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Bundeswehr-General warnt: Deutsches Heer könnte Kampf kaum wochenlang aushalten


Heeresinspekteur warnt
"Könnten keinen Kampf über mehrere Wochen durchführen"

Von t-online, wan

Aktualisiert am 11.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Generalleutnant Alfons Mais ist Inspekteur des Heeres.Vergrößern des Bildes
Generalleutnant Alfons Mais ist Inspekteur des Heeres. (Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa./dpa)

Die Bundeswehr ist trotz Milliardenpaket kaum verteidigungsfähig, sagt der Heeresinspekteur. Von dem Geld sei noch nicht viel zu sehen.

Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, sieht kaum Fortschritte bei der Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr. Auch acht Monate, nachdem Bundeskanzler Scholz eine Zeitenwende und ein 100-Milliarden-Euro-Paket angekündigt hatte, sei die Lage kaum verändert. Zwar werde seit dem russischen Überfall auf die Ukraine in Deutschland "sachlicher und tiefer" über Fragen der Sicherheit diskutiert. An der Ausstattung habe sich aber nicht viel getan.

"Momentan ist die materielle Einsatzbereitschaft des Heeres nicht größer als am 24. Februar", sagte Mais im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Mais hatte am Tag des Kriegsbeginns gewarnt, die Truppe aus 60.000 Frauen und Männern stehe "mehr oder weniger blank" da.

Die massive Waffenhilfe der Bundesregierung für die Ukraine spielt dabei eine große Rolle. "Das ist als politische Entscheidung angesichts der Lage auch völlig nachvollziehbar. Es dauert allerdings, bis wir dieses Material ersetzt bekommen. Unter dem Strich heißt das: Es ist weniger da als vor dem Kriegsbeginn", sagte Mais.

Nur noch vier Artillerie-Bataillone

Bislang habe man sich auf Auslandseinsätze konzentriert, und da sei die Verteidigung zu Hause zu kurz gekommen. "Wir verfügen derzeit über keine komplette deutsche Brigade, die sofort und ohne längere Vorbereitungszeit in der Lage wäre, einen Kampfauftrag über mehrere Wochen durchzuführen. Das müssen wir angesichts der Lage schnell ändern", erklärte Mais. Unter anderem in der Artillerie sieht er "riesigen Aufholbedarf".

"Das Heer, so wie es heute dasteht, verfügt noch über vier Artillerie-Bataillone, etwa 100 Panzerhaubitzen und knapp 40 Raketenwerfer MARS. Von denen ist tagesaktuell immer nur ein Teil einsatzbereit. Das macht mir mit Blick auf die Zukunft große Sorgen." Zu Zeiten des Kalten Krieges sei die Artillerie-Truppe größer als die gesamte Marine gewesen. Das sei nicht mehr notwendig. "Aber wir wollen die Zahl der Bataillone auf mehr als das Doppelte erhöhen. Dazu brauchen wir zusätzliche Geschütze und Raketenwerfer."

Auf die Frage, wann das erste Material komme, sagte Mais: "Ende des Jahres erwarten wir die ersten Lieferungen bei der persönlichen Ausstattung: Bekleidung, Helme, Nachtsichtgeräte. Dann kommen unter anderem die modernen Funkgeräte, auf die wir lange gewartet haben."

Danach beginne es sich zu ziehen. "Für uns so wichtige Projekte wie die Nachrüstung beziehungsweise Stückzahlerhöhung des Schützenpanzers Puma, Radfahrzeuge für die Mittleren Kräfte, neue Hubschrauber, Drohnenschutz – über all diese Vorhaben müssen wir jetzt entscheiden, denn es dauert, bis die Waffen produziert sind", mahnte er.

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Probleme bei der Munitionsbeschaffung

Im Oktober hatten Experten bereits gewarnt, dass die Bundeswehr kaum einen Krieg führen oder sich verteidigen könne. Im Kriegsfall würde der Bundeswehr einem Medienbericht zufolge innerhalb von zwei Tagen die Munition ausgehen, berichtete der Business Insider unter Verweis auf übereinstimmende Angaben von Vertretern der Rüstungsindustrie, Experten und Verteidigungspolitikern im Bundestag.

Das Munitionsproblem bestätigte auch Eva Högl, Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages: "Wir bräuchten allein 20 Milliarden Euro zusätzlich für die Munitionsbeschaffung", sagte Eva Högl dem Magazin. Auch gebe es nicht genügend Munitionslager, sagte Högl weiter.

"Hier braucht es noch eine große Kraftanstrengung." Die Bundesregierung hatte im Zuge des Kriegs in der Ukraine ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr auf den Weg gebracht. Munition soll laut "Business Insider" jedoch aus dem laufenden Verteidigungshaushalt bezahlt werden, nicht aus dem Sondervermögen.

Verwendete Quellen
  • Vorabmeldung der "Süddeutschen Zeitung"
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