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Freie-Wähler-Politiker Saller nach Antisemitismus-Eklat: "Dummer Post"


Reaktion auf Lauterbach-Post
Freie-Wähler-Politiker äußert sich nach Antisemitismus-Eklat

Von t-online, swo

Aktualisiert am 25.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Der "x"-Post: Karl Lauterbach mit seinem Doktorvater Amartya Sen dessen Frau Emma Rothschild.Vergrößern des Bildes
Der "x"-Post: Karl Lauterbach mit seinem Doktorvater Amartya Sen dessen Frau Emma Rothschild.

Mit einem gemeinsamen Foto wollte Gesundheitsminister Karl Lauterbach seinen Doktorvater würdigen. Die Kommentare sind jedoch voll antisemitischer Hetze. Auch ein Politiker rudert nun zurück.

Auf dem Foto grinsen die drei freundlich in die Kamera: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat ein Bild mit seinem Doktorvater Amartya Sen und dessen Frau Emma Rothschild auf der Plattform X, vormals Twitter geteilt.

Lauterbach lobt die beispiellose Karriere des 89-jährigen früheren Harvard-Professors, der 1998 den Nobelpreis für Ökonomie erhalten hatte. Bewundernswert sei auch dessen Einsatz für das "Thema soziale Gerechtigkeit", er sei ein "Vorbild für mich bis heute", so Lauterbach. Davon wollen viele Kommentatoren aber nichts wissen. Stattdessen nehmen sie den Namen von Sens Ehefrau als Anlass für antisemitische Hetze und das Verbreiten von Verschwörungstheorien. Auch ein deutscher Politiker kommentierte – und löschte später sein X-Profil.

Antisemitismus statt Anerkennung

Markus Saller, Direktkandidat der Freien Wähler im bayerischen Wahlkreis Mühldorf a.Inn, schrieb "Rothschild?" unter das Bild. Für viele X-Nutzer stellt das eine deutliche Anspielung auf den "Mythos Rothschild" dar. Dabei handelt es sich um eine antisemitische Verschwörungstheorie, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert hat.

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Damals war die Familie Rothschild sehr wohlhabend und verfügte folglich über einen gewissen Einfluss. Bis heute wird ihnen durch eine vermeintlich enorme Kapitalmacht ein Eingreifen ins politische Weltgeschehen vorgeworfen und sie so als Sündenbock für Krisen und Kriege genutzt.

Saller fiel schon zuvor auf

Es ist nicht das erste Mal, dass Saller Narrative von Verschöwungstheoretikern bedient. Erst vor wenigen Tagen kommentierte er einen Beitrag zum "Great Reset". Diese Verschwörungstheorie geht von einer gezielten Neuordnung der Weltwirtschaft durch eine Finanzelite nach der Corona-Pandemie aus. Vor allem unter Corona-Leugnern traf dieses Gedankengut auf offene Ohren. Saller sprach in dem Zusammenhang davon, dass man sogenannten "Big-Playern" einen "Logenplatz" im "Great-Reset-Spiel" versprochen hätte und zeigt sich somit als Befürworter der Verschwörungstheorie.

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Mittlerweile wurde der Post gelöscht, es kursieren aber Screenshots. Zudem löschte der Freie-Wähler-Politiker kurzerhand auch sein Profil auf X. Eine t-online-Anfrage an Saller steht noch aus.

Saller distanziert sich von "jeglicher Form des Antisemitismus"

Dafür gab Saller dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" Antworten. Demnach habe er beim Namen Rothschild nicht an den jüdischen Hintergrund der Familie gedacht, lediglich wegen der Bekanntheit des Namens ein Fragezeichen hinter seinen Kommentar gesetzt.

Dass er den Begriff "Great Reset" in seinem anderen Kommentar nutzte, sei lediglich als flapsige Bemerkung zu verstehen. Im Nachhinein bezeichne er diese als ungut. Dass mit dem Begriff eine antisemitische Ideologie assoziiert werde, sei ihm nicht bewusst gewesen, sagte Saller demnach.

"Mit dem heutigen Tag ist mir bewusst geworden, dass man einen Zusammenhang zwischen meinen Posts und Antisemitismus herstellen kann, er war jedoch nie gewollt, und ich distanziere mich von jeglicher Form von Antisemitismus", zitiert das Magazin den Politiker. Zudem bezeichnete er seinen Beitrag als "dummen Post" und bat Menschen um Entschuldigung, deren Gefühle er verletzt haben könnte.

Die Löschung seines X-Profils sei den Reaktionen auf der Plattform geschuldet. Damit sei er nicht mehr klargekommen. Zudem sei er dem Andrang mitten im Wahlkampf und ohne großes Unterstützerteam nicht gewachsen gewesen, erklärte Saller. Für die "Aufregung, die mit am Anfang nicht bewusst war", habe er aber Verständnis. "Von mir war jede Form von Antisemitismus nicht beabsichtigt."

Lauterbach selbst reagierte auf die vielen antisemitischen und verschwörungstheoretischen Kommentare unter seinem Bild und schrieb: "Das ist leider wahr. Viele "Querdenker" scheinen auch antisemitische "Gedanken" zu haben."

Verwendete Quellen
  • x.com: Profil von @Karl_Lauterbach
  • x.com: Profil von @Hoellenaufsicht
  • zdf.de: "Davos - Zielscheibe von Verschwörungsmythen"
  • blz.bayern.de: "Themenforum Antisemitismus"
  • swr.de: "Haben die Rothschilds eine besondere Macht?"
  • spiegel.de: "Direktkandidat der Freien Wähler löscht X-Account nach Posts mit antisemitischen Chiffren"
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