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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Newsblog zu Neuwahlen Diese Grünen hoffen auf Ämter in der nächsten Regierung
Die Grünen wollen trotz vager Machtperspektive weiterregieren. Ambitioniertes Personal hat die Partei allemal. Alle Entwicklungen im Newsblog.
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Diese Grünen hoffen auf Ämter in der nächsten Regierung
20.18 Uhr: Die Machtperspektive der Grünen nach der für 23. Februar angesetzten Bundestagswahl ist eher vage. Trotzdem hoffen einige prominente Vertreter der Partei, auch im kommenden Jahr weiterregieren zu können. Als parteiintern gesetzt gilt Annalena Baerbock, die nach eignen Worten "sehr, sehr gerne weitermachen" würde im Auswärtigen Amt. Auch der Wirtschaftsminister und grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck würde im Fall einer grünen Regierungsbeteiligung weiter am Kabinettstisch sitzen – wohl am liebsten als Finanzmister. Veränderungen dürfte es einem Bericht des "Tagesspiegel" zufolge aber in anderen grün geführten Ministerien geben.
Klar ist, dass der bisherige Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in sein Heimatland Baden-Württemberg zurückgeht, um dort als Ministerpräsident seinem Parteifreund Winfried Kretschmann nachzufolgen. Aufhören dürfte dem "Tagesspiegel" zufolge auch Lisa Paus. Die zum linken Parteiflügel gehörende Familienministerin habe kaum Rückhalt in der Bundespartei und dürfte 2026 für die Berliner Grünen ins Rennen gehen, heißt es. Unklar sei auch, wie es mit Steffi Lemke weitergeht. Die Umweltministerin soll nach Ansicht vieler Parteilinker zu viele Kompromisse beim Klimaschutz gemacht haben.
Gute Chancen auf ein Ministeramt hätte wohl auch die gerade gewählte Parteivorsitzende Franziska Brantner, die zum Realo-Flügel gehört. Als ministrabel gelten bei den Grünen auch die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sowie ihr Kabinettskollege Oliver Krischer. Von der Landes- in die Bundespolitik wechseln könnte laut "Tagesspiegel" auch Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz. Chancen auf ein Ministeramt dürfen sich demnach auch Katharina Dröge und Andreas Audretsch machen, die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag und ihr Stellvertreter. Sie gelten beide als Vertreter des linken Parteiflügels.
"Hohlkörper": Ex-Parteichef Gabriel rechnet mit SPD ab
16.28 Uhr: Nach der turbulenten Debatte um ihren Kanzlerkandidaten übt der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel massive Kritik an seiner Partei. "Die SPD ist ein Hohlkörper geworden, ohne innere oder äußere Haltung", sagte Gabriel der "Bild"-Zeitung. "Der wesentliche Grund für den Niedergang der SPD ist die Tatsache, dass deren Führung nur noch taktisch darüber nachdenkt, wie sie am besten die Chance haben, in ein Ministeramt zu kommen", so der frühere Außenminister.
Gabriel wirft der SPD-Führung vor, kein überzeugendes Parteiprogramm zu haben. Die Funktionäre der Partei hätten die Sorgen der Menschen bei ihrem "Machtpoker" aus dem Blick verloren, kritisiert Gabriel, der die Partei von 2009 bis 2017 führte: "Politik, die SPD als Partei, der Alltag der Menschen – spielt dabei keine wirkliche Rolle", so Gabriel, der inzwischen in den Aufsichtsräten verschiedener Unternehmen sitzt und als außenpolitischer Berater arbeitet.
Die SPD hatte in den vergangenen Wochen hart gestritten, ob sie Kanzler Olaf Scholz oder Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzlerkandidat für die für den 23. Februar angesetzte Bundestagswahl nominiert. Am Donnerstag erklärte Pistorius, dass er als Kanzlerkandidat nicht zur Verfügung steht. In einer jüngsten Umfrage haben sowohl Scholz als auch die SPD weiter an Zustimmung verloren.
Dieter Bohlen will den Kanzler beraten
15.49 Uhr: Geht Dieter Bohlen bald in die Politik? Der TV-Star kann es sich offenbar gut vorstellen – und sagt auch, was in Deutschland seiner Meinung nach falsch läuft. Lesen Sie den ganzen Artikel hier.
Jusos watschen SPD-Führung ab
3.20 Uhr: Nach den langen Querelen in der SPD hält der Parteinachwuchs auf seinem Bundeskongress einer Führungsfigur nach der anderen eine Standpauke. Nach einem Auftritt von SPD-Generalsekretär Matthias Miersch, in dem dieser zu einem beherzten Wahlkampf mit dem Hauptgegner Union aufgerufen hatte, erwiderte etwa die Juso-Delegierte Nina Gaedicke aus Münster: "Wir sollen in einen historischen Bundestagswahlkampf ziehen - und die SPD verstolpert die Kanzlerfrage!" Sie frage sich: "Warum wart ihr so unvorbereitet auf diese Debatte? Es ist euer fucking job, Dynamiken in dieser Partei zu erkennen und dann tatsächlich auch Angebote zu machen."
Miersch hatte gesagt, er nehme die Kritik der Jusos sehr ernst. "Mir geht es jetzt allerdings darum, mit Euch nach vorne zu gucken", sagte der noch kommissarische Generalsekretär. Er verwies auf Erfolge der SPD in der Regierung und forderte unter anderem, jede und jeder müsse sich den Umstieg von fossiler Energie leisten können - nicht nur Wohlhabende. Dies zähle zu den Inhalten, "für die wir in den nächsten 91 Tagen brennen müssen", sagte Miersch mit Blick auf die wahrscheinlich im Februar stattfindende Bundestagswahl. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass die SPD erneut einer Regierung angehören werde, die für nötige Investitionen nicht bei der Schuldenbremse die Weichen umstelle.
Esken: Haben kein gutes Bild abgegeben
0.10 Uhr: SPD-Co-Chefin Saskia Esken hat sich selbstkritisch über das Verfahren zur Auswahl eines Kanzlerkandidaten ihrer Partei geäußert. "Nein, wir haben kein wirklich gutes Bild abgeben bei der Nominierung des Kanzlerkandidaten", sagte Esken am Samstag auf dem Kongress der Jusos, der Jugendorganisation der SPD, in Halle und erhielt dabei das einzige Mal langen Applaus der rund 500 Jusos-Delegierten. Sie sei aber froh, dass endlich Klarheit herrsche, dass der derzeitige Kanzler Olaf Scholz Kanzlerkandidat der Partei werde. "Wir alle sind in tiefer Sorge um die Sozialdemokratie", fügte sie hinzu und forderte einen entschlossenen und geschlossenen Wahlkampf.
Samstag, 23. November
Lindner: SPD will FDP "zerstören"
10 Uhr: FDP-Chef Christian Lindner hat der SPD vorgeworfen, "die Zerstörung der FDP" anzustreben. Dem "Handelsblatt" sagte Lindner, seine Entlassung "sollte wohl Teil des Wahlkampfs sein". Die SPD folge einem "eiskalten taktischen Kalkül": Sie wolle einerseits von ihrer "Konzeptlosigkeit" angesichts der Wirtschaftslage ablenken. "Andererseits geht es der SPD um die Zerstörung der FDP, denn eine starke FDP im Bundestag senkt automatisch das Risiko einer Beteiligung von SPD oder Grünen an der nächsten Bundesregierung."
Der FDP-Chef nahm erneut zu den Vorwürfen Stellung, er habe wochenlang auf den Bruch des Bündnisses mit SPD und Grünen hingearbeitet: "Es war länger absehbar, dass in der Koalition unterschiedliche Einschätzungen zu den Herausforderungen und ihrer Lösung bestanden. Daher haben wir Szenarien erwogen", sagte Lindner. "Ohne Neuausrichtung der Politik hätte die Koalition beendet werden müssen." Er habe angesichts der Wirtschaftskrise nur das Wohl Deutschlands im Blick gehabt: "Muss ich mich rechtfertigen, dass SPD und Grüne eine Problemlösung als Provokation empfinden?"
Die Ampelkoalition war am 6. November zerbrochen. Lindner hatte in der Woche zuvor ein 18-seitiges Forderungspapier für eine "Wirtschaftswende" veröffentlicht, das SPD und Grüne als Affront bewerteten. Kanzler Olaf Scholz (SPD) entschied dann beim Koalitionsausschuss, Lindner zu entlassen. Die Ampelkoalition war damit Geschichte.
Habeck will Strom deutlich günstiger machen
2.30 Uhr: Der Grünen-Kanzlerkandidat und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat für den Fall eines Wahlsiegs angekündigt, Strom deutlich billiger machen zu wollen. "Wir haben die Energieversorgung in dieser Legislatur gesichert und daran gearbeitet, dass sie sauber wird. Der nächste Schritt ist, dass Strom günstiger werden muss", sagte Habeck den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Samstagsausgaben). "Davon profitieren alle: Unternehmen und Verbraucher."
Steuern sowie Abgaben seien zu hoch und müssten sinken, fuhr der Grünen-Politiker fort. Als Beispiel nannte er die Übertragungsnetzentgelte, mit denen der Ausbau der Stromautobahnen finanziert wird. "Die Leitungen können über Generationen genutzt werden. Es ist deshalb fair und sinnvoll, sie auch über Generationen zu finanzieren", sagte Habeck. "Wir müssen uns buchstäblich mehr Kredit geben, wenn wir die Transformation schaffen wollen."
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters