Im Alter von 82 Jahren Ex-VW-Chef Ferdinand Piëch ist gestorben
Ferdinand Piëch, in Wolfsburg auch "der Alte" genannt, prägte viele Jahre den VW-Konzern. Nun ist der ehemalige Konzernchef im Alter von 82 Jahren gestorben.
Der langjährige VW-Vorstands- und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch ist tot. Piëch starb im Alter von 82 Jahren. Die Witwe Piëchs, Ursula Piëch, bestätigte den Tod ihres Ehemannes. Ihr Mann sei am Sonntag "plötzlich und unerwartet verstorben", hieß es in einer Mitteilung Ursula Piëchs, die der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend vom Anwalt der Familie, Christian Schertz, zugeschickt wurde.
Ursula Piëch schrieb: "Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer." Er sei bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber gewesen. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt, hieß es weiter.
Porsche, Audi, dann VW
Piëch hatte den VW-Konzern neun Jahre von 1993 bis 2002 als Vorstansvorsitzender geführt. Er führte das angeschlagene Unternehmen mit drastischen Sparmaßnahmen und einer neuen Modellpolitik zurück in die Gewinnzone. Danach wurde er bis 2015 Vorsitzender des Aufsichtsrates. Er hatte eine Vorzeigekarriere hingelegt – und jahrzehntelang die Strippen in der deutschen Automobilwirtschaft gezogen.
1972 hatte der Maschinenbauingenieur Piëch bei Porsche seine Sachen packen müssen, als der Clan beschloss, sich künftig aus dem operativen Geschäft herauszuhalten. Piëch heuerte bei Audi an, wurde schon 1975 Vorstand und 1988 Vorstandsvorsitzender. Er trimmte die Marke auf Erfolgskurs – und wurde 1993 folgerichtig als Retter nach Wolfsburg geholt, als der Konzern in seine bislang schwerste Krise geschlittert war.
Draht zu Gerhard Schröder
Dort fand Piëch binnen kürzester Frist einen Draht zum niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder. Dieser vertrat seinerzeit das Bundesland als damals einzigen Großaktionär im Aufsichtsrat. Auch dadurch überlebte der heutige VW-Aufsichtsratschef die eine oder andere Krise und Affäre im Konzern. Und weil Piëch mit einer aggressiven Expansion die Arbeitsplätze im Bundesland garantierte, ließ ihn im Gegenzug der Großaktionär Niedersachsen gewähren.
Mit harter Hand drückte er Kosten, trimmte das Unternehmen auf effizientere Strukturen und höhere Gewinne und machte VW zum heutigen Mehrmarken-Konzern. Sein autoritärer Führungsstil war gefürchtet. "Mein Harmoniebedürfnis ist begrenzt", schrieb er in seiner Autobiografie von 2003. Piëch räumte den Vorstands-Chefsessel 2002 und übernahm das Führungszepter im VW-Aufsichtsrat. Er galt als Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen.
Doch den letzten Machtkampf verlor er: 2015 schmiss er die Brocken hin. Kurz zuvor hatte er hatte Konzernchef Martin Winterkorn öffentlich das Vertrauen entzogen und erklärt, er sei auf "Distanz" zum VW-Chef. 2017 trennte er sich sogar von einem Aktienpaket im Wert von rund einer Milliarde Euro. Er hatte sich von seinem Lebenswerk verabschiedet.
"Der Alte"
Nach der Ära der Alpha-Manager Piëch und Winterkorn – und vor allem nach dem einschneidenden Abgasskandal – blieb bei Volkswagen kaum ein Stein auf dem anderen. Ein "Kulturwandel" wurde von Winterkorns Nachfolger Matthias Müller ausgerufen: Weniger Zentralismus, mehr Verantwortung für die einzelnen Manager, mehr interne Kritik waren die Ziele. Die Mitarbeiter sollten nicht mehr zittern vor einem Patriarchen wie Piëch, der in Wolfsburg auch "der Alte" genannt wurde – oder von einem Kleinaktionär einmal "Göttervater".
Ostern 2017 wurde Piëch 80 Jahre alt. Zum Geburtstag würdigte VW die Verdienste des Auto-Managers: "Ferdinand Piëch hat das Automobil, unsere Industrie und den Volkswagen-Konzern in den vergangenen fünf Jahrzehnten maßgeblich geprägt", sagte ein VW-Sprecher. "Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von mutigem Unternehmertum und technologischer Innovationskraft." Dabei hatte Piëch zuvor an Verwandte sein milliardenschweres Aktienpaket an der VW-Dachholding Porsche SE verkauft.
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VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte 2017: "Ferdinand Piëch war als Vorstandsvorsitzender der richtige Mann zur richtigen Zeit." Mit der Unterstützung der 4-Tage-Woche habe er sich große Verdienste um den Erhalt Zehntausender Arbeitsplätze erworben. "Kurz: Ferdinand Piëch hat sich große Verdienste um Volkswagen erworben."
- Nachrichtenagenturen AFP, Reuters, dpa
- Berichte "Bild", "Handelsblatt", ZDF