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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Eklige Plage Whiskey-Pilz breitet sich um Jack-Daniel's-Destillerie aus
Häuser, Autos und Bäume in Tennessee sind überzogen von einem Whiskey-Pilz. Verantwortlich dafür ist der Spirituosenhersteller Jack Daniel's. Das hat zu einem Rechtsstreit geführt.
In der US-amerikanischen Lincoln County im Bundesstaat Tennessee breitet sich ein Whiskey-Pilz aus. Dafür verantwortlich ist offenbar die meistverkaufte US-amerikanische Whiskeymarke Jack Daniel's. Durch die Alkoholdämpfe aus verkohlten Eichenfässern mit reifendem Jack Daniel's Whiskey hat sich der Pilz offenbar in der gesamten Gegend ausgebreitet. Darüber berichten mehrere Medien, und auch Jack Daniel's hat dazu Stellung genommen.
Demnach sagte eine leitende Unternehmensmitarbeiterin bereits im November auf einer Sitzung des örtlichen Gemeindeausschusses, Studien hätten gezeigt, dass der Pilz weder gesundheitsschädlich sei noch Sachschäden verursache.
Häuser, Autos, Terrassenmöbel, Straßenschilder und Bäume sind jedoch mit einer rußigen Kruste überzogen, berichtet die US-Zeitung "New York Times" (NYT) und beruft sich auf Aussagen von Bewohnerinnen und Bewohnern. Eine Frau geht deswegen gerichtlich gegen die Stadt vor.
Putzen mit Hochdruckreiniger und Bleichmittel
Christi Long, Besitzerin eines Veranstaltungsortes für Hochzeiten und andere Events, ist der "NYT" zufolge der Meinung, dass für die Fässer in der Nähe ihres Grundstücks keine ordnungsgemäßen Genehmigungen vorlägen. Der Whiskey-Pilz habe das Anwesen geradezu überschwemmt, das Dach und die Außenwände des Hauses verdunkelt, den Steingarten und das Metalltor überwuchert und Zweige von Magnolienbäumen verkrustet. Um gegen den Pilz vorzugehen, reinigen sie das Grundstück alle drei Monate mit einem Hochdruckreiniger und Bleichmittel. Der Pilz kehre dennoch immer wieder, heißt es in dem Bericht.
Der sogenannte Whiskey-Pilz ernährt sich von Ethanol und gedeiht mindestens seit den 1870er-Jahren in der Nähe von Destillerien und Bäckereien, berichtet die "NYT". Der Zeitung zufolge besteht ein ähnliches Problem bereits bei Bourbon-Brennereien in Kentucky, auch kanadischen Whiskey-Herstellern und karibischen Rum-Produzenten ist der Pilz bekannt. In Lincoln County sorgt er nun demnach für Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern und der 1866 gegründeten Brennerei Jack Daniel's.
Eine Million US-Dollar Steuereinnahmen
In der ländlichen Gemeinde mit etwa 35.000 Einwohnerinnen und Einwohnern verfügt der Whiskeyproduzent über sechs Lagerhäuser und plant derzeit ein siebtes. Die Brennerei will ein zweites Grundstück mieten und sechs weitere Fasshäuser bauen. Eine Vertreterin des Unternehmens teilte den Bezirksbeamten laut "New York Times" mit, dass 14 Fasshäuser dem Bezirk jährlich eine Million US-Dollar Grundsteuer einbringen würden. Doch nicht alle Einwohnerinnen und Einwohner freut das, heißt es weiter. Teilweise wohnen sie der "NYT" zufolge keine 250 Meter von den Lagerhäusern entfernt.
Melvin Keebler, Geschäftsführer der Jack Daniel's Distillery, äußerte sich laut der "New York Times" ebenfalls zum Pilz. "Wir verpflichten uns zum Schutz der Umwelt und der Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und Nachbarn", erklärte er und betonte, das Unternehmen halte "alle lokalen, staatlichen und bundesstaatlichen Vorschriften" ein, auch was die Genehmigung für neue Fasshäuser angehe. In der vergangenen Woche hatte allerdings ein Richter entschieden, dass ein im Bau befindliches Fasshaus nicht hätte genehmigt werden dürfen. Die Baugenehmigung müsse aufgehoben werden, bis Jack Daniel's die erforderliche Berechtigung erhalten habe.
- nytimes.com: "Whiskey Fungus Fed by Jack Daniel’s Encrusts a Tennessee Town" (englisch)