Unterschiedliche Gesprächsversionen Trump widerspricht Putin deutlich
Nach dem Telefonat mit Putin dementiert Trump die Darstellung des Kreml. Ein Ende der westlichen Militärhilfen als Voraussetzung für einen Waffenstillstand sei als Thema gar nicht zur Sprache gekommen.
Mehr als die beiden offiziellen Stellungnahmen des Weißen Hauses und des Kremls gab es nach dem rund zwei Stunden dauernden Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin zunächst nicht.
Doch dann gab der US-Präsident am späten Dienstagabend dem Fernsehsender "Fox News" noch ein ausführliches Interview. Darin wurde deutlich, wie unterschiedlich Trump und Putin ihren Gesprächsverlauf in der Öffentlichkeit darstellen. Ganz besonders in Bezug auf ein wichtiges Thema.
Der Kreml hatte in einer langen Stellungnahme wenige Stunden zuvor noch über das Telefonat mit Trump geschrieben: "Es wurde betont, dass die wichtigste Voraussetzung für die Verhinderung einer Eskalation des Konflikts und die Arbeit an seiner Lösung mit politischen und diplomatischen Mitteln die vollständige Einstellung der ausländischen Militärhilfen und der Bereitstellung von Geheimdienstinformationen an Kiew sein sollte."
Schon in der knapperen Stellungnahme des Weißen Hauses fehlte jeglicher Bezug darauf. Als die "Fox News"-Moderatorin Laura Ingraham den US-Präsidenten am Abend aber auf eben jene Passage ansprach, und fragte, ob Putin ein sofortiges Ende der Hilfe für die Ukraine gefordert habe, um ein umfassendes Waffenstillstandsabkommen zu erreichen, behauptete Trump plötzlich: "Nein, hat er nicht. Wir haben nicht über Hilfe gesprochen. Eigentlich überhaupt nicht. Wir haben über vieles gesprochen, aber über die Hilfen wurde nie gesprochen."
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Trump bleibt unklar
Damit widersprach der US-Präsident der Darstellung der Putin-Regierung deutlich. Welche Aussage stimmt, lässt sich schwer belegen. Fakt ist, dass das Gespräch der beiden Staatschefs rund zwei Stunden dauerte und am Ende kein wie von Donald Trump gewünschter 30 Tage andauernder Waffenstillstand zustande kam. Wladimir Putin ließ sich lediglich darauf ein, für 30 Tage keine Infrastruktur und keine Energieversorgung in der Ukraine anzugreifen.
Für einen grundlegenden, für alle Bereiche geltenden Waffenstillstand macht der russische Präsident ganz offensichtlich laut der Kreml-Stellungnahme seine Forderung zur Voraussetzung, dass die Unterstützer der Ukraine ihre Waffenhilfen und Geheimdienstinformationen stoppen müssten.
Angesprochen darauf, warum er mit Putin keine vollständige Waffenruhe vereinbaren konnte, antwortete Trump bei "Fox News": "Wir haben eine Situation, in der dummerweise viele Waffen aufeinander gerichtet sind." Ein kompletter Waffenstillstand sei deshalb ohne weitere Schritte schwierig gewesen. Russland habe im Gegensatz zur Ukraine den militärischen Vorteil, so Trump.
Welche weiteren Schritte nun gegangen werden müssten, führte der US-Präsident nicht aus. Auch nicht, ob das Weiße Haus jetzt erneute Zugeständnisse von der Ukraine verlangen würde, wie einen Rücktritt von Wolodymyr Selenskyj. Vor kurzem hatte die Trump-Regierung schon einmal entschieden, die eigenen Militärhilfen und Geheimdienstinformationen für die Ukraine kurzerhand einzustellen, um das Land zu einem Mineralien-Deal und zu einer Waffenruhe zu zwingen.
- Kommentar: Ein erbärmliches Eingeständnis von Trump
Nähe zwischen China und Russland
In einem weiteren Interview vom Dienstagnachmittag mit der amerikanischen Zeitung "Washington Examiner" ließ Trump die Frage nach einem Druckmittel für Putins Friedensbereitschaft offen: "Darauf möchte ich nicht näher eingehen, aber es gibt gute Gründe, warum [Putin] das tun würde", sagt er.
Lediglich die Notwendigkeit für einen schnellen Frieden betonte Trump bei "Fox News" noch einmal, als er schließlich sagte: "Es sind keine Amerikaner beteiligt. Die könnten es aber sein, wenn wir deswegen im Dritten Weltkrieg landen, was so lächerlich ist, aber wissen Sie, seltsame Dinge passieren."
Als wichtiges Ziel der aktuellen US-Strategie sprach Trump in dem Interview außerdem offen darüber, dass er die Nähe zwischen Russland und China als problematisch ansieht. Schon im Geschichtsunterricht habe er schließlich als Erstes gelernt, "dass man nicht will, dass Russland und China zusammenkommen", so Trump.
Dass China und Russland einander heute so nah seien, lastete er seinem ersten Amtsvorgänger an. "Obama hat sie durch seine schlechte Energiepolitik tatsächlich zusammengezwungen", sagt er. Als Präsident strebe er gute Beziehungen mit beiden Großmächten an, was schließlich etwas Positives und "nichts Negatives" sei.
- foxnews.com: Interview with President Donald Trump (englisch)
- washingtonexainer.com: Trump reveals he has been speaking to Putin for weeks as he hails energy and infrastructure ceasefire agreement (englisch)