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Umfragetief: Warum die CSU an Wählerstimmen in Bayern verliert


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Chaos in der Union
Söders CSU steckt im Umfragetief – was steckt dahinter?

  • David Schafbuch
Eine Analyse von David Schafbuch

Aktualisiert am 30.04.2021Lesedauer: 4 Min.
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Nach Klärung der K-Frage: CSU verliert dramatisch in Umfragen. (Quelle: t-online)

Die Umfragewerte gehen nach unten: Wären am Sonntag in Bayern Landtagswahlen, würde die CSU ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 einfahren. Das gegenwärtige Tief könnte Folgen für die Bundestagswahl haben.

Als "deutlichen Maßstab" hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Umfragewerte vor gut zwei Wochen bezeichnet. Zuvor hatte sich die Parteispitze der CSU klar für ihn als kommenden Kanzlerkandidaten der Union ausgesprochen. Umfragen seien zwar nicht alles, aber man könne sich auch nicht abkoppeln von der Mehrheit der Menschen im Land, sagte der CSU-Vorsitzende.

Söder lieferte sich mit CDU-Chef Armin Laschet einen Machtkampf auf offener Bühne. Der CSU-Vorsitzende und seine Anhänger aus beiden Schwesterparteien betonten immer wieder, dass er in allen Umfragen deutlich vor Laschet liegt. Genutzt hat es ihm bekanntlich nichts: Der NRW-Ministerpräsident setzte sich durch in der K-Frage. Das Ringen um die Kanzlerkandidatur schadete offenbar auch den Zustimmungswerten beider Parteien – auch Söder und die CSU sacken in den Umfragen ab.

Minus zehn Prozent

Würde man am Sonntag in Bayern wählen, käme die CSU laut einer Insa-Umfrage, die die Bild-Zeitung in Auftrag gegeben hatte, auf 36 Prozent. Das sind zehn Prozentpunkte weniger als bei der letzten Erhebung des Instituts Ende Januar und ein Prozentpunkt weniger als das schwache Ergebnis der Partei bei der Landtagswahl 2018.

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Albrecht von Lucke, Jurist und Politikwissenschaftler von den "Blättern für deutsche und internationale Politik", sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den schlechten Umfragewerte und dem Zank zwischen CDU und CSU: "Die Zahlen stehen absolut im Lichte der desaströsen Performance der Union der vergangenen Tage und Wochen." Offenbar habe die Öffentlichkeit erkannt, dass Söder – trotz guter persönlicher Umfragewerte – eine Mitschuld am Chaos der Union trägt. Er sei "einerseits Mitverursacher, andererseits aber auch Leidtragender einer hochgradig gespaltenen Union."

In der CSU sieht man das naturgemäß anders: Seit sich Laschet durchgesetzt hat, spielt die Partei ihre eigene Rolle herunter und stichelt immer wieder gegen die große Schwesterpartei. Auch die Ergebnisse der kommenden Bundestagswahl müsse nun hauptsächlich die CDU verantworten. Es gebe ein "Prä des Spitzenkandidaten", macht CSU-Generalsekretär Markus Blume bei "Markus Lanz" deutlich. Auch ist er weiter davon überzeugt, dass man sich für den falschen Kanzlerkandidaten entschieden habe: "Mit Markus Söder wäre der Weg leichter gewesen." Aber "man liebe in der Union offenbar die Herausforderung."

Laschet weiter in der Kritik

Auch Söder hält sich mit öffentlicher Kritik an Laschet bisher kaum zurück. Teile eines Interviews mit der "Süddeutschen Zeitung" wirkten fast wie eine Abrechnung mit dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. Er selbst stehe für Aufbruch, Laschets Politik dagegen sei "altmodisch", wirke wie "Helmut Kohl 2.0". Einen Bruch zwischen den Spitzenpolitikern könne er nicht erkennen, aber er, Söder, habe ein anderes "Verständnis von Demokratie und Programm" als der Kanzlerkandidat.

Albrecht von Lucke glaubt, dass diese Strategie sich in den schlechten CSU-Werten niedergeschlagen hat. Bereits während der Diskussion um die Kanzlerkandidatur wurde Söder vorgeworfen, er habe die CDU-Spitze vorgeführt. Nun müsse er die Störfeuer beenden, um den Wahlkampf nicht weiter zu gefährden: "Söder wird erkennen, dass er die harte Kontroverse mit der CDU einstellen muss, schon um nicht auch der CSU weiter zu schaden", so von Lucke.

Die aktuelle Umfragemisere der Union nutzt sowohl in Bayern als auch bundesweit den Grünen. Bereits bei der Landtagswahl 2018 kam die Partei mit 18 Prozent auf ihr mit Abstand bestes Ergebnis. Aktuell liegt sie in den Umfragen bei 24 Prozent im Freistaat. Deutschlandweit ist es noch enger: In den meisten Befragungen liegen CDU/CSU und Grüne gleichauf, manche sehen sie bereits knapp vor der Union. "Ein derartiger Machtkampf schadet dem liberalen Image der gesamten Union und treibt damit Wähler zu den Grünen", sagt von Lucke. Denn anders als in der Union zeige man sich dort unter den Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck nach außen hin so geschlossen wie noch nie.

Dass der größte Konkurrent inzwischen die grüne Partei ist, hat auch Söder seit der letzten Landtagswahl erkannt. Hatte er vor der Wahl noch vergeblich versucht, mit Worten wie "Asyltourismus" AfD-Wähler zurückzugewinnen, schwenkte er vor drei Jahren auf einen grüneren Kurs um. "Wuchtig, aber richtig", nennt er das heutige Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz und fordert eine "Generalrenovierung" der Maßnahmen, die einst seine Partei gemeinsam mit SPD und CDU beschlossen hatte.

Orientierung zu den Grünen?

Falsch sei der grüne CSU-Kurs allerdings nicht. Denn die Mitte der Gesellschaft wird laut Albrecht von Lucke immer weniger von Konservativen Kräften geprägt. Im Gegenteil müsse sich die CDU überlegen, ob man sich eher dem Söder-Kurs anschließt. Als Konsequenz aus den schlechten Umfragen empfiehlt der Politikwissenschaftler, wieder geschlossener aufzutreten. Dann seien die Grünen verwundbar. Eine Schwachstelle sei vor allem die Unerfahrenheit von deren Spitzenkandidatin Annalena Baerbock: "Sie werden mit aller Vehemenz den Hauptgegner, also die Grünen, attackieren."

Die Einsicht, dass innerparteiliche Kämpfe nicht hilfreich sind, scheint inzwischen auch Markus Blume zu haben. "Wenn wir uns untereinander streiten, wird es ganz schwer", meint er nun.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telefoninterview mit Albrecht von Lucke am 29.4.2021
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