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Regierung im Urlaub: Ein bisschen Demut, gefälligst!


Meinung
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Regierung im Urlaub
Ein bisschen Demut gefälligst

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

17.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Koalitionspartner Baerbock, Habeck, Scholz und Lindner: Die Ampel hat eine Vision.Vergrößern des Bildes
Koalitionspartner Baerbock, Habeck, Scholz und Lindner: Die Ampel hat eine Vision. (Quelle: Michael Kappeler/dpa)
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Was Ministerinnen und Minister im Urlaub lesen, wissen wir nicht. Ich hätte da aber die eine oder andere Empfehlung für Lektüre zur inneren Fortbildung.

Wenn Freunde oder Verwandte in den Urlaub fahren, wünscht man ihnen eine tolle Zeit und umfassende Erholung von Leib und Seele. Und wenn man bester Laune ist, vielleicht auch deswegen, weil man sie auf einige Zeit los ist, was man sie natürlich nicht spüren lassen sollte, dann erteilt man ihnen auch noch gut gemeinte Ratschläge, was sie zur inneren Fortbildung lesen sollten.

Nun sind die Herren und Damen, die uns regieren, in den Urlaub entschwunden. Von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wissen wir, dass er nicht nur in Brandenburg wohnt, sondern dort auch urlaubt. Friedrich Merz lässt wissen, dass er in Südfrankreich Rad fahren wird. Da wünscht man ihm einen wachsamen Schutzengel, der CDU-Chef ist ja nicht mehr der Jüngste.

Olaf Scholz weilt an unbekanntem Ort, was verständlich ist für den SPD-Kanzler. Und die Grünen-Minister Robert Habeck und Annalena Baerbock waren vorher noch in Sachsen unterwegs.

Was die Herren und Damen Minister lesen sollten

Also was würden wir dem einen oder der anderen als Buchempfehlung mitgeben? Alle sollten unbedingt "Eine Frage der Chemie" lesen. Hat eine Frau im fortgeschrittenen Alter geschrieben, herrliches Buch, macht glücklich. Ich erwarte gar nicht, dass sie es von vorne bis hinten lesen. Es genügt ja schon, den Titel ernst zu nehmen.

Chemie ist die Wissenschaft, die die Eigenschaften, die Zusammensetzung und die Umwandlung der Stoffe und ihrer Verbindungen erforscht. Chemisch aber hat der Stoff, aus dem die Regierung besteht, einige Eigenschaften, die dringend einer Umwandlung bedürfen. Sind wir zuversichtlich? Das sollten wir im eigenen Interesse sein.

Olaf Scholz würde ich gerne das wunderbare Buch über "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" schenken, das der leider gerade eben verstorbene Milan Kundera geschrieben hat. Darin geht es um die innere Verweigerung der Hauptfigur – der Chirurg Tomas –, sich zu ändern. Was uns das lehrt: Es ist gut, wenn man sich treu bleibt, aber schlecht, wenn man sich damit keinen Gefallen tut. Eine Inspiration für den Kanzler?

Clausewitz für romantische Wesen

Für Annalena Baerbock fällt die Wahl leicht: Clausewitz' "Vom Kriege", vor rund 200 Jahren verfasst, unvollendet geblieben, was ja auch ein Symbol für die Kraft des Krieges ist, der alle Beteiligten verschlingen kann. Kühl und klar, nüchtern und sachlich hat es der geadelte preußische General geschrieben.

Er glänzt durch Abwesenheit von Moral und die Dialektik von Politik und Krieg. Insofern Pflichtlektüre für von Haus aus romantische Menschenwesen, die ins Grübeln kommen wollen. Kommt die Außenministerin ins Grübeln?

Lesetipp für Friedrich Merz: Wutschrei in Buchform

Friedrich Merz sollte mal Dirk Oschmanns "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" lesen. Oschmann ist ein DDR-Arbeiterkind, das es zum Professor für Neuere Deutsche Literatur in Leipzig gebracht hat, eine tolle Karriere, aus der ihm keine reine Genugtuung erwächst. Denn das Arbeiterkind im Professor hat einen Wutschrei in Form eines Buches ausgestoßen.

Daraus lässt sich viel über die herrschende Stimmung in den ostdeutschen Ländern herauslesen, in denen im nächsten Jahr gewählt wird. Nach der Lektüre sollte den Radfahrer Merz die Erleuchtung heimsuchen, wer in Wahrheit der Hauptgegner der CDU ist.

Eine Lektion in Demut für Christian Lindner

Und dann wollen wir noch Christian Lindner literarisch beglücken und zwar mit Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz". Auf seiner Lebensreise begegnen ihm ebenso interessante wie eitle Figuren. Er selber findet zur Demut, eine Tugend, in der sich eine wahrhaft liberale Grundhaltung erkennen lässt, da sie andere zu ihrem Recht kommen lässt. Demut täte nicht nur Lindner gut, sondern auch anderen Regierungsmitgliedern, die im Übermaß auf sich selber bedacht sind.

Ich bin wirklich gespannt, wie sie in ein paar Wochen wieder auftauchen, die Minister und Ministerinnen, braun gebrannt und hoffentlich ausgeschlafen. Eines geht ja gar nicht: einfach so weitermachen. Denn wenn sie selbstvergessen dort weitermachen, wo sie aufgehört haben, leidet das Ganze darunter, also wir, also das Land.

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