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Wolfgang Schäuble | Merkel würdigt CDU-Politiker als "Anker von Stabilität"


Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble
Altkanzlerin Merkel würdigt Schäuble als "Anker von Stabilität"

Von Deutscher Bundestag, afp, mam

Aktualisiert am 22.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Wolfgang Schäuble (Archivbild): Über 50 Jahre gehörte er durchgängig dem Deutschen Bundestag an.Vergrößern des Bildes
Wolfgang Schäuble (Archivbild): Über 50 Jahre gehörte er durchgängig dem Deutschen Bundestag an. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt)
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Der Bundestag hält eine Gedenkfeier für den ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble ab. Der CDU-Politiker war am zweiten Weihnachtstag verstorben.

Nach einer bewegenden Trauerfeier in Offenburg Anfang Januar nimmt nun das politische Berlin Abschied von Wolfgang Schäuble. Im Beisein von Schäubles Familie begeht der Bundestag einen Trauerstaatsakt für den verstorbenen ehemaligen Bundestagspräsidenten und Bundesminister. Neben dessen hinterbliebener Frau Ingeborg Schäuble wurden etwa 1.500 Gäste aus dem In- und Ausland erwartet – darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Video | Macron überrascht mit Rede auf Deutsch
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Quelle: t-online

Nach einer musikalischen Einleitung ergriff Bundestagspräsidentin Bärbel Bas das erste Wort. "Deutschland verliert einen großen Demokraten und Staatsmann. Europa einen Vordenker. Und Frankreich einen besonderen Freund", so Bas. Die Entscheidung, den Staatsakt am 22. Januar abzuhalten, hätte ihm gefallen, sagte Bas. An diesem Tag jährt sich die Unterzeichnung des Élysée-Vertrags im Jahr 1963, der den Grundstein für die engen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich legte. Schäuble fühlte sich dieser Freundschaft zeitlebens eng verbunden – ein "Vermächtnis", so Bas, das den Bundestag dazu motiviere, an der Beziehung festzuhalten.

"Wolfgang Schäuble redete niemandem nach dem Mund. Er sprach aus Überzeugung", so Bas weiter – auch um Widerspruch zu provozieren. Dabei sei Schäuble stets Verfechter der Demokratie gewesen und "Deutschlands größter Staatsdiener". "Der Staatsdiener Wolfgang Schäuble hat stets auch Staatsernst verkörpert", so Bas. Doch Schäuble sei auch feinsinnig und humorvoll gewesen, daran erinnere sie sich gern.

Merz erzählt Anekdote aus Schäubles Kindheit

Nach Bas tritt CDU-Vorsitzender Friedrich Merz ans Rednerpult. Zu Beginn seiner Rede erzählt Merz eine Anekdote aus Schäubles Kindheit: Schäuble habe am 4. Juli 1954 daran geglaubt, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft gewinne und Recht behalten. Der Gewinn der deutschen Mannschaft ging als "Wunder von Bern" in die Geschichte ein. "Nicht aufgeben und die Begeisterung für den Sport", diese Eigenschaften hätte Schäuble auch im späten Alter noch in sich getragen, so Merz.

Es gebe so etwas wie einen "Dreiklang" in Schäubles politischen Wirken, so Merz. "Deutsche Einheit, Berlin, Europa und alles hängt eng zusammen", sagt der CDU-Politiker. Der Vertrag über die deutsche Einheit etwa trage Schäubles Handschrift. Auch hob Merz Schäubles politische Arbeit für Europa hervor sowie seine engen Beziehungen auf der europäischen Ebene. "Er konnte in der Sache sehr hart sein, und das hat ihm, zum Beispiel in der Finanzkrise, nicht nur neue Freunde eingetragen", sagte Merz weiter. "Aber sein Umgang war immer fair, er war immer bereit, seinem Gegenüber respektvoll zuzuhören und er war immer bereit, im Interesse Europas Kompromisse zu machen", so Merz.

"Wir verneigen uns vor einem wahren Staatsmann unseres Landes, vor einem europäischen Staatsmann, vor einem streitbaren Demokraten, vor einer prägenden Persönlichkeit der jüngeren Geschichte unseres Landes", so Merz. Über die vergangenen 30 Jahre sei zwischen ihm und Schäuble eine "tiefe und vertrauensvolle Freundschaft entstanden", fügte er hinzu. "Wir haben nur ein einziges Mal Streit miteinander gehabt und diesen Tag werde ich nie vergessen", beendet Merz seine Rede mit einer weiteren Fußball-Anekdote. "Da gewann seine Mannschaft Bayern München gegen meine Borussia Dortmund", so Merz.

"Frankreich hat einen Freund verloren"

"Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren", schloss sich auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Abschiedsreden von Merz und Bas an. In seiner Rede an die Abgeordneten des Bundestags und die Familie Schäubles sprach Macron zunächst für mehrere Minuten auf Deutsch, bevor er ins Französische wechselte.

"Nach Schäuble müssen wir weiter Europa denken", fuhr er fort. Schäuble setzte sich seit dem ersten Tag des russischen Angriffskrieges für einen Beitritt der Ukraine zur EU und zur Nato ein. Daran müsse man festhalten. In seiner Rede würdigte Macron Schäubles politisches Wirken für Europa und für die deutsche Beziehung zu Frankreich. "Es lebe Europa. Es lebe Deutschland. Es lebe die deutsch-französische Freundschaft", beendete er seine Ansprache an die Anwesenden.

Merkel würdigt Schäuble als "Anker von Stabilität und Ruhe"

Auch Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) war beim Trauerstaatsakt im Bundestag anwesend. Sie würdigte Schäuble zuvor als "einen Anker von Stabilität, von Ruhe und intellektuellem Scharfsinn." Zudem stellte die CDU-Politikerin Schäubles Rolle bei der Überwindung der Euro-Krise und als "glühenden Verfechter der deutschen Einheit" heraus.

Auf die Frage, was sie von Schäuble gelernt habe, sagte Merkel: "Gut zuhören, nicht zu schnell aufgeben, intellektuell scharf und klar debattieren und zum Schluss immer einen Kompromiss finden." Auch bei Konflikten habe sie an Schäuble geschätzt, "dass er nach vorne geschaut" und sich für Politik und Land eingesetzt habe.

Verwendete Quellen
  • Livestream des Deutschen Bundestags
  • Nachrichtenagentur AFP
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