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Zum journalistischen Leitbild von t-online.K-Frage vor Entscheidung Wer in der CDU Laschet unterstützt und wer Söder
Nächste Runde im Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union. Armin Laschet und Markus Söder stellen sich am Dienstag den über 240 Abgeordneten der Unionsfraktion. Wie ist die Stimmungslage dort? Ein Überblick.
Das Duell um die Kanzlerkandidatur der Union wird zur Zitterpartie. Sowohl Armin Laschet von der CDU als auch Markus Söder von der CSU halten an ihrem Anspruch fest, im Herbst den Kampf ums Kanzleramt anführen zu wollen. Söder ließ sich dabei am Montag auch vom Bekenntnis der Parteigremien der großen CDU für ihren Vorsitzenden Laschet nicht beirren. Der bayerische Ministerpräsident baut auf die Abweichler in den CDU-Landesverbänden und das für ihn positive Meinungsbild in Umfragen.
Am Dienstag nun wollen Laschet und Söder in der Unionsfraktion um Zustimmung werben – und es ist nicht auszuschließen, dass das Stimmungsbild dort ein anderes ist als am Montag in den Parteigremien. Einige CDU-Politiker meinen, die Abgeordneten der Union favorisierten mehrheitlich Laschet. Der Wirtschaftspolitiker Christian von Stetten etwa – ein bekennender Söder-Fan – sprach von deutlich mehr Wortmeldungen für den CSU-Chef in den Sitzungen der CDU-Landesgruppen.
Zahlreiche CDU-Landeschefs stellen sich hinter Laschet
Wie die Stimmungslage in der Unionsfraktion wirklich ist, lässt sich am Dienstagvormittag noch schwer abschätzen. In den Landesverbänden haben sowohl Laschet als auch Söder starke Fürsprecher – mit Vorteilen für den CDU-Chef. Schleswig-Holsteins Landesvorsitzender und Ministerpräsident Daniel Günther steht laut der "Bild" ebenso hinter Laschet wie der Landesvorsitzende in Niedersachen, Bernd Althusmann.
Der Chef der Saar-CDU, Tobias Hans, äußerte sich am Montag pro Laschet. Die CDU-Vize-Chefin und Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, lobte Laschets integrierende Fähigkeiten. "Das halte ich für sehr wichtig", sagte sie. Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sowie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble stehen hinter ihrem Parteichef.
Überraschend klar positionierte sich Laschets ehemaliger Kontrahent um den Parteivorsitz, Friedrich Merz, zugunsten des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. "Armin Laschet hat klare Vorstellungen von dem dringend notwendigen Modernisierungsprozess in Deutschland", sagte Merz zu t-online. "Er ist der gewählte Vorsitzende der CDU. Meine Unterstützung hat er – wie auf unserem Parteitag zugesagt." Die vormaligen Merz-Unterstützer Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, und Thomas Strobl, Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, gaben Laschet ebenfalls Rückhalt.
Auch Söder hat seine Fürsprecher in der CDU
Die Frage ist, ob sich die Stimmung in den Landesgruppen der Unionsfraktion mit jener in den Spitzen der Landesverbände deckt. Fakt ist, dass auch Söder seine Fürsprecher hat. Am Montagabend tagten die CDU-Landesgruppen zur Vorbereitung auf die Fraktionssitzung, aus Teilnehmerkreisen hieß es danach: Es gibt mehr Stimmen für Söder als erwartet – auch aus mancher Landesgruppe, deren Chef sich pro Laschet positioniert.
Nach Informationen von t-online sollen sich die Abgeordneten aus Baden-Württemberg mehrheitlich für Söder ausgesprochen haben, auch in der Landesgruppe Niedersachsen und Schleswig-Holstein soll es demnach eine klare Mehrheit für Söder geben. Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass sich eine deutliche Mehrheit der Politiker aus Niedersachsen für Söder ausgesprochen habe. Diese Abgeordneten votierten damit anders als ihre Landeschefs, die sich für Laschet aussprechen.
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Einige stellen sich auch bereits offen gegen Laschet und hinter Söder: Christian von Stetten aus Baden-Württemberg hat sich öffentlich anders positioniert als sein Landeschef Thomas Strobl. In Sachsen-Anhalt äußerte sich der CDU-Vorsitzende des Saalekreises, Michael Hayn, pro Söder.
Der Thüringer CDU-Landesvorsitzende Christian Hirte sieht bei seinen Parteikollegen im Freistaat ebenfalls mehr Rückendeckung für Söder. Dem Sender MDR sagte er, Befürworter gebe es für beide Kandidaten, doch sei die Zustimmung für Söder deutlich größer.
Der Berliner Landesverband sprach sich einhellig für eine Kandidatur des bayerischen Ministerpräsidenten aus. CDU-Landeschef Kai Wegner zeigte sich überzeugt, "dass die Menschen noch stärker Markus Söder zutrauen, Deutschland gut zu führen". Söder sei der zupackende, erfolgreiche Krisenmanager, der Deutschland aus der Pandemie führen und das Land zukunftsfest machen könne, sagte Wegner t-online.
Auf eine Anfrage von "Watson" äußerten sich 17 CDU- sowie 12 CSU-Abgeordnete zugunsten von Söder. Lediglich zehn CDU-Parlamentarier unterstützten Laschet. Das Portal hatte alle 245 Fraktionsmitglieder angefragt, 59 antworteten, 20 davon gaben keine Präferenz an.
Mehr Klarheit sollte am Nachmittag herrschen, wenn Laschet und Söder sich den Mitgliedern der Unionsfraktion stellen. Das Treffen ist für 15 Uhr angesetzt.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters
- Berichte der "Bild" zur Unterstützung für Laschet und für Söder
- MDR: Thüringer CDU-Landes-Chef Hirte sieht Söder vor Laschet
- Tagesschau: Kann die CDU auch bayerisch?
- Eigene Recherchen