Parteibeben in Niedersachsen AfD-Vorstand will Landeschef Kestner rauswerfen
In der AfD wirbelt es gewaltig beim Personal: Der Landeschef in Niedersachsen soll gehen
Bei der AfD geht der Richtungsstreit zwischen den sogenannten Gemäßigten und Radikalen weiter: Am Montag entschied sich der Parteivorstand bei einer Telefonkonferenz mehrheitlich für ein Ausschlussverfahren gegen den niedersächsischen Landesvorsitzenden Jens Kestner. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur anschließend aus Teilnehmerkreisen. Eine Ämtersperre für Kestner sei jedoch nicht beschlossen worden, hieß es.
Im Februar hatte der niedersächsische Landesvorstand bei der Landeswahlleitung Zweifel an der Gültigkeit der bisherigen Kandidatenliste für die Bundestagswahl geäußert, die im Dezember 2020 aufgestellt worden war. Bei der ursprünglichen Aufstellung hatte das Kestner-Lager den Kürzeren gezogen. Moderatere Kräfte, die die ursprüngliche Liste dominierten, hielten die Formfehler für inszeniert und sahen in der Neuaufstellung den letztlich erfolglosen Versuch, das Kräfteverhältnis umzukehren.
Weiteres Parteiausschlussverfahren
Nach Angaben von Teilnehmern der Telefonkonferenz sprach sich der Bundesvorstand auch für ein Parteiausschlussverfahren gegen den Generalsekretär der niedersächsischen AfD, Nicolas Lehrke, aus. In beiden Fällen muss der Antrag noch von einem Schiedsgericht der Partei gebilligt werden.
Die AfD wird im Dezember einen neuen Parteivorstand wählen. Der dem sogenannten gemäßigten Lager zugerechnete langjährige Co-Vorsitzende Jörg Meuthen will dann nicht mehr antreten. Er hatte sich in den zwei vergangenen Jahren dafür stark gemacht, mehrere einflussreiche Mitglieder aus dem rechten Lager der AfD auszuschließen, darunter Andreas Kalbitz aus Brandenburg. Kalbitz zählt zu den wichtigsten Netzwerkern des inzwischen formal aufgelösten "Flügels", der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird.
- Nachrichtenagentur dpa