Kündigungswelle Erzieherinnen rächen sich mit Drohung an Arbeitgeber
Kaum Brandschutz, Stromausfälle und zig weitere Probleme: In einem maroden Kindergarten in Niedersachsen wollen die Erzieherinnen jetzt Hilfe erpressen.
Wer nicht hören will, muss fühlen, so die Devise der 20 Erzieherinnen des katholischen Kindergartens St. Martin in Dinklage (Landkreis Vechta). Nachdem sie jahrelang erfolglos um die Sanierung ihrer Einrichtung gebeten hatten, wollen die Mitarbeiterinnen nun gesammelt kündigen. In einem Brief an die Stadtverwaltung kündigten sie diesen Schritt am Donnerstag an, wie der NDR berichtet.
Grund ist demnach der marode Zustand des Gebäudes sowie das Fehlen nötiger Räumlichkeiten. Immer wieder falle der Strom aus, der Brandschutz sei mangelhaft, Teambesprechungen müssten mangels eines Personalraums in der Turnhalle stattfinden. Die Toiletten seien mit einer Waschmaschine und anderen Haushaltsgeräten vollgestellt.
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Abriss oder Grundsanierung?
Viele der insgesamt 24 Punkte auf der Mängelliste der Kindergärtnerinnen seien der zugehörigen Kirchengemeinde sowie der Stadt Dinklage seit Jahren bekannt. Geändert habe sich bisher jedoch nichts. Das mag unter anderem daran liegen, dass man die Situation in der Betreuungseinrichtung seitens der Stadt anders bewertet.
So habe ein Ortsbesuch von Fachleuten des Landesjugendamtes ergeben, dass weder für die Kinder noch die Erzieherinnen eine Gefahr für Leib und Leben bestehe, so der Bauausschuss am Donnerstagabend. Man plane daher nur grobe Mängel zu beseitigen, sagte der Vorsitzende der CDU-Mehrheitsfraktion, Andreas Windhaus, laut NDR.
Im Anschluss solle der Stadtrat dann diskutieren, ob der Kindergarten grundsaniert oder tatsächlich abgerissen wird. Vorsorglich werde der Bauausschuss einen Bereich im öffentlichen Bürgerpark für einen etwaigen Neubau freihalten, so Windhaus.
Bewerbungen auf andere Stellen
Ob die Kindergärtnerinnen, von denen viele die Ausschussitzung verfolgt haben, ihre Drohung wahrmachen, haben sie laut NDR noch nicht entschieden. Um im Zweifel schnell handeln zu können, haben sie sich nach eigenen Angaben jedoch bereits auf freie Stellen in anderen Einrichtungen beworben.
Dass der Streit um den maroden Kindergarten bereits so stark eskalieren konnte, ist wohl der zerfaserten Zuständigkeit geschuldet. Während die katholische Kirchengemeinde St. Martin in Dinklage das Betreuungsangebot betreibt und als Träger verwaltet, liegt die Finanzierung bei der Stadt. Weder Kirche noch Stadt wollten in der Vergangenheit die volle Verantwortung für eine Entscheidung über Bau- oder Sanierungsmaßnahmen treffen.
Während die Gemeinde St. Martin das Gebäude ursprünglich renovieren lassen wollte, sprach sie sich letztlich doch für einen Neubau aus. Für ein solches Projekt hatte die Stadt nach eigener Einschätzung aber keinen geeigneten Platz und verwies darauf, dass eine Sanierung Kosten sparen würde.
- NDR (8.12.2022): "Alle Erzieherinnen eines Kindergartens drohen mit Kündigung"