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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Hart aber fair" Klamroth zu Klimaaktivistin: "Sie wollen einfach im Fernsehen sein?"
Ex-Umweltminister Peter Altmaier kritisiert den UN-Klimafonds. Klimakleberin Carla Hinrichs sagt: "Wir werden verarscht." Aber Louis Klamroth hegt bei ihr einen Verdacht.
Beim angeblich großen deutschen Wurf im Bereich Klimaschutz sind sich die Klimaaktivistin Carla Hinrichs und der ehemalige Umweltminister Peter Altmaier (CDU) überraschend einig. "Wir werden von dieser Konferenz verarscht. Auch die internationale Gemeinschaft verarscht uns, aber besonders unsere eigene Regierung", sagte Hinrichs am Montagabend in der Sendung "Hart aber fair".
Die Gäste
Julia Verlinden (B'90/Grüne), stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Peter Altmaier (CDU), ehemaliger Umwelt- und Wirtschaftsminister
Carla Hinrichs, Sprecherin "Letzte Generation"
Clemens Fuest, Präsident des IFO Instituts
Sven Plöger, ARD-Meteorologe
Werner Eckert, Umweltexperte SWR
Hinrichs kritisierte: Die 100 Millionen US-Dollar aus Deutschland für den internationalen Klimafonds sollten als großer Coup verkauft werden. Allein die Katastrophe im Ahrtal aber habe 300-mal mehr gekostet. "Bei dem Argument gebe ich Frau Hinrichs ausdrücklich recht", meinte Altmaier.
"Hart aber fair" zum Klimagipfel
"Damit kriegen Sie keinen einzigen Inselstaat vorm Versinken bewahrt", sagte der Ex-Kanzleramtsminister zu dem in Dubai vorgestellten UN-Klimafonds und dem deutschen Beitrag. Früher sei auf den UN-Weltklimakonferenzen finanziell noch in ganz anderen Dimensionen gedacht worden.
Altmaier bezweifelte die wiederholten Beteuerungen der Grünen-Fraktionsvize Julia Verlinden, die Ampelkoalition habe die von der Großen Koalition hinterlassene Klimalücke zu 80 Prozent geschlossen: "Das steht auf dem Papier." Das Geld dafür habe Verlindens Parteifreund, Wirtschaftsminister Robert Habeck, im Moment gar nicht. "Die Lücke ist noch nicht geschlossen. Sie haben Maßnahmen, Sie haben Pläne. Aber sie müssen umgesetzt werden. Und das ist das Problem auf der ganzen Welt."
Hinrichs warf der Bundesregierung vor, all ihre Versprechen zur COP28 lägen "in Trümmern". Sie verwies auf das jüngste Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, laut dem die Regierung ihre eigenen Klimaschutzziele nicht einhält. "Deutschland muss sich da in irgendeiner Form vielleicht schon fast schämen, da hinzureisen und große Töne zu schwingen, wenn die eigenen Gerichte ihnen attestieren, dass es nicht reicht", meinte die Vertreterin der "Letzten Generation".
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Von "Verarsche" wollte Altmaier selbstverständlich nicht sprechen. Doch auch er fand, dass Deutschland in Dubai gerade kein gutes Bild abgibt. "Wenn wir die 'Letzte Generation' kritisieren, aber selber unsere eigenen Gesetze nicht einhalten, dann verlieren wir jede Glaubwürdigkeit und zwar nicht nur national, sondern auch international", monierte der CDU-Politiker. "Deshalb hoffe ich, dass dieses Gesetz noch mal korrigiert wird."
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Altmaier wandte sich damit gegen die Pläne der Ampelkoalition, nur noch eine einzige Obergrenze für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu definieren. Er votierte wie bislang dafür, separate Limits für Sektoren wie Verkehr oder Bauwirtschaft festzulegen. "Das ist Planwirtschaft, Herr Altmaier. Das ist unvernünftig", protestierte Clemens Fuest, Präsident des IFO Instituts.
Klamroth bezweifelt Motive von Klimakleberin
Apropos "unvernünftig": Funktioniert Ihre Methode überhaupt?, wollte Klamroth von der Klimakleberin wissen. "Ich denke, es funktioniert ziemlich gut. Ich sitze heute hier und kann damit meine Message an ein großes, großes Publikum richten", erwiderte Hinrichs. "Das heißt, Sie wollen gar nicht Zustimmungswerte zu Klimaschutzmaßnahmen steigern, sondern Sie wollen einfach ... im Fernsehen sein?", unterstellte der Moderator, der mit Luisa Neubauer von der Klimabewegung "Fridays for Future" liiert ist.
Die Mehrheiten für Klimaschutz seien längst da, widersprach Hinrichs. Es gehe um die Umsetzung durch die Politik. In der Demokratie funktioniere das über Druck, auch von der Straße. Der ARD-Meteorologe Sven Plöger warnte jedoch davor, dass der Dauerkrisenmodus der vergangenen Jahre die Menschen zunehmend zermürbe. Das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, führe zu Unsicherheit und viele direkt in die Arme von Populisten.
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"Wir sehen nie den Effekt dessen, was wir tun", beschrieb Plöger ein Dilemma des Klimaschutzes. Auch deshalb sei es leicht, mit dem Finger auf Andere zu zeigen oder alles nur vom Geld abhängig zu machen. "Wir brauchen eine Haltung", forderte der Klimaexperte. Sein Vorschlag: Das scheinbar übermächtige Problem in kleine, machbare Aufgaben herunterbrechen, die jeder Einzelne und die Politik konkret angehen kann.
Plöger warnte bei "Hart aber fair" davor, den Klimaschutz durch das Warten auf vermeintlich technologische Wunderlösungen aufzuschieben. Ein Paradebeispiel ist für ihn der grüne Wasserstoff. Die Vorstellung, der mit Erneuerbaren Energien produzierte Energieträger könne Gas ersetzen, sei ein Irrglaube. "Funktioniert so nicht. Grüner Wasserstoff wird ewige Mangelware sein", betonte Plöger.
- ARD: "Sendung 'Hart aber fair' vom 4. Dezember 2023"