Chaos bei Gepäckabfertigung Bericht: Regierung will Gastarbeiter an Flughäfen holen
Die Bundesregierung will nach einem Medienbericht Arbeitskräfte aus der Türkei anwerben. Sie sollen die Personalnot an Flughäfen lindern.
Die Bundesregierung will die angespannte Personalsituation an deutschen Flughäfen mit der Möglichkeit zur befristeten Anstellung ausländischer Hilfskräfte lindern. Dies sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) der "Bild am Sonntag" ("BamS"). "Dabei wollen wir jede Form von Sozialdumping und Ausbeutung ausschließen. Die Arbeitgeber müssen Tariflohn zahlen und für die befristete Zeit anständige Unterkünfte bereitstellen."
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach in der Zeitung von einer mit Heil und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) abgestimmten Aktion, mit der man die Personalengpässe an deutschen Flughäfen "abstellen und eine temporäre Lösung präsentieren" wolle. Faeser ergänzte: "Wir werden ermöglichen, dass Hilfskräfte aus dem Ausland zum Beispiel bei der Gepäckabfertigung eingesetzt werden." Dabei gelte: "Bei der Sicherheit gibt es keine Abstriche."
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Lange Schlangen in Düsseldorf, Kofferberge in Hamburg
In NRW hatten am Freitag die Sommerferien im ersten Bundesland begonnen und damit das Reisechaos am Düsseldorfer Flughafen. Hunderte Meter lang waren am Samstag Schlangen bei der Gepäckaufgabe und bei den Sicherheitskontrollen. Besonders vor den Schaltern von Eurowings war der Andrang riesig. Mehrere Flüge sind bereits annulliert oder haben deutliche Verspätung. Ein Defekt der Gepäckförderanlage verschlimmerte die Situation noch.
In Hamburg sind die Lager für gestrandetes Gepäck voll. "Wir haben es derzeit mit einer hohen dreistelligen Zahl an Koffern zu tun", sagte Qualitätsmanager Florian Schweyer vom Flughafen-Dienstleister AHS. Das verspätet angekommene, sogenannte Rush-Gepäck wird deshalb auch im ehemaligen Terminal 1, heute Terminal Tango, gelagert. Seit drei Wochen etwa gibt es das Zusatzlager, wie t-online erfuhr.
Erste Arbeiter sollen schon im Juli anfangen
Unter Berufung auf Regierungskreise heist es jetzt in dem "BamS"-Artikel, Ziel sei es, eine vierstellige Zahl an Fachkräften aus der Türkei zu holen, die bestenfalls schon ab Juli für einige Monate eingesetzt werden könnten.
Kurz vor Beginn der Haupturlaubszeit hatte etwa die Lufthansa angekündigt, insgesamt knapp 3.000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München zu streichen, weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden. Grund ist insbesondere fehlendes Personal nicht nur bei der Airline selbst, sondern auch bei den Flughäfen etwa bei der Sicherheitskontrolle.
Wissing weist Verantwortung für Flughafensituation von sich
Wissing wies die Verantwortung für die chaotischen Zustände an den Flughäfen den Unternehmen zu. "Für die Personalpolitik der Flughafengesellschaften und Airlines ist die Bundesregierung nicht zuständig und nicht verantwortlich", sagte er. In der Verantwortung des Bundesverkehrsministeriums lägen die Flugsicherung und die Koordination des Flugbetriebs. "Und da läuft alles reibungslos."
Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) verlangte von den Fluggesellschaften einen fairen Umgang mit ihren Kunden und die aktive Information über Ansprüche etwa auf Entschädigung. "Ich erwarte, dass die Fluggesellschaften ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen und die berechtigen Ansprüche der Fluggäste schnell und unbürokratisch erfüllen", sagte sie der "BamS" weiter.
- Nachrichtenagentur dpa