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Attentat in Magdeburg: Einsatzfahrzeug hätte Todesfahrt verhindern sollen


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Newsblog zum Anschlag in Magdeburg
Einsatzfahrzeug hätte Todesfahrt offenbar verhindern sollen


Aktualisiert am 24.12.2024 - 10:46 UhrLesedauer: 37 Min.
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Polizei-Transporter nach dem Anschlag am Magdeburger Weihnachtsmarkt: Solch ein Fahrzeug hätte offenbar die Zufahrt absperren sollen. (Quelle: Matthias Bein/dpa)
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Neue Details über mögliche Verfehlungen werden öffentlich. Taleb Al-Abdulmohsen rechnete offenbar mit seinem Tod bei dem Anschlag. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Einsatzfahrzeug hätte Todesfahrt offenbar verhindern sollen

9.30 Uhr: Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg war umfassend mit Pollern gegen Autos geschützt – doch ein Rettungsweg blieb offen. Dort sollte ein Fahrzeug der mobilen Einsatzkräfte stehen, um die fünf Meter breite Lücke zu schließen. Doch am vergangenen Freitagabend fehlte das Fahrzeug als Absperrung – und der Todesfahrer gelangte mit einem SUV auf den Weihnachtsmarkt.

Die mobile Sperre erklärte die Landesinnenministerin von Sachsen-Anhalt, Tamara Zieschang (CDU), auf einer Sitzung im Ältestenrat des Landtags. Warum dort jedoch kein Polizei-Transporter positioniert war, wollte Zieschang nicht sagen. Das Innenministerium von Sachsen-Anhalt erklärte auf eine Anfrage der "Bild"-Zeitung, dass vorher nicht festgelegt worden sei, wie viele Fahrzeuge an der mobilen Sperre stehen müssten.

Kramer verortet Magdeburger Täter im rechtsextremen Spektrum

3 Uhr: Der Todesfahrer von Magdeburg ist nach Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer in den vergangenen Jahren zunehmend ins rechtsextreme Spektrum abgedriftet. "Selbst, wenn sich eine psychische Störung herausstellen sollte, lässt sich an den Beiträgen des mutmaßlichen Täters im Internet eine gewachsene Radikalisierung mit Extremismusbezügen nach rechts in den letzten Jahren feststellen", sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Insofern sei es zwar widerwärtig, aber nicht überraschend, dass sich während der Trauerfeier im Magdeburger Dom Hunderte Rechtsextremisten in der Stadt versammelt und Hass und Hetze verbreitet hätten. "Denn sie sind wohl mitverantwortlich, wenn man sich die Radikalisierung auch des Täters anschaut", so Kramer.

Die Frage, was Taleb Al-Abdulmohsens zu der Tat trieb, haben die Ermittlungsbehörden bisher nicht beantworten können. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr, verdichten sich die Hinweise auf eine psychische Erkrankung des 50-Jährigen, der sich zuletzt in sozialen Medien zunehmend wirrer und radikaler geäußert hatte.

Kramer unterstrich: "Die Motive des Täters müssen erst weiter aufgeklärt werden, deshalb sind Schlussfolgerungen mit aller Vorsicht zu ziehen." Bei allem, was jetzt öffentlich bekannt und belastbar sei, könne man aber sicher sagen, dass es kein islamistisch motivierter Anschlag gewesen sei.

Montag, 23. Dezember

Attentäter von Magdeburg hinterließ offenbar Testament

19.38 Uhr: Der Todesfahrer Taleb Al-Abdulmohsen rechnete offenbar mit seinem Tod während der Tat. Im Fahrzeug entdeckten die Ermittler laut Informationen des "Spiegel" sein Testament. Darin verfügte er, dass sein gesamtes Vermögen nach seinem Tod an das Deutsche Rote Kreuz (DRK) übergehen soll. Politische Botschaften enthielt das Testament laut dem Bericht nicht.

Eine DRK-Sprecherin teilte auf Anfrage von t-online mit: "Es hat keinen Kontakt zwischen unserer Testamentspenden-Abteilung und ihm gegeben." Und weiter: "Im DRK-Bundesverband liegen keinerlei Kenntnisse zu dem Testament vor."

Zudem habe der Täter den BMW, mit dem er über den Weihnachtsmarkt raste, bereits am 11. Dezember angemietet – mehr als eine Woche vor der Tat. Am 12. Dezember gab er aus dem Hotel "Maritim" in Magdeburg ein Videointerview für einen islamfeindlichen US-Blog.

In diesem schwärmte er offenbar für den US-Milliardär und Trump-Vertrauten Elon Musk sowie den US-Verschwörungsideologen Alex Jones, heißt es in dem Bericht weiter. Al-Abdulmohsen behauptete, Deutschland lasse Islamisten aus Syrien ins Land, während es "das Leben von saudischen Ex-Muslimen zerstören wolle", schreibt der "Spiegel".

Hunderte bei Menschenkette gegen rechte Vereinnahmung

19.04 Uhr: Mit einer Menschenkette haben in Magdeburg viele Hundert Menschen an die Opfer des Anschlags erinnert und sich gegen die politische Vereinnahmung durch Rechte positioniert. Rund um den Alten Markt, wo am Freitag ein 50-Jähriger mit seinem Auto über den Weihnachtsmarkt raste, reihten sie sich auf. Zu der Aktion hatte die Initiative "Gib Hass keine Chance" aufgerufen, das Bistum Magdeburg beteiligte sich. Nach Angaben des Veranstalters kamen Tausende Menschen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Besucher kollabiert: Weidel muss Rede unterbrechen

17.35 Uhr: Alice Weidel betritt in Magdeburg die Bühne. Sie bezeichnet den Täter als einen Islamisten mit Hass auf Deutsche. Dabei deuten bisherige Hinweise darauf hin, dass es sich beim Attentäter um einen fanatischen Ex-Muslim handelt, der Deutschland für einen in seinen Augen zu freundlichen Umgang mit dem Islam bestrafen wollte. Kurz darauf muss Weidel ihre Rede unterbrechen – eine Person im Publikum ist kollabiert. Immer wieder gibt es "Abschieben"-Sprechchöre. Gegen 17.50 Uhr verlässt Weidel unter "Alice"-Sprechchören die Bühne.

Polizei konfrontierte Attentäter persönlich an seiner Arbeitsstelle

17.12 Uhr: Die Polizei hat den Täter von Magdeburg einige Wochen vor dessen Todesfahrt kontaktiert. Im September 2023 und Oktober 2024 seien sogenannte Gefährderansprachen unternommen worden, sagte Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang im Ältestenrat in Magdeburg. Das Gespräch im vergangenen Jahr sei im Polizeirevier Salzlandkreis durchgeführt worden. Das Gespräch in diesem Jahr sei auf der Arbeitsstätte erfolgt, sagte die CDU-Politikerin. Mehr dazu lesen Sie hier.

Holocaust-Vergleich bei AfD-Demo in Magdeburg

17.02 Uhr: In Magdeburg hält die AfD seit ungefähr 17 Uhr eine Demonstration angesichts des Attentats auf den Weihnachtsmarkt. Bereits nach wenigen Minuten gab es "Lügenpresse"-Rufe. Ein Redner zählte mehrere Gewalttaten der vergangenen Jahre auf und zog einen Holocaust-Vergleich: "Nie wieder ist jetzt."

Attentäter hatte sein Auto an roter Ampel abgestellt

14.56 Uhr: Die Festnahme Taleb Al-Abdulmohsens erfolgte wohl an einer roten Ampel. Landespolizeidirektor Mario Schwan erklärt nach "Bild"-Informationen vor dem Ältestenrat des Landtages, der Attentäter habe sein Auto nach seinem Anschlag gestoppt – "wegen einer Lichtsignalanlage". Al-Abdulmohsen hatte sein Auto also an einer roten Ampel abgestellt und wurde dort festgenommen.


Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP
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