Nach Helge Braun Norbert Röttgen kandidiert als CDU-Vorsitzender
Er war bereits Bundesumweltminister, stürzte dann ab. Jetzt greift Norbert Röttgen erneut nach dem höchsten Amt in der CDU. Sein Image verbesserte er vor allem mit Expertise auf einem Feld.
Der zweite Kandidat steht fest: Der Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen bewirbt sich erneut für den CDU-Parteivorsitz. Er kandidiere "in der tiefen Überzeugung, dass es kein Weiter-so gibt" und dass er eine "inhaltliche Erneuerung" der CDU bewirken könne, sagte der frühere Umweltminister am Freitag in Berlin. Im Januar war Röttgen mit seiner ersten Kandidatur für den Parteivorsitz gescheitert: Auf dem Bundesparteitag unterlag er in der ersten Abstimmungsrunde Armin Laschet und Friedrich Merz.
Einer seiner Konkurrenten steht mit dem derzeit geschäftsführenden Kanzleramtsminister Helge Braun bereits fest. Fest erwartet wird außerdem die Kandidatur des konservativen Wirtschaftspolitikers Friedrich Merz.
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Röttgen kündigte an, im Fall seiner Wahl die 39-jährige Bundestagsabgeordnete Franziska Hoppenstedt aus Hamburg als Generalsekretärin vorzuschlagen. "Sie ist eine Persönlichkeit, die intellektuell, organisatorisch und kommunikativ in der Lage ist, dieses herausragende Amt wahrzunehmen", sagte Röttgen.
"Muttis Klügster" stürzte ab
Röttgen hat in der Vergangenheit versucht, sich vor allem als Erneuerer der CDU zu profilieren. Die Partei müsse weiblicher, jünger, digitaler und interessanter werden, forderte er. In der CDU müsse wieder um Themen gerungen werden, ohne dass das Ergebnis von vornherein feststehe. Die Partei brauche außerdem klimapolitische Glaubwürdigkeit.
Als Bundesumweltminister hatte sich Röttgen von 2009 bis 2012 das Image des Vorkämpfers für den Atomausstieg und ambitionierten Klimaschutz erworben. Sein Spitzname war "Muttis Klügster", der feinsinnige Jurist gehörte zum direkten Umfeld von Kanzlerin Angela Merkel. Doch dann folgte der tiefe Fall.
Als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012 scheiterte er spektakulär. Fast 13 Punkte lagen zwischen seiner CDU und der SPD von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im bevölkerungsreichsten Bundesland. Der Jurist bekam die Klatsche auch dafür, dass er sich vor der Wahl nicht klar zu einem Wechsel nach Düsseldorf auch im Fall einer Niederlage bekannt hatte.
Als er seinen Posten als Bundesumweltminister einfach weiterführen wollte, warf ihn Merkel kurzerhand raus. Kurz danach verlor er auch noch seinen Posten als CDU-Vize.
Rückkehr als Experte für Außenpolitik
Plötzlich war Röttgen nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter. Doch er rappelte sich wieder auf und übernahm 2014 den Vorsitz im Auswärtigen Ausschuss. Seither ist er ein viel gefragter Experte, der für seine Russland-kritische Haltung und als Amerika-Freund bekannt ist. Röttgen hat sich aber mit der Kandidatur für den CDU-Vorsitz neben der Außenpolitik auch zu anderen Themen positioniert.
Nach dem schlechten Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl will sich die CDU personell neu aufstellen. Seit vergangenen Samstag können Bewerber für den Parteivorsitz nominiert werden. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 17. November. Alle Kandidaten müssen von einer Parteigliederung wie einem Kreis-, Bezirks- oder Landesverband nominiert werden.
Daran schließt sich bis zum 2. Dezember eine Vorstellungsphase an, in der die Kandidaten sich und ihr Programm präsentieren können. Bis zum 16. Dezember soll dann die erste Runde der Mitgliederbefragung erfolgen - online und per Briefwahl. Das Ergebnis einer vermutlich notwendig werdenden Stichwahl soll bis zum 14. Januar vorliegen. Die neue Parteispitze soll am 21. Januar auf einem Parteitag in Hannover gewählt werden.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa