Zu wenig Nachwuchs-Soldaten Experte hält freiwilligen Wehrdienst für gescheitert
Die Zahl der Bewerber für den freiwilligen Wehrdienst ist offenbar deutlich zurückgegangen. Wie die "Welt" berichtet, verpflichteten sich in diesem Jahr deutlich weniger junge Männer und Frauen als 2012. Der frühere Planungschef des Verteidigungsministeriums, Hans Rühle, nimmt dies zum Anlass, das Freiwilligen-Konzept für gescheitert zu erklären. Das Ministerium widerspricht.
Rühle plädierte dafür, die Freiwilligkeit wieder abzuschaffen, die aktuelle Planung sei "unrealistisch und alles andere als demografiefest".
Über ein Viertel gibt gleich wieder auf
So hätten im Januar dieses Jahres 1607 Freiwillige den Dienst angetreten, im Januar 2012 seien es noch 2720 gewesen. Im April 2013 verpflichteten sich demnach 615 Wehrdienstleistende, ein Jahr zuvor seien es 1460 gewesen. Im Juli dieses Jahres sei der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr allerdings minimal ausgefallen.
25 bis 30 Prozent der Freiwilligen würden den Dienst innerhalb der ersten drei Monate wieder quittieren, erklärte Rühle. Zudem hätten sich mehr als die Hälfte der freiwillig Wehrdienstleistenden für weniger als 15 Monate verpflichtet. "Sie scheiden daher nach Ausbildung und Qualifikation für eine Teilnahme an Auslandseinsätzen aus".
Nur die Hälfte der Mindestzahl erfüllt
So könnten sie nicht als Entlastung für die Berufs- und Zeitsoldaten eingesetzt werden. Statt der gewünschten mindestens 5000 erfüllten derzeit nur etwa 2000 bis 3000 Freiwillige die Voraussetzungen "für eine sinnvolle Verwendung."
Das Verteidigungsministerium behauptet dagegen, es sei mit dem Interesse am Wehrdienst zufrieden. "Aus unserer Sicht wird der Bedarf an freiwilligen Wehrdienstleistenden gedeckt", sagte ein Ministeriumssprecher. Derzeit dienten rund 10.000 Männer und Frauen freiwillig in der Truppe. Mit 5000 freiwilligen Wehrdienstleistenden sei die Bundeswehr einsatzfähig, sagte der Sprecher.
Die Wehrpflicht war zum 1. Juli 2011 ausgesetzt worden. An die Stelle des für Männer verpflichtenden Dienstes trat ein freiwilliger Wehrdienst für Männer und Frauen sowie ein freiwilliger Ersatz für den bisherigen Zivildienst.