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Air Defender: Wer ist Ingo Gerhartz, der Kopf hinter der Kampfjet-Übung?


Der Kopf hinter der Übung
Er ist Mister Air Defender

Von t-online, sje

Aktualisiert am 13.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Ingo Gerhartz in einem Kampfjet (Archivbild): Wurde der Chef der Luftwaffe abgehört?Vergrößern des Bildes
Ingo Gerhartz am Steuer eines Eurofighters im September 2022: Dass der Luftwaffenchef noch immer selbst fliegt, macht Eindruck bei seinen Soldatinnen und Soldaten. (Quelle: Kyodo News/imago-images-bilder)

Ingo Gerhartz genießt hohes Ansehen – in der Bundeswehr ebenso wie in der Politik. Für den Chef der Luftwaffe wird mit "Air Defender" nun eine fünf Jahre alte Idee wahr.

250 Flugzeuge über Deutschland im Einsatz, 10.000 Soldatinnen und Soldaten, die größte Luftstreitkräfte-Übung seit Jahrzehnten – und er hatte die Idee: Ingo Gerhartz, seines Zeichens Inspekteur der Luftwaffe bei der Bundeswehr. Er genießt höchstes Ansehen, in der Bundeswehr genauso wie im politischen Berlin. Wer ist der Mann?

Gerhartz steht der Luftwaffe seit 2018 vor. Bei seinem Amtsantritt waren die Jets der Bundeswehr jedoch größtenteils am Boden statt über den Wolken – der Zustand der Luftwaffe war desolat. Nicht einmal 30 Prozent der Eurofighter galten als einsatzbereit, beim Transportflugzeug A400M waren es noch weniger. Ersatzteile fehlten, Inspektionen zogen sich hin, die Stimmung unter den Piloten war auf dem Tiefpunkt.

Er schaffte die Wende bei der Luftwaffe

Doch Gerhartz gilt als Mann der Tat – und als beharrlich und bestens vernetzt in der Hauptstadt. Ein Grund dafür: Er war selbst mehrfach im Verteidigungsministerium beschäftigt, diente unter anderem als stellvertretender Pressesprecher von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, war Büroleiter des Generalinspekteurs und stellvertretender Abteilungsleiter für Strategie und Einsatz.

Er brachte den Bestand an Eurofightern und Transportflugzeugen wieder auf Vordermann, schaffte es, die Kündigungswelle zu beenden. Lediglich bei den altersschwachen Tornados stockte es. Doch als Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt Platz nahm, konnte Gerhartz ihn von den amerikanischen F-35 überzeugen, wie die "Frankfurt Allgemeine Zeitung" schreibt. Der Kauf gilt als Risiko – dem Bericht zufolge war sein Vorgänger im Streit eben darüber entlassen worden.

Traumberuf Kampfjetpilot

Es kam der ausgebildete Jetpilot aus Cochem an der Mosel, aufgewachsen in Büchel, nach eigenen Angaben nur weniger Hundert Meter von der Startbahn des Fliegerhorsts entfernt. "Von meinem Kinderzimmer hatte ich freien Blick auf die Starfighter, die dort landeten", sagte er kürzlich in einem Interview dem "Tagesspiegel". Schon als Fünfjähriger habe er seinen Eltern erzählt, später solche Maschinen fliegen zu wollen.

1985 rückte dieser Traum ein großes Stück näher. Als Wehrpflichtiger kam Gerhartz zur Bundeswehr, durchlief die Offiziersausbildung, wurde Strahlflugzeugführer, flog die Phantom II, die MIG-29, den Tornado und den Eurofighter. Bei Letzterem setzt er sich noch immer regelmäßig selbst ans Steuer – das macht Eindruck bei seinen Soldatinnen und Soldaten. Einem Bericht der "Zeit" zufolge ist der 57-Jährige der einzige Luftwaffenchef in der Nato, der noch selbst einen Kampfjet fliegt.

Die Idee "Air Defender"

Fast zeitgleich mit seinem Amtsantritt kam ihm die Idee zu "Air Defender". Den Vorschlag habe er bei seiner ersten USA-Reise als Inspekteur der Luftwaffe gemacht. Auslöser sei damals die Annexion der ukrainischen Krim durch Russland gewesen, sagte Gerhartz am vergangenen Freitag. "Uns war klar in Deutschland, auch nach den vielen Jahren in Afghanistan, dass wir uns wieder zurückbesinnen müssen auf die Fähigkeit der Landes- und Bündnisverteidigung."

Das ist ihm wichtig: Gerhartz geht es um Verteidigung. Die Luftwaffe will mit dem Manöver "Air Defender 2023" gemeinsam mit den beteiligten Nato-Partnern Stärke zeigen, aber eine Eskalation mit Blick auf Russland vermeiden. "Wir tun alles, damit es nicht eskalierend wirkt", sagte er am Montag im Inforadio des RBB. Als Beispiel: "Wir werden keine Flüge in Richtung Kaliningrad unternehmen."

Und wichtig ist ihm auch die Rolle Deutschlands: Er betonte wenige Tage vor dem Start, dass es keine Nato-Übung sei, "sondern eine deutsch-geführte Übung". Das liegt laut Gerhartz zum einen an der zentralen Lage in Europa. Andererseits gebe es auch eine gewisse Erwartungshaltung an Deutschland in der Nato. "Wir zeigen, dass wir Verantwortung übernehmen. Wir zeigen, dass wir etwas in die Hand nehmen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • faz.net: "Mann der Tat"
  • zeit.de: "Ist das Bruce Willis?"
  • bundeswehr.de: Curriculum Vitae von Ingo Gerhartz
  • tagesspiegel.de: "Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz: 'Wir brauchen mehr Einsatzmentalität'"
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