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"Feuchte neoliberale Träume": Kevin Kühnert kritisiert Vorschlag zur Rente ab 70


Um Inflationsfolgen abzufedern
Kühnert nennt Rente ab 70 "feuchte neoliberale Träume"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 19.05.2022Lesedauer: 2 Min.
Kevin Kühnert bei einer Wahlkampfveranstaltung in Münster (Archivbild): Der SPD-Generalsekretär kritisiert den Vorschlag einer Rente ab 70.Vergrößern des Bildes
Kevin Kühnert bei einer Wahlkampfveranstaltung in Münster (Archivbild): Der SPD-Generalsekretär kritisiert den Vorschlag einer Rente ab 70. (Quelle: Rüdiger Wölk/imago-images-bilder)
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Die SPD-Spitze hat die Vorschläge von Experten, das Rentenalter wegen der Inflation weiter anzuheben, zurückgewiesen. Generalsekretär Kevin Kühnert sprach von einer "gefühllosen Entgleisung".

Die Führung der Sozialdemokraten lehnt eine Erhöhung des Renteneintrittsalters strikt ab. Das sagte Generalsekretär Kevin Kühnert dem "Tagesspiegel" in einem Interview. Die SPD werde nicht zulassen, dass Rentner zu Inflationstreibern und volkswirtschaftlichen Risikofaktoren erklärt werden, sagte der Sozialdemokrat.

Seine Partei werde nicht akzeptieren, dass das Thema Inflation von den "immer gleichen Leuten dafür benutzt wird, ihre feuchten neoliberalen Träume der Vergangenheit heute im Angesicht von drohenden sozialen Schieflagen Wirklichkeit werden zu lassen", sagte Kühnert.

Ökonomen nennen Fachkräftemangel und Inflation als Grund

In der "Bild"-Zeitung hatten sich die Ökonomen Bernd Raffelhüschen, Stefan Kooths und Gunther Schnabl für Anpassungen ausgesprochen. Der Wirtschaftsforscher Schnabl sagte der "Bild": "Das Renteneintrittsalter muss steigen. Deutschland hat schon heute ein riesiges Fachkräfteproblem, Hunderttausende Stellen sind unbesetzt." Der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg hatte gefordert, das Rentenalter an die gestiegene Lebenserwartung anzupassen.

Gunther Schnabel hat jetzt im "Tagesspiegel" seine These von einer Erweiterung des Arbeitskräfteangebotes durch ein höheres Rentenalter verteidigt. Folge man der beschriebenen Hypothese, dann könne über eine Erhöhung des Arbeitsangebots der Anstieg von Löhnen und Preisen abgemildert werden. "Das kann über die Anhebung des Renteneintrittsalters, die Kürzung der Ausbildungszeiten und die Erhöhung der Erwerbsquote erfolgen", so der Wissenschaftler,

DGB und VdK lehnen Vorschlag entschieden ab

Andere Ökonomen sehen eine Erhöhung des Renteneintrittsalters zur Bekämpfung der Inflation skeptisch. Das sei keine zielführende Maßnahme, sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, dem "Tagesspiegel".

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte den Vorschlag scharf. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", ein höheres Rentenalter bedeute real mehr Arbeitslose. "Das ist nichts weiter als mutlose Leistungskürzung auf dem Rücken der Beschäftigten. Die Inflation bekämpft man damit aber nicht." Piel betonte, schon heute könnten Beschäftigte freiwillig über das 67. Lebensjahr hinaus arbeiten. "Das schaffen nur die wenigsten. Rund jeder Siebte scheidet früher aus dem Erwerbsleben aus – wegen Krankheit, fehlender altersgerechter Arbeitsplätze oder krank machender Arbeitsbedingungen."

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, bezeichnete den Vorschlag gegenüber der "Bild" als eine "Unverschämtheit": Was für Professoren und Ökonomen einfach erscheine, sei für Menschen in körperlich und psychisch anstrengenden Berufen nicht leistbar. "Statt sie die Krisen-Zeche zahlen zu lassen, sollten besser Vermögende höher besteuert werden."

Der Präsident des Sozialverbandes Deutschland, Adolf Bauer, sagte: "Bei einem aktuellen durchschnittlichen Renteneintrittsalter von circa 64 Jahren würde das nichts anderes als eine Rentenkürzung bedeuten." Das sei "blanker Hohn für all die Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben".

Verwendete Quellen
  • Tagesspiegel-Vorabmeldung
  • Nachrichtenagentur dpa
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