in einem Hotel in der Stadt Villavincencio auf die Ankunft ihrer Enkel gewartet hatte.
"Sie kennt die Pflanzen und Früchte", sagt die Großmutter weiter. Die Kinder hätten als Indigene von klein auf gelernt, welche sie essen könnten, und welche nicht. So ernährten sich die Kinder im Dschungel von wilden Maracujas und Mangos, teilten die Streitkräfte auf einer Pressekonferenz in Bogotá am Samstagmorgen mit. Zudem hätten Hubschrauber Lebensmittelpakete im Regenwald abgeworfen, die die Kinder fanden. Auch der Großvater der Kinder äußerte sich: "Ich möchte sie einfach nur sehen, berühren", sagte Fidencio Valencia.
"Das wird mein Stolz sein"
40 Tage nach dem Absturz eines Kleinflugzeugs waren die Geschwister im Alter von 13, 9 und 4 Jahren sowie einem Jahr am Freitag im Süden des Landes gefunden worden. Sie wurden zunächst in einen 60 Meter über dem Boden fliegenden Hubschrauber gezogen und dann zur Untersuchung und Behandlung in das Militärkrankenhaus der Hauptstadt Bogotá gebracht.
Nach dem Tod der Mutter der Kinder wolle nun die Großmutter das Sorgerecht für die Kinder: "Das wird mein Stolz sein. Meine Tochter schaut zu und sie wird mir spirituelle Ermutigung und Kraft geben."
Das Überleben der Kinder erinnert an den Fall der Deutsch-Peruanerin Juliane Koepcke, die 1971 einen Flugzeugabsturz im peruanischen Regenwald überlebte und nach zehn Tagen gerettet wurde. Da ihre Eltern als Biologen im Amazonasgebiet forschten, war der damals 17-Jährigen die Umgebung vertraut und sie konnte sich bis zu einem Fluss durchschlagen, wo sie schließlich von Waldarbeitern gefunden wurde.
- lafm.com.co: ""Tenemos que soplar el cuerpo de ellos para que cojan fuerza": abuela de niños desaparecidos" (spanisch)
- Nachrichtenagentur dpa