Kritik aus der SPD an Klingbeil "Der eine vergrößert seine Macht und die Frau wird abgesägt"

Ende Juni wählt die SPD eine neue Spitze. Im Vorfeld spricht sich Bärbel Bas für eine erneute Kandidatur von Lars Klingbeil aus. Bei den Jusos erntet er Kritik.
Die frühere Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rechnet damit, dass die SPD auch weiterhin von einer Doppelspitze geführt wird. "Sollte sich Lars Klingbeil für eine erneute Kandidatur als Parteivorsitzender entscheiden, werde ich das unterstützen", sagte Bas dem Berliner "Tagesspiegel".
Zur künftigen Rolle von Klingbeils Co-Vorsitzender Saskia Esken äußerte sie sich nicht. "Ich erwarte, dass es bei der Doppelspitze bleibt. Es braucht mehr Frauen in Spitzenfunktionen. Das gilt auch für die SPD."
Eigene Ambitionen auf den SPD-Vorsitz hielt sich Bas Anfang April noch offen. "Ich denke wirklich für mich persönlich nach, was jetzt meine Optionen für die Zukunft sind. Das ist noch nicht abgeschlossen", sagte sie den Sendern RTL und n-tv auf eine entsprechende Frage. In den "nächsten Tagen" werde sie entscheiden, was für sie infrage komme. "Und das werde ich denen mitteilen, die es dann auch wissen müssen. Also insofern ist das bei mir offen."
Kritik an Klingbeils Führungsstil
Gleichzeitig mehren sich jedoch die kritischen Stimmen in der SPD gegenüber Klingbeil – nicht zuletzt in Bezug darauf, wie er mit seiner Co-Vorsitzenden umgeht: "Der eine vergrößert seine Macht und die Frau an der Spitze wird abgesägt", sagt der bayerische Juso-Vorsitzende Benedict Lang der "Süddeutschen Zeitung". "Lars Klingbeil zeigt bisher nicht, dass er diesen bodenlosen innerparteilichen Umgang mit Saskia Esken problematisch findet, er lässt das einfach laufen."
Weiter sagt Lang: "Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Partei mit Unterstützung einiger SPD-Ministerpräsidenten aus dem Hinterzimmer überrumpelt werden soll, sodass Klingbeil am Ende als einzige Option dasteht." Statt zu überlegen, wie der Kuchen für die SPD wieder größer werde, "drängelt sich Klingbeil am Buffet vor, um immer größere Stücke für sich selbst runterzuschneiden". Nach dem historisch schlechten Wahlergebnis der SPD, so Lang, könne Klingbeil die Stimmung in einigen Teilen der Partei offenbar nicht wahrnehmen.
Auch Juso-Chef Philipp Türmer kritisierte die mangelnden Reaktionen der Parteiführung auf das schlechte Ergebnis im Februar. In einem Interview mit dem "Spiegel" hatte er von einem "fatalen Eindruck" gesprochen, dass mit Klingbeil "einer der Architekten des Misserfolgs" nun direkt nach dem Fraktionsvorsitz im neuen Bundestag greifen würde. Klingbeil wurde kurz nach dem schwachen Ergebnis der SPD zum neuen Fraktionschef im Bundestag gewählt. Ob er den Posten künftig beibehält oder Minister in der neuen Bundesregierung wird, ist noch unklar. Klingbeil gilt allerdings als Favorit auf den Posten des Finanzministers und Vizekanzlers.
Eskens Posten steht innerhalb der SPD zur Debatte
Die SPD-Spitze soll auf einem Bundesparteitag Ende Juni in Berlin neu gewählt werden – ein halbes Jahr früher als ursprünglich geplant. Klingbeil ist seit 2021 Parteichef neben Esken, die den Co-Vorsitz seit 2019 innehat. Die künftige Rolle von Esken löst dagegen derzeit heftige Debatten in der SPD aus.
In den vergangenen Tagen hatten sich bereits mehrere einflussreiche SPD-Politiker für einen Verbleib Klingbeils an der SPD-Spitze ausgesprochen, darunter Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig und der rheinland-pfälzische Regierungschef Alexander Schweitzer. Schweitzer plädierte zugleich für Veränderungen in der Führungsmannschaft: Er hoffe, dass es "einige neue Identifikationsfiguren" geben werde, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
- Nachrichtenagentur dpa
- Vorabmeldung der Süddeutschen Zeitung