Nach Attacke auf Nahles SPD-Vize Stegner wirft Schröder unsolidarisches Verhalten vor
In einem Interview hat Altkanzler Schröder SPD-Chefin Nahles die Eignung zur Kanzlerschaft abgesprochen. Der Unmut bei manchen Parteifreunden ist groß.
Nach der Kritik des früheren SPD-Vorsitzenden Gerhard Schröder an Parteichefin Andrea Nahles hat Bundesvize Ralf Stegner solche Äußerungen als nicht hilfreich verurteilt. "Glaubt jemand, dass es irgendeinen Nutzen für die eigene Partei hat, wenn sich Politiker aus dem Ruhestand unfreundlich über ihre Amtsnachfolger(innen) äußern? Das nützt immer nur der politischen Konkurrenz", schrieb Stegner auf Twitter. "Es zeugt von schlechtem Gedächtnis und ist zudem unsolidarisch."
Altkanzler Schröder, der von 1999 bis 2004 auch Vorsitzender der SPD war, deutet im aktuellen "Spiegel" an, dass er Nahles nicht für fähig hält, die Kanzlerkandidatur für die SPD zu übernehmen. Dafür brauche es ökonomische Kompetenz. Auf die Frage, ob Nahles diese Kompetenz habe, sagt Schröder: "Ich glaube, das würde nicht mal sie selbst von sich behaupten."
"Ein paar Leuten zu fest auf die Füße getreten"
Zudem sprach Schröder sich dafür aus, angesichts der schweren Krise der SPD wieder stärker auf den früheren Außenminister und Parteichef Siegmar Gabriel zu setzen. "Sigmar Gabriel ist vielleicht der begabteste Politiker, den wir in der SPD haben", betonte er. "Er ist nur in der Partei ein paar Leuten zu fest auf die Füße getreten. Er muss selbst entscheiden, ob er noch einmal eine stärkere Rolle spielen will. Aber die SPD könnte von seinen Fähigkeiten nach wie vor profitieren."
Außenminister Heiko Maas hat die SPD angesichts dieser Spekulationen vor Personaldebatten gewarnt. "Ich glaube, die Menschen haben weniger ein Interesse an Personaldebatten. Sie erwarten, dass wir vernünftig regieren – zu Recht", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auf die Frage, ob er der amtierenden SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles zutraue, ihre Partei aus dem Umfragetief zu führen, antwortete Maas: "Natürlich".
- Strategien vorgestellt: So bereiten sich CDU und SPD auf die Ost-Wahlen vor
- SPD-Politiker bringt sich in Stellung: Olaf Scholz will Bundeskanzler werden
- Grüne und AfD gewinnen in Umfrage: Union und SPD drohen bei Europa-Wahl große Verluste
Für ein Comeback von Sigmar Gabriel sprach sich dagegen der bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post aus. Er stelle sich für diesen eine Aufgabe "in der ersten Reihe" vor, sagte Post "Focus Online", ohne dies weiter zu präzisieren. "Der Altkanzler hat Recht. Wir verschrecken die Leute mit unserem derzeitigen Auftreten. Wer soll uns denn da noch wählen?" Nötig sei eine personelle Veränderung. "Ein stures Weiter so, gerade auch personell, wäre ein Festhalten an der Parole ,Mit Hurra in den Untergang'", sagte Post.
- Nachrichtenagentur dpa