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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Soldaten über Pistorius "Er hat gedient, das war es schon"
Nun ist klar: Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius soll Verteidigungsminister werden. Die Truppe ist gespalten ob der Personalie.
Die erste Reaktion, die ein norddeutscher Oberstabsgefreiter an t-online verfasst, ist eindeutig: "Ich habe von dem Menschen noch nichts gehört oder gesehen." Boris Pistorius, der bisher Innenminister in Niedersachsen war, sei für viele Soldaten ein unbeschriebenes Blatt. Das kann Vor- und Nachteile haben. Besonders wichtig ist der Truppe, dass der Neue durch seine Diensterfahrung zumindest grundsätzlich mit der Bundeswehr vertraut ist. Auch wenn das kein Freifahrtschein ist.
Noch ist er nicht im Amt – und trotzdem wird die Personalie heiß diskutiert. t-online hat mit mehreren Soldaten aus unterschiedlichen Bereichen der Bundeswehr gesprochen. Der Tenor: "100 Tage Eingewöhnungszeit stehen jedem zu." Alle Soldaten bewerten die Berufung von Pistorius aber als "überraschend". Prinzipiell sei es gut, dass "da 'out of the box' gesucht wurde", also nach einer unkonventionellen Personalie. Aufgrund seiner Vita könne Pistorius bestimmte Sorgen und Nöte innerhalb des Bundesverteidigungsministeriums und der Bundeswehr anders verstehen und auch anders bewerten. Wichtig sei jetzt eine "schnelle Stabilität".
"Da kann auch ein neuer Minister wenig ändern"
Für mehrere befragte Soldaten ist es nun aber mindestens genauso wichtig, die verkrusteten Strukturen im Ministerium aufzubrechen. So wird sogar der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, zur Debatte gestellt. Zorn ist in seiner Funktion truppendienstlicher Vorgesetzter aller Soldatinnen und Soldaten und militärischer Berater der Bundesregierung. "Wenn Herr Pistorius den Generalinspekteur und den Inspekteur des Heeres etc. ändert, dann wäre das vielversprechend für echte Veränderungen." Mit denselben Köpfen werde es sonst genauso weitergehen, "da kann auch ein neuer Minister wenig ändern."
Positiv sieht ein befragter Soldat Pistorius' klare Kante gegen Rechts. "Beim möglichen NPD-Verbot ist er mit vorangegangen." Die Hoffnung sei also groß, dass er das Rechtsextremismus-Problem der Bundeswehr schnell angehen könne. "Vielleicht setzt er dort neue Impulse."
"Ich bleib' dabei, es kann nur besser werden"
So detailliert wissen aber nicht alle über ihren neuen Dienstherrn Bescheid. "Das Einzige, was ich weiß: Er hat gedient, das war es schon." Und trotzdem sei Pistorius' Berufung ein gutes Signal an die Truppe. Ein Neuanfang müsse schnell her. Und: "Ich bleib' dabei, es kann nur besser werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt", beendet ein Soldat seine Textnachricht an t-online.
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- eigene Quellen
- Webseite des Bundesverteidigungsministeriums